Ohren auf und spielen

Trier · Erfahrene und unerfahrene Musiker zusammen auf einer Bühne: Das ist eines der Ziele des 22. Osterworkshops des Jazzclubs Trier. Nach drei Tagen Probenarbeit zeigten die 51 Teilnehmer ihr Können beim Abschlusskonzert in der Tufa. Die Bilanz: ein gutes Preis-Leistungsverhältnis.

 Fetzige, aber auch gefühlvolle Klänge gibt es beim Osterworkshop mit insgesamt 51 Teilnehmern in der Tufa Trier. Auch Musiker aus Luxemburg und dem Ruhrgebiet mischen beim Abschlusskonzert mit. TV-Foto: Manuel Beh

Fetzige, aber auch gefühlvolle Klänge gibt es beim Osterworkshop mit insgesamt 51 Teilnehmern in der Tufa Trier. Auch Musiker aus Luxemburg und dem Ruhrgebiet mischen beim Abschlusskonzert mit. TV-Foto: Manuel Beh

Trier. Es ist still im großen Saal der Tufa. Leises Pfeifen breitet sich aus, gefolgt von Rasseln und Rauschen. Bei dieser geheimnisvollen Atmosphäre betreten die Schlagzeuger die Bühne. Langsam verändert sich der Rhythmus und die seichten Klänge werden zu rockigen Beats. Wie bei dieser Aufführung ist der Abend geprägt von einem abwechslungsreichen Programm. Die Vielfalt der Musikrichtungen reicht vom Soul bis zum Swing, vom Latin bis zum Funk. Voller Bigband-Sound erzeugt die Combo mit Sänger Lorenzo Mastrocesare mit dem Titel "You are the sunshine". Er begeistert mit seiner klaren, starken Stimme, die der von Stevie Wonder erstaunlich ähnlich kommt. Schlagzeuger Ilja Tarnopolskij untermalt klanglich den Gesang und glänzt mit einem virtuosen Solo, bei dem er die Vielfalt seines Instrumentes ausnutzt.
Freie Improvisation


Ein musikalisches Gespräch führen Petra Hesseler am Alt- und Ulrike Schneider am Tenorsaxofon. Immer abwechselnd spielt jede Musikerin ein paar Takte und geht mit dem Rhythmus und den Tönen auf die andere ein. Das Solieren und die freie Improvisation stehen wie in jedem Jahr im Mittelpunkt des Workshops. "Viele sind die Improvisation nicht gewöhnt und deswegen ist es im ersten Moment auch schwer. Da heißt es jedoch nur: Ohren auf und spielen", sagt Helmut "Daisy" Becker, Leiter des Workshops.
Die Combo unter Posaunen-Dozent Jan Schreiner versucht sich wie im letzten Jahr an einer solchen freien Improvisation. Ohne eine Ahnung zu haben, was kommen mag, betreten die Musiker die Bühne. Beginnend mit einem einfachen Marschrhythmus bringen Bassist Christian Eller und Gitarrist Gerd-Michael Lambio Funk-Elemente ins Spiel, während die Bläser Akzente setzen. "Keiner meiner Musiker kannte es, frei zu improvisieren. Dass alle so begeistert mitgemacht haben, finde ich toll", sagt Schreiner.
Für ein leichtes Zwischenspiel sorgen die Gitarristen. Mit dem Instrumentaltitel "Sunny" entführen sie die Zuhörer in der voll besetzten Tufa in die Karibik. Frenetisch applaudierte das Publikum bei Sänger Marco Planca, der mit seiner Bass-Stimme auf der Bühne aufblüht. Von hohen bis tiefen Stimmlagen, von Soul bis zu sanften Klängen reißt er die Zuhörer mit, so dass auch der letzte Besucher in der hintersten Reihe beim Jazz-Standard "Fever" ein Kribbeln im Bauch spürt.
Für viele der 51 Teilnehmer ist das Abschlusskonzert der erste Auftritt. Daher lege der Jazzclub Wert darauf, erfahrene und unerfahrene Musiker in den Combos zu mischen. "Die alten Hasen ziehen die Neulinge mit und die Neulinge bringen teils erstaunliche Leistungen nach den drei Tagen auf die Bühne", meint Becker. Der über die Grenzen Triers hinaus bekannte Workshop zog auch in diesem Jahr Teilnehmer aus Luxemburg, Kaiserslautern und aus dem Ruhrgebiet an. Jazzclub-Chef Nils Thoma zollt seinen Respekt vor den Musikern, die die freien Ostertage nicht auf dem Sofa, sondern mit harter Probenarbeit verbrachten. "Die musikalische Qualität erreichte in diesem Jahr wieder einen Höhepunkt. Für Trier als kleine Jazz-Stadt ist dieser Workshop enorm wichtig."
Extra

Ullrich Carl (75) aus Gusterath, Saxofonist: "Ich habe erst sehr spät angefangen, Saxofon zu spielen. Nun suche ich nach Möglichkeiten, mich musikalisch weiterzubilden. Der Workshop ist eine Riesen Chance, um sicherer im Rhythmus und in den Tönen zu werden." Hilde Klaeren (65) aus Dreis-Brück, Sängerin: "Dieses Jahr nehme ich zum dritten Mal am Osterworkshop teil. Ich mag die lockere, entspannte Atmosphäre unter den Musikern und den Dozenten, die ihr Wissen gut vermitteln und uns motivieren können." Carsten Miny (53) aus Trier, Schlagzeuger: "Ich finde den Mix zwischen Instrumentalunterricht und dem Ensemblespiel spannend. Die Dozenten geben sich viel Mühe und wir Musiker erhalten ein gutes, nachhaltiges Feedback." Ralf Tapp (49) aus Saarbrücken, Bassist: "Ich bin schon zum siebten Mal dabei und erlebe immer wieder, wie neue Schwerpunkte gesetzt werden. Als ich zum ersten Mal teilnahm, konnte ich gerade einmal meinen Bass halten. Meine Musikerkollegen haben mir wertvolle Tipps gegeben." Frederike Jacobs (16) aus Zewen, Saxofonistin: "Nach den drei Tagen merke ich, dass ich viel sicherer mit den Rhythmen geworden bin. Vor allem das Ensemblespiel hat mir viel Spaß gemacht." (beh)/TV-Fotos (5): Manuel beh

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