Pädagogen des Palais e.V. helfen Auszubildenden

Trier/Konz · Der Verein Palais in Trier ist in diesem Jahr Landessieger des Deichmann-Förderpreises gegen Jugendarbeitslosigkeit. Bekommen hat er den Preis für das von ihm betreute Projekt Azubi-Coach. Der Volksfreund sprach mit einem Jugendlichen, der sich begleiten lässt, und zwei Pädagogen über die Arbeit.

Sozialpädagogin Kerstin Knopp und ihr junger Zögling verspäten sich ein paar Minuten. "Das Gespräch mit den Lehrern an der Berufsschule hat länger gedauert als geplant", entschuldigt sie sich. "Die Schulleitung hat das Gespräch sehr ernst genommen und war mit sieben Lehrern präsent."

Rauswurf aus der Schule drohte

Der junge Mann hat im August mit seiner Ausbildung zum Fliesenleger bei einer Firma in Konz begonnen. Die Arbeit macht ihm Spaß. "Die Probleme fingen mit dem ersten Schulblock an", sagt der 17-Jährige. Knopp berichtet, dass er im Unterricht aggressiv gewesen sei und ihm deshalb der Rauswurf aus der Schule gedroht habe. "Das hätte natürlich das sofortige Ende der Ausbildung bedeutet."
Nachdem dies der Arbeitgeber gehört hatte, wurde er aktiv. Er schaltete den Palais e.V. ein und bat um Hilfe. "Üblicherweise wenden sich die Jugendlichen, die Schule oder die Eltern an uns, sobald es brennt oder Probleme auftauchen", erklärt Jens Kaiser, Pädagoge beim Palais. Es komme aber auch mal vor, dass die Jugendlichen überrumpelt würden wie im Fall des Jugendlichen. "Vor drei Wochen gab es in Konz das erste Kriseninterventionsgespräch bei seinem Arbeitgeber", berichtet Knopp. "E. war darüber vorher nicht informiert worden. Wir wollten ihm durch die Überrumpelung deutlich machen, dass seine einzige Chance, den Ausbildungsplatz zu behalten, darin besteht, mit uns zu kooperieren." Es gab weitere Gespräche mit dem Lehrling, zu denen entweder die Handwerkskammer oder die Firmenleitung hinzukamen.
"Wichtig ist, dass sich die Auszubildenden an getroffene Vereinbarungen halten", erklärt Kaiser den pädagogischen Ansatz. Er betont, dass das Angebot des Palais auf Freiwilligkeit beruht. "Wer nicht will, braucht auch nicht mitzumachen."
"Mein Chef hat mir sehr deutlich gemacht, dass ich zu wollen habe", sagt der Auszubildende, "sonst würde er mir kündigen." Er wolle aber seine Ausbildung als Fliesenleger unbedingt beenden. Stolz ist der junge Mann auf die von ihm geklebten Fliesen-Muster. "Haben Sie die schon gesehen?", fragt er Kerstin Knopp. Sie verspricht ihm, sich die Muster bei ihrem nächsten Besuch in Konz anzusehen. Aktuell treffen sich die beiden einmal die Woche, wenn E. arbeitet - ,täglich während des Blockunterrichts. "Ich erzähle ihr, wie meine Arbeitswoche oder mein Schultag waren. So kann ich kontrolliert Dampf ablassen."
"Diese anfangs oft intensive Betreuung wird nach einiger Zeit weniger", ergänzt Knopp. Manchmal habe sie nur noch alle paar Monate Kontakt zu den von ihr Begleiteten. "Durch unsere Intervention ist es bisher immer gelungen, dafür zu sorgen, dass die Ausbildung geordnet beendet werden kann."

Extra
Der Verein Palais in Trier hat den rheinland-pfälzischen Förderpreis gegen Jugendarbeitslosigkeit bekommen. Der von dem Schuhhändler Heinrich Deichmann initiierte Preis ist in verschiedenen Kategorien mit 100 000 Euro dotiert. Die 16 Landessieger, zu denen das Palais gehört, erhalten für diesen Erfolg zunächst 1000 Euro. Anfang November wird der Bundessieger gekürt, der dann weitere 20 000 Euro bekommt. Der Verein Palais mit dem Projekt Azubi-Coach wurde ausgezeichnet, "weil die Coaches sich bemühen, Jugendliche mit schwierigen Bildungsverläufen durch die Ausbildung zu begleiten", sagte Silke Janssen, Pressesprecherin der Firma Deichmann. Malu Dreyer, rheinland-pfälzische Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familie und Frauen, lobte das Leuchtturmprojekt und forderte, dass dieses trotz des Wegfalls von Bundesmitteln im kommenden Jahr weiter gefördert werde. itz

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