Opernsänger-O und Fliegen-S

Maulsperren aufheben, Monotonie abschaffen, Zwerchfell hüpfen lassen: Ingrid Amon hat ihr Publikum im Griff, auch wenn die praktischen Übungen bedeuten, zunächst Hemmschwellen fallenzulassen. In der Vortragsreihe Erfolg 2009 von TV, Wirtschaftsmagazin Macher und dem Unternehmen Erfolg machte die Stimm-Trainerin 400 Zuhörern die Macht der Stimme bewusst.

 Mit unkonventionellen Methoden vermittelt Ingrid Amon Sprachgefühl. TV-Foto: Cordula Fischer

Mit unkonventionellen Methoden vermittelt Ingrid Amon Sprachgefühl. TV-Foto: Cordula Fischer

Trier. (cofi) Wie steht man vor seinen Mitarbeitern, wie bei der Präsentation vor den Kollegen, wie vor dem Chef? Als Quetschkommode oder rhetorische Blechbüchse? Es geht auch anders. Auch wenn "das Fräulein Psyche zickt", lässt sich die Stimme, und was aus ihr an Zwischentönen zu hören ist, beeinflussen. Atem- und Stimmtraining, Körperhaltung und Höhlenarbeit - in rund zwei Stunden hat Stimm-Trainerin, Bestseller-Autorin und Sprech-Lehrerin Ingrid Amon die Geheimnisse erfolgreichen Stimmgebrauchs enthüllt, die anfängliche Anspannung und Zurückhaltung ihrer Zuhörer ist wie weggeblasen, Stimmung und Stimmen sind gelöst.

Seine Stimme zu beherrschen ist kein Hexenwerk. Zunächst müsse man die "Maulsperren" aufheben, die der Mensch im Lauf seiner Sozialisation angelegt bekommt. Was Kinder können, müssen Erwachsene sich wieder mühsam erarbeiten: am besten vor dem Spiegel, auf jeden Fall allein. "Bbbbbbb...", lässt Amon die Lippen vibrieren. "Starten Sie das Motorad", fordert sie. Auch ein lästiges Fliegen-S lockert. Nur zwei Übungen, weitere folgen. Zungenschnalzen, den Zwerchfellimpuls aktivieren, den Ringmuskel statt des Lippenspanners einsetzen und Sätze mit französischem Akzent sprechen und die Nasen-, Neben-, Mundrachen- Stimm- und Kieferhöhlen öffnen. Das Stimmvolumen, die Klangfarbe und die Wirkung der 400 Stimmen, die im Gleichklang den Satz formulieren "Herzlich Willkommen, meine Damen und Herren" verändern sich merklich. "Je mehr Klang ich erzeuge, umso länger reicht die Luft", sagt Amon. Ausatmen, bevor man das Sprechen beginnt, sei der Trick. Der Versuch, Motivation über Anspannung zu erzeugen, müsse zwangsläufig scheitern.

Eines fehlt am Ende noch, um die "stimmliche Präsenzkette" zu komplettieren und ohne "noble Zurückhaltung" das Opernsänger-O mit Überzeugungskraft zu formulieren: Gestik und eine aktivierte, gerade Körperhaltung. "Die Stimme ist an den Körper gekoppelt und er ist als Gesamtsystem die Lautsprecherbox", sagt Amon, deren bildhafte Erläuterungen einleuchten.

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