Oliven statt Marmeladenbrot

TRIER. Ein Frühstück mit Oliven, Schafskäse und Frühlingsrollen: Die Ökumenische Beratungsstelle für Flüchtlinge hat ihr soziales Angebot ausgeweitet und veranstaltet mit Bewohnerinnen der Erstaufnahme-Einrichtung für Asylsuchende nun ein internationales Frauen-Frühstück.

Schwarze - gezeichnete - Oliven an der Wand, schwarze - reale - Oliven auf dem Tisch. Der Begegnungsraum der Ökumenischen Beratungsstelle in der Dasbachstraße sieht dennoch alles andere aus als ein südländisches Lokal. Und doch zieht an diesem Vormittag für einige das vertraute Flair ihrer Herkunftsländer in die Aufnahmeeinrichtung. Zum internationalen Frauenfrühstück hat die Beratungsstelle geladen, und das mit gutem Grund. Dreimal täglich warm essen wie in Albanien oder eine Suppe zum Frühstück wie in China - das ist hierzulande eher unüblich.Veränderte Ernährung

Genauso ungewöhnlich ist das hiesige Null-Acht-Fünfzehn-Frühstück mit Brot, Butter und Marmelade aber für Menschen aus Pakistan oder Vietnam, das sie in der Aufnahmeeinrichtung bekommen. Etwa aus 30 verschiedenen Ländern stammen die Menschen, die in der Erstaufnahmeeinrichtung für Asylsuchende in der Dasbachstraße leben. Viele von ihnen leiden nicht nur unter dem Flüchtlingsschicksal, sondern müssen sich an die kulturellen Unterschiede zum Heimatland gewöhnen. Dazu zählt auch die Erfahrung, sich auf eine gänzlich veränderte Ernährung in der Gemeinschaftsunterkunft umzustellen. "Das ist natürlich im Hinblick auf die Geschehnisse wie Flucht, Folter oder Vergewaltigung, die die Menschen erstmal verarbeiten müssen, ein relativ kleines Problem", weiß Diplom-Sozialarbeiterin Elke Hermes, die seit zehn Jahren Flüchtlingsarbeit macht. Um insbesondere Frauen einen geschützten Rahmen zu bieten, sich bei vertrauten Speisen in zwangloser Runde kennen zu lernen und auszutauschen, wurde nun das internationale Frauenfrühstück eingerichtet. Hervor gegangen ist es aus der wöchentlich statt findenden Frauengruppe, die schon seit Jahren zu dem Angebot der Beratungsstelle zählt. Dabei ist es gar nicht einfach, die Frauen für ein Treffen zu mobilisieren - schließlich ist die Fluktuation groß, und es gilt, Vertrauen aufzubauen. Von einer Hemmschwelle, an dem Frauenfrühstück teilzunehmen, ist am vergangenen Mittwoch in dem freundlich renovierten Begegnungsraum jedenfalls nichts zu spüren. Frauen aus aller Herren Länder - Türkei, China, Armenien, Irak, Pakistan - treffen sich bei Frühlingsrollen, die von vietnamesischen Bewohnerinnen selbst hergestellt und Oliven, die von einer albanischen Dolmetscherin in einem türkischen Laden gekauft worden waren. "Wir haben fast die gleiche Küche", erläutert die gebürtige Albanierin Suzana Toska. Die bei Deutschen häufig beliebten süßen Frühstücke gebe es in ihrem Heimatland nur für Kinder. Bei multinationaler Hintergrundmusik kommen die Frauen - notfalls mit Gebärden - ins Gespräch. Und in Gesellschaft, denn manche sind nach schlimmen Erlebnissen traumatisiert und wollen kaum ihre Zimmer verlassen.Angeregte Gespräche

Da ist es gut, dass Suzana nochmal eine Landsfrau in ihrem Zimmer anspricht und sie schließlich zum Mitfrühstücken überredet - die Frau bleibt im angeregten Gespräch bis zum Schluss. Unaufgefordert räumen die Gäste den Raum am Ende auf, räumen das Geschirr weg und reinigen die Tische. "Danke!" und "Tschüß!", heißt es allenthalben am Ende des Vormittags mit vielfachen Akzenten. Und so wie es klingt, müsste das nächste Frauen-Frühstück viel häufiger als die geplanten sechs Mal im Jahr stattfinden.

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