Ortsvorsteherin von Trier-Pfalzel fordert Schließung der Eu-Rec GmbH im Trierer Hafen

Trier-Pfalzel · Willi Streit, Geschäftsführer der Eu-Rec GmbH, will die von seiner Recyclingfirma ausgehenden Gerüche durch Biofilter entschärfen. Pfalzels Ortsvorsteherin Margret Pfeiffer-Erdel fordert die komplette Stilllegung des Werks.

Die Zeit für Untersuchungen, Gespräche und Kompromisse ist aus Sicht von Margret Pfeiffer-Erdel offenbar vorbei. Die Ortsvorsteherin von Pfalzel klagt die EuRec GmbH und ihren Geschäftsführer Willi Streit mit harten Worten an: "Es ist unbegreiflich, wie lange eine Firma einen ganzen Stadtteil und auch Teile von Ruwer über einen Zeitraum von zwei Jahren mit unerträglichem Gestank regelrecht terrorisieren konnte."

Pfeiffer-Erdel skizziert die Lage: Anwohner klagen über Übelkeit und Erbrechen, die Kita-Kinder können manchmal nicht draußen spielen, Wäsche kann nicht mehr im Freien aufgehängt werden, Fenster zum Lüften müssen geschlossen bleiben, Freunde kommen nicht mehr zu Besuch. "Das Leben im Freien war und ist für uns in Pfalzel nur noch mit Einschränkungen möglich", sagt die Ortsvorsteherin mit Nachdruck.

"Lebensqualität gestohlen"

Die Schuld trägt aus ihrer Sicht die Eu-Rec GmbH. Die Abluft der Recyclingfirma ist die Trägerin des schlimmen Geruchs. Der Konflikt besteht seit Monaten. Trotz mehrerer Versuche (der TV berichtete) ist es der Eu-Rec GmbH offenbar nicht gelungen, den Geruch abzustellen. "Jetzt ist das Maß übervoll", sagt Pfeiffer-Erdel. Sie fordert die Schließung des Werks, das 35 Mitarbeiter hat. "Wir brauchen in Pfalzel wieder Lebensqualität und geruchsfreies Atmen. All das hat uns die Eu-Rec zwei Jahre lang gestohlen." Willi Streit verbirgt seinen Ärger über diese Forderung nicht. "Das sind doch Thekengespräche", sagt der Eu-Rec-Chef. "Ich werde meine Firma mit Sicherheit nicht schließen." Kurze Pause, dann mit einem kräftigen Ausatmen: "Was für ein Unsinn."

Doch auch wenn eine Schließung nicht zur Debatte steht, sieht sich Streit mit harten Auflagen der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord konfrontiert. Diese hat am Freitag überraschend verkündet, er müsse einen Partikelfilter in seine Abluftanlage einbauen. Bis dieser installiert ist, darf Streits Firma kein verschmutztes Material aus gelben Säcken mehr verarbeiten - denn hier liegt nach Ansicht der SGD Nord die Quelle des Gestanks.
Streit will den Bescheid der SGD Nord nicht rechtlich angreifen, sondern die Auflagen der Landesbehörde erfüllen und die Abluft filtern. Er habe in den nächsten Tagen mehrere Termine mit Firmen, die auf den Einbau von Biofiltern spezialisiert sind. Noch gibt es keinen festen Zeitplan für die Installation des Filters. "Dazu müssen wir zuerst Gespräche führen", sagt der Geschäftsführer der Eu-Rec GmbH.

Die SGD Nord fordert, die Eu-Rec müsse die Geruchsstoffkonzentration in der Abluft drastisch senken: Dieser Wert betrage zurzeit 2000 Geruchseinheiten pro Kubikmeter, der Grenzwert liege bei 500 (siehe Extra). "Ich will diese Geschichte beenden und in Zukunft einfach in Ruhe arbeiten", sagt er auf Anfrage des TV. "Wenn dazu eine weitere Investition notwendig ist, werden wir uns dieser Aufgabe stellen."

Extra Was die Nase riecht
Die Geruchseinheit (GE) pro Kubikmeter ist die Maßeinheit der Olfaktometrie. Sie misst die Wahrnehmungen der Nase. Der Grenzwert, den die Eu-Rec GmbH nicht überschreiten darf, liegt bei 500 Geruchseinheiten, ihr aktuell gemessener Wert beträgt laut Mitteilung der SGD Nord 2000.
Der Eu-Rec-Geschäftsführer Willi Streit nennt Vergleichswerte, die ihm laut eigener Aussage ein Ingenieurbüro übermittelt hat. "Eine Ölmühle erreicht 10.000 GE pro Kubikmeter", schildert Streit. Eine Biogasanlage erreiche Werte zwischen zwei und fünf Millionen GE. jp

Schwierige Nachbarschaft

meinung
Jörg
Pistorius

Beide Seiten des Konflikts um die schlimmen Gerüche in Pfalzel sind Opfer einer katastrophalen Flächenplanung der Vergangenheit. Die direkte Nachbarschaft des Industriegebiets Trierer Hafen und des Wohngebiets in Pfalzel führt schon seit vielen Jahren zu extremen Konflikten und Problemen. Hohe Schwermetallwerte in Luft und Boden riefen 2006 und 2010 sogar die Zentrale Expertengruppe Umweltschutz (Zeus) des Landes Rheinland-Pfalz auf den Plan. Damals standen das Trierer Stahlwerk und die Theo Steil GmbH in der Kritik der Anwohner, heute ist es das Recyclinggewerbe.

Die Eu-Rec GmbH muss die von ihr ausgeblasene Geruchsstoffkonzentration deutlich senken und ist offenbar auch dazu bereit. Das sollte sie auch, denn die Menschen in Pfalzel haben selbstverständlich ein Recht auf ein Leben ohne herüberwabernden Gestank. Die Forderung der Ortsvorsteherin Margret Pfeiffer-Erdel, das Werk müsse schließen, ist dagegen ein eher emotionaler als vernünftiger Ausbruch einer Betroffenen, den man nicht zu ernst nehmen darf.
j.pistorius@volksfreund.de

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