Palastbezirk wird aufgemöbelt

Trier · Auch Städte im Kleinformat kommen in die Jahre. Im Rheinischen Landesmuseum wird derzeit das Modell des spätrömischen Trier auf Vordermann gebracht. Im Fokus: der Palastbezirk unterhalb des Petrisbergs. Neben der Reparatur verzogener Bodenplatten stehen Korrekturen an Gebäuden nach neuen archäologischen Erkenntnissen auf dem Programm.

Trier. So, wie sich sein Palastbezirk bis vergangene Woche präsentierte, hat Kaiser Valentinian (Regierungszeit 364 bis 375) ziemlich in der Luft gehangen. Zumindest "schwebten" seine Behausungen über dem Boden. Nun erhält der Imperator über das weströmische Reich wieder "Bodenhaftung". Eine kosmetische Korrektur am Treveris-Stadtmodell macht\'s möglich. Die hölzernen Bodenplatten, auf denen die kaiserlichen Gemäuer stehen, sind wieder eben - Verspannung behoben.
Wie eine richtige Stadt ist auch das von Joachim Woditsch gebastelte und dem Landesmuseum als Schenkung überlassene Mini-Trier immer wieder mal Baustelle: "Zuletzt wurde es im Vorfeld der großen Konstantin-Ausstellung 2007 in Teilen aktualisiert", berichtet der 74-jährige ehemalige Bundeswehrbeamte. Nun machten verzogene Platten ein erneutes Eingreifen möglich: "Es sieht ja unmöglich aus, wenn Laubengänge in der Luft hängen."
Anstreichen in Heimarbeit


Gemeinsam mit Ausstellungsbauer Paul Roth und unter fachlicher Leitung des Archäologen Georg Breitner hat Woditsch nun den Palastbezirk ins Visier genommen - jenen Bereich zwischen Konstantinbasilika und Kaiserthermen, von dem aus im 4. Jahrhundert über den Westteil des römischen Imperiums regiert wurde, der von Schottland bis Nordafrika reichte. Woditsch verpasst Gebäuden einen frischen Anstrich ("Das mache ich bei mir zu Hause") und betätigt sich auch als Landschaftsgestalter, indem er umgeknickte Bäumchen durch neue ersetzt.
Nächste Woche, so hoffte der gebürtige Breslauer, ist das Stadtmodell wieder komplett. Was aber nicht heißt, dass alle Arbeiten erledigt wären: "Wenn\'s nach mir ginge, würde ich aber gerne noch viel mehr machen: zum Beispiel die Barbarathermen frisch streichen oder neuere archäologische Erkenntnisse berücksichtigen wie etwa auf dem ehemaligen Ursulinengelände in Heiligkreuz. Auf dem Stadtmodell ist das noch Brachland, aber wie wir heute wissen, hat dort zur Römerzeit eine dichte Bebauung gestanden." Solche Ergänzungsarbeiten aber sind nach derzeitigem Stand der Dinge nicht möglich, weil sich die gläserne Schutzvitrine um das Modell nur an einer einzigen Stelle öffnen lässt - eben dort, wo man den Palastbezirk im wahrsten Sinne des Wortes in Reichweite hat.
Woditsch hofft, dass die schwere Schutzkonstruktion durch eine leichtere - "vielleicht aus Plexiglas" - ersetzt wird und "dass ich dann auch an Ecken und Enden herankomme, die jetzt noch unerreichbar für mich sind".Extra

Anno 375: Treveris, so hieß das 17 v. Chr. als Augusta Treverorum gegründete Trier damals, war die größte Stadt nördlich der Alpen und Hauptstadt des weströmischen Reichs. Wie die etwa 50 000 Einwohner zählende Metropole ausgesehen hat, zeigt das Stadtmodell im Landesmuseum. Erbaut hat es von 1981 bis 1991 der Trierer Joachim Woditsch im Maßstab 1:600. Zu sehen sind auf 16 Quadratmetern viele Bauwerke, die längst von der Bildfläche verschwunden sind wie die Pferderennbahn (Circus Maximus), monumentale Tempel und die drei Torburgen à la Porta Nigra, die im Mittelalter abgerissen wurden. Dieser spannende Blick auf das antike Trier in seiner letzten Blütezeit zählt zu den Attraktionen des Landesmuseums. rm.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort