Ohrfeigen ohne Schmerzen

TRIER. Ein blaues Auge holt sich auf der Bühne niemand. Wenigstens nicht, wenn er die Kunst des Bühnenkampfes beherrscht. Schauspieler Alexander Ourth (27) ist "Fight Director", Kampf-Choreograf oder Bühnenkampfmeister, ein in Deutschland nicht geschützter Titel. In einem Workshop zeigte er interessierten Schülern, was das beinhaltet.

Ein lauter Schrei, ein Knall, eine Ohrfeige schallt, das Opfer fällt zu Boden. Eine unschöne und gefährliche Szene. Aber dieser Streit ist nur gespielt, die Kontrahenten haben sich dabei nicht verletzt und noch nicht einmal wehgetan. Wie das funktioniert, lernen im allgemeinen Schauspieler. Im Trierer Theater konnten bei einem Schnupperkurs im Rahmen des theaterpädagogischen Angebotes der "Activity"-Reihe rund 20 Schüler erste Grundkenntnisse in der Kunstfertigkeit sammeln, einen Schlagabtausch bühnenreif zu inszenieren. Schauspieler Alexander Ourth zeigte ihnen, worauf es dabei ankommt, wie man richtig hinfällt, wie man die Energie eines Faustschlages simuliert und das Geräusch hervorruft, das beim Aufeinanderprallen von Faust und Wange entsteht.Blick hinter die Kulissen

"Ihr müsst die Stimme als schauspielerisches Instrument dazu nehmen und den ganzen Körper mit großen Bewegungen einsetzen", forderte er auf. Große Gesten einsetzen, seinen Körper loslassen, jemanden schubsen, ohne seine Kraft einzusetzen, schien für die Kinder gar nicht so einfach zu sein. "Ein Schauspieler muss viel Spaß an seinem Beruf haben. Aber auch sehr viele Erfahrungen, und er muss gut trainiert sein. Wir haben gelernt, wie man Situationen schauspielerisch erfasst", sagte Max Marquart (16) nach der 90-minütigen Übungsstunde. Am Ende war allen Schülern bewusst: Es steckt harte Arbeit hinter dem, was auf der Bühne echt wirkt und einfach aussieht. "Ich habe weniger eine Action-Stunde gegeben, sondern eher Bereiche aus dem tänzerisch-spielerischen Bereich genommen", sagte Alexander Ourth, seit der Spielzeit 2004/2005 am Trierer Theater Schauspieler mit Bühnenkampf-Ausbildung. Dass er ein "dickes Kind mit Gleichgewichtsproblemen" gewesen sein soll, ist kaum zu glauben. Beim Sportfechten konnte er seine Defizite ausgleichen. Das war zugleich Anlass, sich als Schauspieler in der bühnenadäquaten Kunst des Fechtens und Kämpfens weiterzubilden. Der Workshop ist Teil der neu konzipierten Angebote für Kinder und Jugendliche, die das Theater unter Regie von Theaterpädagogin Sylvia Martin macht. Martin ist aus Osnabrück im Sommer 2004 an die Mosel gekommen. Für die Spielzeit 2005/2006 hat sie das Programm "Activity" entwickelt. In Schnupperkursen können Schüler einen Blick hinter die Kulissen werfen, erfahren, wie Theater gemacht wird. Auf der Liste stehen neben Bühnenkampf außerdem Maske, Bühnentechnik, Beleuchtung, Dramaturgie, Sprech-, Stimm- und Atemtraining sowie Improvisation. Dozenten sind jeweils Fachleute aus den verschiedenen Theater-Abteilungen. "Die Kids sollen Spaß am Theater bekommen und sehen, dass dahinter mehr steckt, als auf der Bühne zu stehen." Selber aktiv werden und dabei entdecken, dass Theater alles andere als langweilig ist, sei das Ziel. "Das Konzept fängt an aufzugehen", sagt Martin. Die Nachfrage nach dem Bühnenkampf-Unterricht sei sogar so groß gewesen, dass es eine zusätzliche Trainingseinheit geben könnte. Einen Dramaturgie-Workshop am 6. März leitet Peter Oppermann. Anmeldung bis eine Woche vor dem Termin bei Sylvia Martin per e-mail: sylvia.martin@trier.de.

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