Per Fahrrad durch das wahre Leben
TRIER. Reiner Marz, stellvertretender Fraktionschef der Grünen in Mainz und Spitzenkandidat der Trierer Grünen für die Landtagswahlen, liebt Korsika, absurde Science-Fiction-Literatur und sein Fahrrad – nicht aus politischen, sondern aus ganz persönlichen Gründen.
Der 26. März wird ein guter Tag sein für Reiner Marz. Nicht wegen der Landtagswahlen - obwohl die Vorzeichen für die Grünen gar nicht so schlecht stehen - sondern weil dann die Sommerzeit beginnt. "Mir fehlen im Winter Licht und Wärme", sagt Marz. Außer einem Sonnen-Lampion, der von der Decke baumelt, erinnert in seiner wohnlich unaufgeräumten Küche tatsächlich nicht viel an Licht und Wärme: Die Handwerker haben den Strom abgestellt. Das Dach des über 100 Jahre alten Hauses in der Eurener Udostraße wird ausgebaut. "Die Kinder brauchen einfach mehr Platz", sagt der fünffache Vater. Im Haus dominiert Natur: Holztisch, -stühle, -küche, -dielen. Auf der Fensterbank blüht Lavendel, daneben getrocknete Küchenkräuter. Zerlesen liegen die Frankfurter Rundschau und der TV auf dem Küchentisch. Die Fotos von schroffen Küstenlandschaften können nicht wegen technischer Brillanz Platz an den Wänden gefunden haben. "Korsika!", offenbart der meistens schwarz gekleidete Politiker prompt seine Leidenschaft. Rund zehn Mal hat er in den vergangenen 20 Jahren auf der französischen Insel Urlaub gemacht. "Der Widerspruch zwischen schroffen Bergen und sanften Wäldern - und natürlich der Strand", schwärmt Marz. Per Eisenbahn tritt die Familie regelmäßig die Reise auf die Lieblingsinsel an. "Ich fliege nicht gern", sagt Marz. Nicht, wie man bei einem Grünen vermuten könnte, wegen des vielen Treibstoffs, den Flugzeuge in die Luft blasen, sondern aus persönlichen Gründen: "Reisen muss begreifbar sein. Ich will nicht nach fünf Stunden Flugzeit, in denen ich nicht viel mitbekomme, in einer völlig anderen Kultur und einem völlig anderen Klima aussteigen. Das ist unwirklich." Dass Marz kein Auto hat und stets mit dem Rad unterwegs ist, gleicht ebenfalls nur auf den ersten Blick einer "Grünen-Manie": "Da geht's einfach darum zu sehen, ob man ohne Auto zurechtkommt. Sich zwingen, auch bei Kälte das Rad zu nehmen, sich anstrengen müssen, um einen bestimmten Weg zurückzulegen - dabei spürt man sich selbst", beschreibt Marz seine Lust, sich überwinden zu können. Wandern oder schnorcheln als beschauliche Urlaubsbeschäftigungen mag Marz allerdings trotzdem nicht. "So gerne ich in der Natur unterwegs bin: Wandern geht mir viel zu langsam." Dafür packt der 47-Jährige jedesmal sein Lieblingsbuch ein: einen - wegen häufigen Gebrauchs stabil gebundenen - Sammelband "Per Anhalter durch die Galaxis" des amerikanischen Kult-Autors Douglas Adams. "Entweder muss Science-Fiction gut recherchiert und zumindest vorstellbar oder total absurd sein", kommentiert er seine Vorliebe für SF-Literatur. Seine festen Vorstellungen und Prinzipien haben Reiner Marz auch zur Politik gebracht: "Mir ist gar nichts anderes übrig geblieben. Tatenlos zur Kenntnis nehmen, was in der Welt passiert, ohne mich zu engagieren, käme für mich nicht in Frage."