Jubiläum ... und der älteste Trierer wird 100

Trier · Pater Franz Früh aus Trier feiert seinen 100. Geburtstag. Die Hilfe für Bedürftige ist seine Herzensangelegenheit.

 Ein Leben mit Gott: Pater Franz Früh im weißen Talar.

Ein Leben mit Gott: Pater Franz Früh im weißen Talar.

Foto: TV/Marius Kretschmer

Franz Früh wurde kurz nach Ende des Ersten Weltkriegs in einem kleinen Dorf in der Nähe von Baden-Baden geboren. Vor einem Jahrhundert. Damit ist er laut Stadtverwaltung der älteste Trierer. Diesen besonderen Geburtstag hat er am Donnerstag mit zahlreichen Gästen im Tagungs- und Gästehaus Barmherzige Brüder gefeiert. Bürgermeisterin Elvira Garbes und der Ortsvorsteher von Trier-Mitte/Gartenfeld, Dominik Heinrich, gratulierten ihm im Namen der Stadt und der Ministerpräsidentin zu seinem 100. Geburtstag.

Früh wuchs mit seinem Bruder in einem tiefgläubigen, katholischen Haushalt auf und ging in Rastatt zum Gymnasium. Doch dann kamen die Nazis, und es änderte sich alles. Laut Früh drangsalierte und demütigte die Stadtverwaltung seine Eltern aufgrund ihres Glaubens. Er selbst sei von seinem Sportlehrer schikaniert worden und habe die Schule daher abgebrochen. Aus seinem familiären Umfeld erfuhr er von einem Ordensinternat der Weißen Väter in Haigerloch. Dort legte er 1938 seine Abiturprüfung ab.

Zum Studium führte es ihn nach Trier. „Allerdings brach der Zweite Weltkrieg aus und ich wurde eingezogen. Erst ging es nach Polen, dann an die Westfront und schließlich an die Ostfront“, erzählt Früh. Er erinnert sich auch noch daran, wie seine Kameraden neben ihm im Kampf fielen: „An diesen Tagen hat der Tod große Ernte gemacht. Doch mich hat nie etwas getroffen. Es sprach sich daher herum: Wer mit Franz Früh kämpft, dem passiert nichts.“

1942 wurde er allerdings an der Ostfront von den Russen gefangen genommen und in Sibirien interniert. Der Hunger, die Arbeit und die Kälte setzten ihm zu, konnten seinen Glauben aber nicht brechen. „Ich wollte immer noch Priester werden, und konnte die Russen davon überzeugen“, erinnert sich der Pater. 1947 wurde er aus der Gefangenschaft entlassen und konnte zurück zu seiner Familie in die Heimat. Sein Bruder war allerdings nicht mehr da. Er sei ohne Kampfausbildung von der Gestapo in eine Selbstmordmission nach Russland geschickt worden, sagt Früh. „Die haben ihn auf dem Gewissen.“

Der Heimkehrer setzte seine Studien fort. Er absolvierte sein Noviziat (die Ordensausbildung) in Nordafrika und wurde 1954 zum Priester geweiht. Eigentlich wollte er Missionar in Afrika werden, wie es für einen Ordenspriester der Weißen Väter vorgesehen ist. Dazu kam es nicht. Stattdessen wurde er nach Rom zum Philosophiestudium berufen, wurde Professor in Trier und Saarbrücken und später sogar Lehrbeauftragter dieses Fachs.

Seine größte Herzensangelegenheit, „die bis zum Herzschmerz geht“, sei jedoch die Hilfe für Bedürftige gewesen. Selbst mit 100 Jahren setzt er sich noch für die Belange derer ein, die nicht so viel haben.

Früh – ein Mann, der durch die Höllen des Kriegs ging, seinen Bruder verlor und unzählige Freunde und Kameraden neben sich sterben sah – erteilt seinen Geburtstagsgästen einen Rat: „Geht immer positiv durchs Leben. Ärger und Verdruss lohnen sich nicht. Und wenn man mal nicht mit jemandem zurechtkommt, kann man versuchen, über ein gutes Buch die Verbindung herzustellen.“

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