Panzerknacker-Prozess: Toter Komplize beschuldigt

Trier · Wende im Panzerknacker-Prozess vor dem Landgericht Trier: Der 39-Jährige, der wegen einer Serie von Bankeinbrüchen vor dem Landgericht Trier steht, hat entgegen seiner Ankündigung gestern doch kein volles Geständnis abgelegt.

Panzerknacker-Prozess: Toter Komplize beschuldigt
Foto: Armin Weigel (dpa)

355?000 Euro hat der aus dem Raum Frankfurt stammende Angeklagte zwischen Dezember 2012 und Februar 2014 nach Überzeugung der Ermittler erbeutet. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, in Bankfilialen eingebrochen zu sein und Geldautomaten aufgebrochen zu haben (der TV berichtete). Die Tatorte umfassen drei Landkreise: In Thomm und Pluwig (Landkreis Trier-Saarburg), Monzelfeld, Niederöfflingen und Longkamp (Bernkastel-Wittlich) sowie Bickendorf (Bitburg-Prüm) und im Wittlicher Stadtteil Bombogen soll er zugeschlagen haben.

Eine derart große Serie von Einbrüchen erfordert eine lange und ausführliche Beweisaufnahme vor Gericht. Zu jedem der Einbrüche müssen Zeugen gehört und ermittelnde Polizeibeamte vernommen werden. Doch bereits kurz nach Beginn des Prozesses einigten sich Gericht, Staatsanwaltschaft und Verteidigung Ende Juli auf eine juristisch mögliche Abkürzung: Der Angeklagte legt für den Aufbruch des Geldautomaten in Pluwig vom 6. Februar 2014, der eine Beute von 70?000 Euro einbrachte, ein volles Geständnis ab. Dadurch kann sich die Dritte Strafkammer des Landgerichts unter dem Vorsitz von Armin Hardt nur auf diesen einen Fall konzentrieren. Der Beschuldigte erhält im Gegenzug die Garantie, dass seine Haftstrafe nicht mehr als sechs Jahre umfassen wird. Doch dieser Deal ist gestern wohl geplatzt. Statt des angekündigten vollen Geständnisses ließ der 39-jährige gelernte KFZ-Mechaniker seinen Verteidiger Miroslav Lucic aus Frankfurt eine Erklärung verlesen. Deren Kern: Er sei unschuldig und habe mit all diesen Überfällen überhaupt nichts zu tun - mit Ausnahme von Pluwig. Und auch dort habe er lediglich eine Nacht lang mit einem Fluchtauto auf einem Parkplatz gewartet.

Der Planer und hauptverantwortliche Panzerknacker sei ein anderer gewesen, lässt der Angeklagte verkünden: sein Freund und Komplize, der Anfang April in der Untersuchungshaft Selbstmord begangen hatte. Auch in Pluwig sei dieser Mann der Haupttäter gewesen. "Der Angeklagte wusste lediglich, dass sein Freund diesen Überfall vorhatte", verlas Anwalt Lucic und ließ den Beweisantrag folgen, den Anwalt des Verstorbenen in den Zeugenstand zu laden. Dessen Aussage soll beweisen, dass es keine gemeinsamen Bankeinbrüche gegeben hat und auch niemals ein Plan der beiden bestand, sich durch das Aufbrechen von Geldautomaten ein regelmäßiges Einkommen zu verschaffen. Während der Einbrüche in die Banken in Bickendorf, Longkamp, Monzelfeld und Niederöfflingen habe sich der Angeklagte gar nicht in der Region aufgehalten, sondern in seiner Heimat Kroatien seine Eltern und Großeltern besucht und sich von einem Motorradunfall erholt.

Der Vorsitzende Richter Hardt und die Kammer nahmen diese Erklärung, mit der die geplante Verkürzung des Prozesses nicht mehr möglich sein dürfte, ohne erkennbare Reaktionen zur Kenntnis. Die nächsten Verhandlungstermine sind für den 8., 17. und 18. September geplant.

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