Ominöser Blumenklau in Sirzenich

Trierweiler-Sirzenich · Seit Mai stiehlt ein Unbekannter Blumen, Sträucher und Töpfe aus Hausgärten in Sirzenich. Der materielle Schaden hält sich in Grenzen, dennoch sind die Bürger in großer Sorge. Der Dieb wagt sich bis in die hintersten Ecken vor.

 Ein Blumendieb, der planlos vorzugehen scheint: Aus den Blumenkübeln von Claudia Mendritzki hat er drei Fleißige Lieschen ausgegraben und mitgehen lassen. TV-Foto: Albert Follmann

Ein Blumendieb, der planlos vorzugehen scheint: Aus den Blumenkübeln von Claudia Mendritzki hat er drei Fleißige Lieschen ausgegraben und mitgehen lassen. TV-Foto: Albert Follmann

Trierweiler-Sirzenich. Kamelie, Azalee und Hortensie scheint er besonders zu mögen. Auch das Fleißige Lieschen hat es ihm angetan, vorzugsweise in Weiß und Rosa. In Sirzenich treibt ein unbekannter Blumendieb sein Unwesen. Seit Mai streift er durch Hausgärten und lässt Blumen, Sträucher, Töpfe und Zierrat mitgehen.

"Anfangs habe ich noch geglaubt, da hat es einer auf mich abgesehen", sagt Winfried Matzat. Kamelien und Geranien, die er freitagsabends frisch in seinem Garten in der Trierweiler Straße gepflanzt hatte, waren am Samstagmorgen spurlos verschwunden.

Weitere Blumendiebstähle folgten. "Dann hörte ich von Nachbarn, dass auch bei ihnen Blumen gestohlen wurden", sagt Matzat. Er und seine Frau sitzen an diesem Morgen bei den Mendritzkis im Wohnzimmer. Auch sie sind Opfer des Diebes, ebenso die anwesende Familie Huppertz. Einziges Gesprächsthema in der Runde: der Blumenklau von Sirzenich.

"Eigentlich könnten wir eine Soko ‚Blumenklau' einrichten", meint Winfried Matzat scherzhaft. Aber die Runde weiß: Eigentlich ist das nicht mehr zum Lachen, was da seit mehreren Wochen in Sirzenich abgeht.
Der Dieb hat fast alle Straßen des Ortes heimgesucht: Talstraße, Kirchenbungert, Grabenstraße, Feldstraße, Hauptstraße, Aacher Straße. Und er kommt immer nachts und unter der Woche. Die Nacht von Samstag auf Sonntag scheint der Unbekannte auszusparen.

Was die Betroffenen besonders beunruhigt: Er wagt sich weit in den Privatbereich vor. Blumenkübel vor dem Haus seien genauso betroffen wie uneinsehbare Beete hinterm Haus, sagt Walburga Huppertz.
Jugendliche kämen wohl nicht infrage, ist man sich einig. Die Pflanzen werden nicht ausgerissen, sondern behutsam entfernt, samt Wurzel. Vandalen sind da keine am Werk.

Claudia Mendritzki gießt oft noch spätabends Blumen und hat bisher nichts Verdächtiges bemerkt. Sie folgert, dass der Dieb erst nach Mitternacht aktiv wird und ein Fahrzeug dabei hat: "Auf der Straße sieht man jedenfalls kein Krümelchen Erde."

Auch scheint der Unbekannte planlos vorzugehen. Bei den Mendritzkis hat er drei Fleißige Lieschen aus drei nebeneinander stehenden Kübeln gepult. Die gleiche Beute hätte er einfacher und schneller an einem Bottich machen können. Die ebenfalls eingepflanzten Buchsbäume ließ er unbehelligt.

Der Dieb scheint sich zu nehmen, was ihm gefällt oder was er gerade gut gebrauchen kann. Auf materielle Werte scheint es ihm nicht anzukommen: In der Fusenicher Straße hat er einen Tonfrosch mit der Aufschrift "Herzlich willkommen" geklaut, in der Talstraße einen Zinkeimer samt Pflanzen und bei der Tochter von Walburga Huppertz ein unscheinbares Accessoire - einen Stock mit aufgesetztem Männchen.

Winfried Matzat hat schon einige Male dem Dieb aufgelauert - mit dem Gartenschlauch im Anschlag: "Da war voll Druck drauf, ich hätte ihn vom Keller aus nass gespritzt, aber er ist nicht gekommen." Seine Solarlampen und die Gießkanne aus Zinn hat der Gartenfreund schon mal vorsorglich weggesperrt.

Trierweilers Ortsbürgermeister Matthias Daleiden bittet betroffene Bürger, sich bei ihm zu melden. Dann will er Anzeige bei der Polizei erstatten, denn: "Das ist besorgniserregend, dem muss nachgegangen werden."Meinung

Eine Straftat, kein KavaliersdeliktEs ist gut so, dass die Sirzenicher den Blumenklau nicht auf die leichte Schulter nehmen. Auch wenn der Schaden im Einzelfall nur einige Euro beträgt: Das ist kein Kavaliersdelikt, sondern Diebstahl. Und damit handelt es sich um eine Straftat. Wie man sieht, reicht die kriminelle Energie aus, um ein ganzes Dorf in Aufruhr zu bringen. Vorsicht ist jedenfalls geboten. Es könnte ja sein, dass sich der Dieb irgendwann nicht mehr mit Blümchen zufrieden gibt. Wenn alle im Dorf wachsam sind, wird ihm das Risiko hoffentlich zu groß werden, und er wird seine nächtlichen Raubzüge einstellen. a.follmann@volksfreund.de

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