Ohne Ruhe in den Ruhestand

Trier-Olewig · Aus für einen Traditionsbetrieb in Olewig: Der Steinmetz Werner Bettendorf (62) hat Ende März sein Geschäft geschlossen. Aus gesundheitlichen Gründen, und weil ihm ein Nachfolger fehlte, war eine Weiterführung des Betriebs nicht möglich. Aus der ehemaligen Werkstatt entstehen nun zwei Wohnungen.

 83 Jahre Betriebsgeschichte gehen zu Ende: Werner Bettendorf, der Enkel des Firmengründers, muss nun seine ehemalige Werkstatt im Stadtteil Olewig umbauen. TV-Foto: Manuel Beh

83 Jahre Betriebsgeschichte gehen zu Ende: Werner Bettendorf, der Enkel des Firmengründers, muss nun seine ehemalige Werkstatt im Stadtteil Olewig umbauen. TV-Foto: Manuel Beh

Trier-Olewig. Wer in den vergangenen Wochen durch Olewig gefahren ist, dürfte die Veränderung im Ortsbild bemerkt haben. Dutzende Grabsteine sind vom Gelände des Steinmetzbetriebes von Werner Bettendorf in der Hunsrückstraße verschwunden. Die Stahltür zur Werkstatt ist durch eine Mauer ersetzt worden. Der 62-jährige Handwerker hat sein Traditionsunternehmen geschlossen, das er in der dritten Generation geführt hat. Als Grund für diese Entscheidung nennt Bettendorf gesundheitlichen Probleme und die ergebnislose Suche nach einem Nachfolger. "Es ist nicht leicht, den Betrieb zu schließen. Ich habe ihn mit meinem Vater aufgebaut, nun baue ich ihn ab." Er habe schon lange über eine Schließung nachgedacht - und jetzt tatsächlich die Notbremse ziehen müssen.
Auf Grabsteine spezialisiert


Werner Bettendorf übernahm in den 1980er Jahren das Unternehmen, das sein Großvater 1930 gegründet hatte. Bereits als Kind faszinierte ihn das Arbeiten mit Steinen, so dass es für ihn keine andere Alternative gab, als die Werkstatt zu übernehmen. "Es ist toll, am Abend zu sehen, was man während des Tages gearbeitet hat. Stolz macht mich vor allem, wenn ich an einem Brunnen vorbeifahre, den ich selbst geschaffen habe", sagt der Steinmetz.
In seiner Lehrzeit entschieden Vater und Sohn, sich auf Grabsteine zu spezialisieren. Mit diesem Aufgabenbereich verbindet der Ur-Olewiger ein hohes Maß an Kreativität und Abwechslung. Beispielsweise stellte er einen Grabstein mit chinesisch-japanischen Schriftzeichen her, obwohl er keine der beiden Sprachen beherrscht. Besonders froh ist er, dass während seiner Arbeitsjahre nie ein Unfall passiert ist: "Es war immer ein großes Anliegen von mir, auf die Sicherheit in der Werkstatt zu achten."
Während der vergangenen Jahre habe er eine immer größer werdende Beliebtheit von See- und Baumbestattungen festgestellt, berichtet Bettendorf. Dies schlage sich auch in der Auftragslage nieder. Die Nachfrage nach Grabsteinen werde zwar geringer, aber das Einsatzgebiet der Handwerker entwickle sich weiter. Aus diesem Grund sei der Beruf des Steinmetzes kein Metier der Vergangenheit, da sich Trends dauerhaft verändern: "Der Steinmetz ist einer der ältesten Berufe, und ich glaube nicht, dass dieser nach solch einer langen Zeit aussterben wird. Denn es muss in der heutigen, technischen Welt noch Menschen geben, die den Steintisch herstellen, auf dem der Computer steht."
Der Neu-Rentner hofft, dass er sich nun vermehrt seinen Hobbys Fahrradfahren und Bergwandern zuwenden kann. Auch einige Tage nach der Schließung spürt Bettendorf noch keine große Veränderung - "bis auf die fehlenden Kundengespräche".
Derzeit widmet er sich dem Verkauf von Maschinen und Werkzeugen und hilft beim Umbau seiner Werkstatt mit. Daraus sollen nun zwei Wohnungen entstehen.
Bettendorf¨"Bis jetzt habe ich noch keinen Tag erlebt, an dem ich mich wirklich wie ein Ruheständler gefühlt habe."

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