Party mit Karl Marx und Thea Jauch

Trier · Schlemmen und Gutes tun - das ist das Motto der Trierer Küchenparty. Zum 20. Mal fand die Benefiz-Veranstaltung am Montagabend im Mercure-Hotel statt.

Trier. Das hätte Hermann Münzel sich wohl nicht träumen lassen: Ausgerechnet für die Karl-Marx-Ausstellung im Stadtmuseum wird bei der Küchenparty im Mercure-Hotel an der Porta Nigra - dem Nummer-eins-Event der gehobenen Trierer Gesellschaft - geworben. Bei der Premiere 1994 hatte der Trierer Priester gegen die Gourmet-Veranstaltung protestiert, weil ihm das Sehen und Gesehenwerden den Benefiz-Gedanken zu übertünchen schien. "Münzel hatte per Flugblättern alle Nicht-Sesshaften aus Trier eingeladen", erzählt Helmut Schröer. Der damalige Trierer Oberbürgermeister hatte zusammen mit seiner Frau Gisela die Küchenparty damals ins Leben gerufen. Münzels Gegenveranstaltung lockte allerdings nur eine Handvoll Obdachlose - und auch die kamen nicht weiter als bis ins Hotelfoyer. Bei der 20. Küchenparty können die Schröers mit Humor auf die Szene im Premierenjahr zurückblicken. Und auch Richard Weyrich, zum 20. Mal als Kellner dabei, hat nur schöne Erinnerungen: "Immer nur gut gelaunte, anständige Gäste!", sagt der 56-Jährige.
Tatsächlich ist die Küchenparty ein Renner: Die 300 Eintrittskarten, dieses Jahr zu 125 Euro das Stück, verkaufen sich binnen Tagen. Dafür bekommen die Besucher einiges geboten: Elf Gänge von Gourmet- und Sterneköchen, 20 Weine von Top-Weingütern (siehe Extra) und Cocktails aus der Trierer Walderdorffs Bar. Angesichts dieser Qualität und Menge kann der Kauf einer Eintrittskarte wahrlich nicht als selbstlose Spende interpretiert werden.
Leistung und Einsatz für den Benefiz bringen andere: Die Winzer spenden ihre Tropfen, und beim Weingut Othegraven aus Kanzem wird der Riesling gar von prominenter Hand eingeschenkt, nämlich von Thea Jauch. Zusammen mit ihrem Mann, Fernsehmoderator Günther Jauch, hatte sie das Weingut, das einst Jauchs Vorfahren gehörte, vor zwei Jahren gekauft.
Die Kochteams, die in der großen Mercure-Hotelküche an ihren Stationen jeweils 300 Portionen kochen, anrichten und frisch vom Herd weg an die Gäste verteilen, arbeiten ebenfalls ehrenamtlich. Nur der Wareneinkauf wird ersetzt. Auch DJ Carnage, der in der Küche für modernen Clubsound sorgt, und das Uli Müller Jazz Trio im Restaurant, sind für den guten Zweck dabei.
Stiftung fördert Musikausbildung


Zwischen 8000 und 10 000 Euro bleiben so pro Jahr übrig. "Der Erlös fließt über den Kinderkulturfonds der Kulturstiftung Trier direkt in die Förderung benachteiligter Kinder, zum Beispiel für Stipendien an der Musikschule", sagt Hiltrud Zock. Die Chefin des Agenturhaus Trier organisiert - ebenfalls ehrenamtlich - die Veranstaltung im Auftrag der Kulturstiftung Trier. Dieser wiederum hatte Gisela Schröer die Küchenparty vor vier Jahren übertragen.Extra

Die Köche: Franz Lichter (Köche Trier e. V.), Christoph Schmah (Kurfürstliches Amtshaus, Daun), Reiner Föhr (Mercure Hotel, Trier), Christian Morgen (Schepper\\'s, Trier-Eitelsbach), Alexander Oos (Wein- und Tafelhaus, Trittenheim), Wilfried Licht (Zum Wiesengrund, Newel), Wolfgang Becker (Becker\\'s, Trier), Georg Henke (Georgs, Trier), Renato Favaro (Ristorante Favaro, Esch/Alzette), Peter Schmalen (Schlemmer eule, Trier), Hubert Scheid (Schloss Monaise, Trier). Die Winzer: Becker\\'s Weingut Trier-Olewig; Bischöfliche Weingüter Trier; Weingut Clüsserath-Weiler Trittenheim; Weingut Forstmeister Geltz-Zilliken Saarburg; Weingut Kirsten Klüsserath; Weingut Mönchhof Ürzig, Weingut Joh. Jos. Christoffel Erben Ürzig, Weingut Paulinshof Kesten; Weingut Piedmont Konz-Filzen, Weingut Reichsgraf von Kesselstatt Morscheid, Weingut Josef Rosch Leiwen; Vereinigte Hospitien Trier; Weingut von Othegraven Kanzem. woc

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