Parkkonzept kommt auf den Prüfstand

Trier · Vier Trierer Wirtschaftsverbände haben das neue Parkraumkonzept für die Stadt mitgestaltet. Nach kritischen Stimmen von Unternehmern und Kunden, dem TV-Bericht vom 17. Januar und vielen Leserbriefen deutet sich eine Wende an.

 Heinz Pfierschke aus Trier-Kernscheid und andere Fahrer sind sauer: An der Theodor-Heuss-Allee dürfen sie nur eine Stunde parken, wo bisher zwei Stunden erlaubt waren. TV-Foto: Friedemann Vetter

Heinz Pfierschke aus Trier-Kernscheid und andere Fahrer sind sauer: An der Theodor-Heuss-Allee dürfen sie nur eine Stunde parken, wo bisher zwei Stunden erlaubt waren. TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier. Seit Jahresbeginn gilt im Trierer Stadtgebiet eine neue Parkordnung. Während die erhöhten Gebühren weitgehend akzeptiert werden, löste die teilweise auf 30 oder 60 Minuten verkürzte Höchstparkdauer außerhalb von Parkhäusern starke Proteste aus. Kernpunkt: Die Zeit reiche nicht aus zum Einkaufen oder Essen, für Arzttermine oder sonstige Erledigungen.

Manche Gewerbetriebe sehen sich gar in ihrer Existenz gefährdet: Beispielsweise lägen die untere Karl-Marx-Straße und die Saarstraße weit von Parkhäusern entfernt, so dass Kunden auf die Stellplätze am Rand angewiesen seien.

IHK regt Befragung von Unternehmen an



Vor diesem Hintergrund verwundert es, dass ausgerechnet die Wirtschaftsverbände im Vorfeld des Stadtratsbeschlusses durch einen Arbeitskreis eingebunden waren. Ein Schreiben vom 24. März 2010 trägt den Titel "Gemeinsame Stellungnahme zum Entwurf Integriertes Parkraumkonzept Trier". Unterzeichner: Matthias Schmitt (Industrie- und Handelskammer Trier), Matthias Schwalbach (Handwerkskammer), Alfred Thielen (Einzelhandelsverband Region Trier) und Karin Kaltenkirchen (City-Initiative Trier).

Die Lobbyisten unterstützen in dem Brief an die Baudezernentin eine Variante, die die Parkhöchstdauer an Parkuhren auf 40 Minuten, an Parkscheinautomaten im Straßenraum auf eine Stunde und auf Parkplätzen auf zwei Stunden begrenzt. Verwaltung und Rat verkürzten die 40 Minuten dann schließlich noch auf 30.

"Grundsätzlich ist das Konzept sinnvoll, die Parkhäuser attraktiver zu machen", sagt Matthias Schmitt. "Wir wollten dazu beitragen, dass Kunden, die nur kurz ins Geschäft wollen, auch tatsächlich einen der wenigen Parkplätze an den Straßen finden."

Wenn sich die Höchstparkdauer in Härtefällen als zu gering herausstelle, könne man über gewisse Stellschrauben diskutieren: "Vielleicht wäre eine Befragung aller in der jeweiligen Straße betroffenen Unternehmen sinnvoll."

Auch Alfred Thielen sieht das Konzept nicht in Stein gemeißelt: "Wir lesen die Reaktionen und reflektieren sie. Aber: Das System muss als Ganzes betrachtet werden, denn trotz der kundenfreundlicheren Taktung in den Parkhäusern muss insgesamt die Einnahmesituation bei den Gebühren stimmen." Karin Kaltenkirchen rät, fundiert darüber zu sprechen: "Schnellschüsse bringen nichts." Noch höhere Gebühren seien jedenfalls nicht angebracht.

Matthias Schwalbach regt an, Härtefälle zu entschärfen. Wer etwa in der Theodor-Heuss-Allee oder Deworastraße parke, brauche schon allein eine gewisse Zeit bis in die Fußgängerzone: "An solchen Straßen könnte von einer Stunde auf eineinhalb oder zwei Stunden erhöht werden. Die Umstellung wäre ein Leichtes."

Meinung

Über den Schatten springen

Auf den ersten Blick schienen die Rollen beim Trierer Parkraumkonzept klar verteilt. Auf der einen Seite Stadtverwaltung und Rat, die am grünen Tisch eine praxisferne Entscheidung zur Höchstparkdauer treffen. Auf der anderen Seite die Gewerbetreibenden und ihre Kunden, die sich vor den Kopf gestoßen fühlen. Doch in Wirklichkeit hat die Stadt von Anfang an Wirtschaftsvertreter in die Entwicklung einbezogen. Um so mehr verwundern das Ergebnis und der daraus zwangsläufig folgende Protest. Bei ihrem Anliegen, Dauerparker in die Parkhäuser zu leiten, um vor den Geschäften Freiräume für Kurzzeitparker zu schaffen, verloren ausgerechnet die Lobbyisten den Bezug zu den Bedürfnissen ihrer Klientel. Der richtige Grundgedanke wurde zu radikal umgesetzt - ein klassisches Eigentor. Immerhin beharren die Kammern und Verbände nicht stur auf ihrer Linie, sondern kündigen Konsequenzen an. An einer maßvoll verlängerten Höchstparkdauer führt kein Weg vorbei. Die Kunden würden durchaus zahlen - wenn man sie lässt und nicht zum verbotenen Nachwerfen von Geld in den Automaten oder zum Parkplatz-Hopping zwingt. Der Rat sollte über seinen Schatten springen und sein Konzept korrigieren. m.hormes@volksfreund.de

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