Olewiger Kloster: Alles wieder auf Anfang

Trier · Siebeneinhalb Jahre verhandelte das Immobilienunternehmen Triwo AG mit der Stadt über einen Kauf des Olewiger Klosters. Zum Vertragsabschluss kam es nicht: Die Triwo ist ausgestiegen, weil sie den präsentierten Vertragsentwurf nicht akzeptiert. Baudezernentin Kaes-Torchiani hofft, mit einem anderen Interessenten bald handelseinig zu werden.

Trier. Was lange währt wird endlich gut? In diesem Fall nicht. Seit Juli 2006 verhandelte die Triwo AG mit der Stadt über den Kauf des ehemaligen Klosters in Olewig. Vor wenigen Monaten sah es aus, als könne der Handel bald endlich über die Bühne gehen. Doch daraus wird nichts: "Wir haben kein Interesse mehr", erklärt Vorstandsmitglied Peter Adrian (56) auf TV-Anfrage. Zu den Gründen möchte er sich nicht detailliert äußern, lässt aber durchblicken, dass er mit dem von der Stadt präsentierten Vertragsentwurf "nicht einverstanden ist. Er ist von Misstrauen gekennzeichnet und enthält für uns inakzeptable Bedingungen".
Mit dem Rückzieher der Triwo ist ein rund zwölf Millionen Euro schweres Mietwohnungsbau-Projekt auf dem 22 000 Quadratmeter großen Klosterareal geplatzt. Die Triwo habe nach eigenen Angaben das Kloster generalsanieren und im Inneren umbauen und hin zur Riesling-Weinstraße einen Neubau errichten wollen. Gesamt-Wohnfläche in beiden Gebäuden: rund 4500 Quadratmeter. Die Kapelle sollte für öffentliche Veranstaltungen nutzbar gemacht und der Klostergarten weiterhin als Festwiese (für unter anderem das Trierer Weinfest) dienen. Außerdem war vorgesehen, das Umfeld ansehnlich zu gestalten und die beiden Brücken auf Vordermann zu bringen, die über den Olewiger Bach zum Klostergelände führen.
Enttäuschung in Olewig


Olewigs Ortsvorsteherin Petra Block (49) zeigt sich "sehr, sehr traurig, weil die für unsere Ortskernentwicklung so bedeutsame Maßnahme nun nicht zustande kommt. Das Kloster verfällt zusehends, und es ist keine Perspektive zu erkennen".
Der Ortsbeirat hatte mehrfach dafür plädiert, die Stadt solle endlich verkaufen. Vize-Ortsvorsteher Peter Terges (60) sprach gar von einer Hinhaltetaktik des Rathauses: Der potenzielle Investor (Triwo) werde seit Jahren vertröstet, derweil die denkmalgeschützte Immobilie nur Unterhaltungskosten produziere statt Ertrag abzuwerfen. Triwo-Chef Adrian will dazu nur so viel sagen: "Die Verhandlungsführung seitens der Stadt war für uns nicht nachvollziehbar, schwierig und teilweise inkonsequent."
Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani ist sich keiner Schuld bewusst: "Zum Schluss ist es nur noch um einen Betrag von etwa 200 000 Euro gegangen. Die Triwo beharrte auf ihrer Position und wir auf unserer." Nun sei es allerdings "schade für beide Seiten", denn die Stadt wie das Unternehmen hätten jeweils "viel Energie, Kraft und Zeit investiert", bedauert die 58-jährige CDU-Politikerin.
Dennoch glaubt sie, bald eine Lösung präsentieren zu können. Derzeit führe das Rathaus Gespräche mit "einer renommierten Trierer Institution", die Interesse am Kloster bekundet habe.
Sollte es zu keiner Einigung kommen, werde die Stadt "das Objekt international ausschreiben. Ich bin sicher, dass wir damit große Resonanz finden würden".Extra

Das Kloster Olewig wurde nach knapp zweijähriger Bauzeit am 17. August 1887 als St.-Xaverius-Stift eingeweiht. Die Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom heiligen Karl Borromäus nutzte es als Domizil für alte und kranke Ordensangehörige. 1968 kaufte die Stadt Trier das Gebäude. Es war zunächst Tagesstätte und Werkstatt der Lebenshilfe für behinderte Kinder und von 1981 bis 2003 Sitz der Verwaltung der Universität Trier. Eine private Betreibergesellschaft, die das Ex-Kloster zur Sozialstation machen wollte, ging nach nur acht Monaten Anfang 2006 in die Insolvenz. Seit dem Auszug des Selbsthilfevereins Kreuzbund Anfang 2011 steht der Komplex komplett leer. rm.

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