Ortsbeirat: Hindenburg bleibt Hindenburg

Trier · Wende in der Diskussion um eine mögliche Umbenennung der Hindenburgstraße: Eine Mehrheit im Ortsbeirat Trier-Mitte-Gartenfeld will am alten Namen festhalten. Nur formale Gründe haben in der jüngsten Sitzung den entsprechenden Beschluss verhindert. Dies will der Ortsbeirat im Juni nachholen.

 Das ehemalige Hindenburg-Gymnasium Trier heißt heute Humboldt-Gymnasium (siehe Schild im Hintergrund). Die Straße davor trägt hingegen noch den alten Namen.

Das ehemalige Hindenburg-Gymnasium Trier heißt heute Humboldt-Gymnasium (siehe Schild im Hintergrund). Die Straße davor trägt hingegen noch den alten Namen.

Foto: Friedemann Vetter

Ein emotionales Thema in öffentlicher Diskussion, ein Nein der Straßenanwohner zur Umbenennung und der darauf folgende Versuch der Grünen, zusätzlich alle Trierer in die Meinungsbildung einzubeziehen: Die Ereignisse der vergangenen Wochen verhießen am Donnerstagabend eine heiße Sitzung des Ortsbeirats Mitte-Gartenfeld im Frankenturm. Doch der Umgangston blieb sachlich.

Gleich zu Beginn betonten die Fraktionen übereinstimmend, dass der Stadtrat im Februar keineswegs die Umbenennung der Straße beschlossen habe. Es sei lediglich eine "sehr schwammige" Absichtserklärung formuliert und beschlossen worden. Die Entscheidung liege nun beim Ortsbeirat.
Doch warum die Hindenburgstraße umbenennen? Eine größere inhaltliche Debatte um die Person des ehemaligen Reichspräsidenten gab es am Donnerstag nicht. Im Zentrum standen folgende Fragen: Warum soll eine Straße nach so langer Zeit umbenannt werden? Wird damit eine strittige Figur der Geschichte nicht aus dem Gedächtnis getilgt, statt sich mit ihr zu beschäftigen? Infrage gestellt wurde auch das Bestreben der Grünen, alle Trierer in die Meinungsbildung einzubeziehen.Bedenken der CDU

Ein Sprecher des Trierer Jugendparlaments brachte zu Beginn die Mehrheitsmeinung auf den Punkt: "Das ist ein seltsames Demokratieverständnis. Weil die betroffenen Anwohner die Umbenennung mehrheitlich ablehnen, soll nun die ganze Stadt befragt werden, wohl in der Hoffnung, dass einige anders denken könnten."
Dieser Meinung waren auch CDU- und SPD-Fraktion. Ortsvorsteher Dominik Heinrich (Grüne) verteidigte seine Sicht der Dinge: "Ich habe einst gegen die Umbenennung des Hindenburg-Gymnasiums gestimmt, doch heute bin ich schlauer, was Hindenburg betrifft. Der hatte Hitler zur blutigen Niederschlagung des Röhmputschs gratuliert. Dieser Straßenname berührt alle Trierer."

Dorothee Bohr (CDU) verwies dagegen auf die Ordnungsfunktion der Straßennamen. Und: "Das ist immer aus der jeweiligen Zeit zu sehen. Heute würde keiner mehr eine Straße nach Hindenburg benennen." Eine Straße müsse aber nur umbenannt werden, wenn der Name gegen die öffentliche Ordnung verstoße und zum Aufruhr in der Bürgerschaft führe. Dies sei hier wohl nicht der Fall.

Die CDU-Ratsmitglieder Ferdinand Häckmanns und Richard Roscheck wiesen auf den geschichtlichen Wert eines solchen Straßennamens hin: "Wenn man seinen Namen tilgt, wird sich keiner mehr mit ihm beschäftigen." Und was werde aus Roonstraße, Kaiser-Wilhelm-Brücke, Konstantinstraße?

Zustimmung fand der Vorschlag von FDP-Mitglied Hartmut Rudat, die Hindenburg-Straßenschilder mit entsprechenden Info-Tafeln auszustatten. Am Ende stand der Mehrheitskonsens, die Straße nicht umzubenennen. Ein entsprechender Beschluss war jedoch nicht möglich. Grund: Das Thema Hindenburg stand nur als Sachstandsbericht in der Tagesordnung. Und die hätte der Rat noch vor der Sitzung ändern müssen. Die Entscheidung soll deshalb in der nächsten Sitzung am Dienstag, 18. Juni, fallen.Extra

Der Trierer Stadtrat hatte am 5. Februar auf Antrag der Grünen die Benamung Hindenburgstraße als "unangemessenen für eine weltoffene, demokratische Stadt" erklärt. Angestrebt werde eine Umbenennung. Die Verwaltung wurde beauftragt, entsprechende Infoveranstaltungen zu unterstützen. Vorhandene Instrumente zur Bürgerbeteiligung bei der Namensänderung seien zu nutzen, der Ortsbeirat Mitte-Gartenfeld und die Anwohner der Straße unmittelbar zu beteiligen. Dazu Ralf Arthkamp von der Verwaltung: "Bisher ist aber noch keine Institution mit dem Wunsch einer Beteiligung an uns herangetreten." Bei einer Anwohnerbefragung Anfang März lehnten 88 Prozent die Umbenennung ab. Daraufhin folgte der Vorschlag von Ortsvorsteher Dominik Heinrich (Grüne), zunächst eine Bürgerbeteiligung im gesamten Stadtgebiet auf den Weg zu bringen. f.k.

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