Pack die Badehose weg...

TRIER. Das Schwimmen in Flüssen ist in Trier und im Kreis Trier-Saarburg ein riskantes Unterfangen. Mosel, Sauer, Kyll und Saar sind mit Salmonellen und fäkalen Keimen belastet. Ursache sind vor allem Abwasser-Einleitungen. Das Landes-Umweltministerium rät vom Sprung ins kühle Nass dringend ab.

Sommersonne weckt Bikinilaune. Das Meer ist weit weg - da wird auch der Klimawandel so schnell nichts dran ändern - und von den 78 Badegewässern, die Rheinland-Pfalz zu bieten hat, liegt keines im Kreisgebiet. Die Lösung könnte für diejenigen, denen die Freibäder zu voll sind, ein erfrischendes Bad in heimischen Flüssen sein. Doch dort lauern auf Badende Gefahren. Kürzlich warnte das Gesundheitsamt vor Mosel, Sauer, Kyll und Saar. Grund waren Salmonellen und eine erhöhte Konzentration fäkaler Keime. Durch Hautkontakt oder Verschlucken können diese Mikroorganismen Hautreizungen und Magen-Darm-Erkrankungen verursachen. Normalerweise sind Kolibakterien im menschlichen oder tierischen Darm zu Hause. Wie sie in die Flüsse gelangen, ist schnell beantwortet: "Die Keime kommen aus Kläranlagen", erklärt Wolfgang Raber vom Mainzer Umweltministerium. Von dort aus fließt das gereinigte Abwasser in die Flüsse. Aus Abwasser werde jedoch kein sauberes Trinkwasser, sagt Raber - selbst dann nicht, wenn die Kläranlagen dem modernsten Stand der Technik entsprächen. Je kleiner der empfangende Fluss sei, je mehr Kläranlagen an ihn angeschlossen seien und je schlechter diese Anlagen reinigten, desto größer sei die Wahrscheinlichkeit einer hohen Konzentration coliformer Keime. Besonders eklatant wirkten sich diese Faktoren in der Sauer aus. Das Flüsschen sammele nahezu sämtliches Abwasser Luxemburgs - und dessen Reinigung lasse oft zu wünschen übrig (siehe: "Eine idyllische Kloake"). Grenzwerte überschritten

Die beanstandeten Flüsse sind, anders als die Sauer auf luxemburgischer Seite, nicht als Badegewässer ausgewiesen. Die Untersuchungen sind daher freiwillig. Das Gesundheitsamt prüft die Konzentrationen von gesamtcoliformen Keimen, Escherichia coli und Salmonellen. In Wintersdorf, Ralingen und Metzdorf an der Sauer wurden die für europäische Badegewässer geltenden Grenzwerte überschritten. Gleiches gilt an den Campingplätzen Monaise und Schweich für die Mosel, in Klüsserath für die Salm sowie die Kyll in Kordel und Ehrang. In Wintersdorf und am Schloss Monaise wies das Gesundheitsamt auch Salmonellen nach. Selbst ein Sprung in den Holzerather See könnte sich rächen. Einzig für den Kaiserhammer-Weiher gab es in Mai und Juni keine Beanstandungen. Das Baden in den genannten Gewässern ist nicht verboten und muss auch nicht krank machen. Wer sich hineinwagt, spielt jedoch Russisch-Roulette: bakteriologische Messungen sind nur Momentaufnahmen. Waren im Mai die Werte für die Saar bei Konz-Könen bestens, wurden zwei Wochen später an der gleichen Stelle die Leitwerte für Kolibakterien überschritten und Salmonellen festgestellt. Baden in freier Natur ist in Trier und im Kreis also keine gute Idee. "Dass sich an dieser Situation etwas ändert, ist nicht abzusehen", sagt Irene Krauss-Kalweit vom Umweltministerium. Eine vierte Reinigungsstufe für Kläranlagen, die in der Lage wäre, Bakterien zuverlässig aus dem Abwasser zu entfernen, gebe es bislang nicht. Sie sei auch nicht geplant. Ein Trost bleibt: Bis 2007 soll der Baggersee in Riol zum Badegewässer ausgebaut werde.

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