Ohrfeige und Kampfansage

TRIER. CDU und UBM wollen am 20. März im Stadtrat Simone Kaes-Torchiani zur neuen Trierer Baudezernentin wählen. Beide Fraktionen haben sich am Montagabend jeweils einstimmig entschieden, die CDU-Kandidatin zu unterstützen. Grünen-Sprecher Gerd Dahm wirft der CDU vor, sie wolle den gesamten Stadtvorstand beherrschen. "Diese Entscheidung ist eine Kampfansage an den neuen OB Klaus Jensen."

Seit die Identitäten der beiden Bewerberinnen um das Trierer Baudezernat durch einen Bericht des Trierischen Volksfreunds bekannt wurden ("Zwei Frauen kämpfen um ein Amt", TV vom 2. März), prägen Emotionen die politische Szene. Die CDU wird mit Vorwürfen überhäuft, Kompetenzen außer Acht zu lassen und sich nur am Parteibuch festzuhalten. "Ich bin entsetzt", sagt Fraktionschef Berti Adams. "Das geht gegen die Ehre und unter die Gürtellinie. Wir sind überzeugt davon, dass Simone Kaes-Torchiani eine kompetente Baudezernentin sein wird. Ihre Parteizugehörigkeit spielt dabei keine Rolle." Der Hintergrund: Am 20. März soll sich der Stadtrat zwischen der früheren Wittlicher Stadtplanerin Simone Kaes-Torchiani (51, CDU) und der parteilosen Kandidatin Beatrice Soltys (40) aus Ludwigsburg in Baden-Württemberg entscheiden. Schnell standen die Fronten fest: CDU und UBM, sie bilden die Mehrheit, zeigten sich "ihrer" Kandidatin geneigt. SPD, FDP und die Grünen stellten sich dagegen hinter die unabhängige Beatrice Soltys, die auch vom - ebenfalls als unabhängig auftretenden, dabei aber der SPD angehörenden - neuen OB Klaus Jensen favorisiert wird. Aus diesen Signalen sind am Montagabend harte Fakten geworden. In ihren Fraktionssitzungen trafen CDU und UBM die für den 20. März verbindlichen Entscheidungen. Manfred Maximini (UBM) macht nicht viele Worte: "Wir werden Frau Kaes-Torchiani unterstützen, falls sie von einer Fraktion vorgeschlagen werden sollte." CDU-Fraktions-Chef Berti Adams lässt keinen Zweifel daran, dass es so kommen wird: "Wir haben in der Fraktionssitzung abgestimmt." Sogar in geheimer Wahl. Das Ergebnis sei einstimmig gewesen - für Simone Kaes-Torchiani. Adams begründet diese Entscheidung. "Frau Soltys ist mit Sicherheit eine hervorragende Architektin und hat in ihren Arbeitsfeldern großartige Leistungen gezeigt. Doch unserer Ansicht nach erfüllt sie nicht die Erwartungen an eine Baudezernentin." Simone Kaes-Torchiani dagegen "war technische Dezernentin in Stollberg und ist die richtige Kandidatin". Immer wieder laut werdende Stimmen, die von Problemen während Kaes-Torchianis Zeit als Stadtplanerin in Wittlich (1984 bis 1998) sprechen, will Adams nicht gelten lassen. "Ständig schießt sich alles auf die Wittlicher Zeit ein. In welchem Jahrhundert leben wir denn?" Das Fazit des CDU-Fraktionsvorsitzenden: "Ich hoffe sehr, dass sowohl meine Fraktion als auch Frau Kaes-Torchiani die harte und unangenehme Diskussion bis zum 20. März überstehen, ohne umzufallen."SPD baut auf Prinzip Hoffnung

Genau darauf bauen Peter Spang (SPD) und Thomas Egger (FDP). Beide Fraktionen werden sich zusammen mit den Grünen hinter Beatrice Soltys stellen. "Wir hoffen, dass es Mitglieder der CDU-Fraktion gibt, die sich genau über die jeweiligen Fähigkeiten der Kandidatinnen informieren und dann doch noch die richtige Entscheidung treffen", sagt Spang. "Ich bedaure es sehr, dass die Angst vor einem Machtverlust die Wahl einer neuen Dezernentin diktiert", ergänzt Egger. Die Grünen feuern aus allen Rohren. "Diese Haltung der CDU und UBM ist eine Ohrfeige für alle, die Klaus Jensen mit überwältigender Mehrheit zum neuen Oberbürgermeister gewählt und damit den Wunsch nach einer Erneuerung im Rathaus zum Ausdruck gebracht haben", sagt Grünen-Sprecher Gerd Dahm. Die CDU sei nicht bereit, eine Kandidatin "außerhalb ihres schwarzen Dunstkreises" zu akzeptieren. "Die lautstark angekündigte sachliche Zusammenarbeit mit dem neuen Oberbürgermeister Jensen ist das Papier nicht wert, auf dem sie abgedruckt wurde." Der Grünen-Sprecher verschont auch die UBM nicht: "Die Freien Wähler degradieren sich mit ihrem Verhalten zu einer Unterabteilung der CDU. Sie sind offensichtlich nicht bereit, ihrem ständig laut herausposaunten Anspruch nach Unabhängigkeit gerecht zu werden."

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