Parteien sichern sich Pfründe und Macht, statt die beste Lösung zu suchen

Stadtvorstand

Zum Bericht "Thomas Schmitt wird Kulturdezernent" (TV vom 9. März) und zum Leserbrief "Sachkompetenz oder Parteienproporz" (TV vom 21. Januar) von Manfred Becker:

Ich wünsche und hoffe mir für uns alle, dass der neu gewählte Trierer Dezernent Thomas Schmitt eine gute Wahl für unsere Stadt ist. Dessen ungeachtet lässt mich seit dem Leserbrief von Manfred Becker der Gedanke nicht los, auf welche Weise unser neuer Dezernent gewählt worden ist. Da gibt es eine Interessengemeinschaft zwischen CDU und Grünen, die sich gegenseitig versichernd abgesprochen haben, dass die Grünen einen von der CDU vorgeschlagenen Dezernenten mitwählen, wenn die CDU dann ein Jahr später bei dem dann auch neu zu besetzenden Dezernentenposten einen Vorschlag der Grünen mittragen wird.
Geht es hier um eine Pfründe- und Machtsicherung der jeweiligen Partei oder einzelner bestimmender Personen oder um die Frage: Wie bekommen wir den geeignetsten Kandidaten für dieses Amt? Steht der Kandidat der Grünen schon in den Startlöchern? Was sollen dann noch bundesweite Ausschreibungen?
Wäre es nicht bedeutsam für unsere Stadt, dass unser Stadtrat die Bewerbungskriterien gemeinsam abstimmt und dass dann alle Vertreter dieses Rats ungeachtet der Parteigrenzen diskutieren, wer nun der beste Mann oder die beste Frau für dieses Amt ist?
Für mich war die Partei der Grünen einmal eine Bewegung, die die alten Spuren mit ihrem Hinterzimmer-Gemauschel verlassen wollte, um unbefangen nach neuen Wegen zu suchen, um unsere Gesellschaft ökologisch und sozial nachhaltiger zu gestalten. Und dabei sollte nur die beste erkannte Lösung die richtige sein.
So muss ich heute mit traurigem Blick mit ansehen, dass es manchen der Trierer Grünen zumindest nicht mehr um die beste Lösung zu gehen scheint. Das trifft nicht nur auf die Frage des neu zu besetzenden Dezernentenpostens zu, sondern auch auf die Lösung der Probleme in anderen Bereichen, zum Beispiel der Egbert-Schule, wo eine reine Klientelpolitik der Grünen gegenüber all den andern Vorschlägen zur Gesamtlösung der Grundschulfrage der Innenstadt bestimmend scheint. Ich hoffe für die Grünen in Trier, dass sie nicht erst bei den nächsten Kommunalwahlen bemerken müssen, dass diese früher den etablierten Parteien vorgeworfene Kritik sie nun selbst betrifft.
Josef Malat
Trier

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