Per Sonderbus auf die neue Station

TRIER. In einer konzertierten Aktion zog gestern die Abteilung "Erwachsenenpsychiatrie" mit ihren vier Stationen vom alten Herz-Jesu-Krankenhaus in den Neubau des Mutterhauses in der Feldstraße um. Ein Sonderbus der Stadtwerke Trier brachte die rund 75 Patienten auf ihre neue Station.

Vor dem Haupteingang des vormaligen Herz-Jesu-Krankenhauses in der Friedrich-Wilhelm-Straße sieht es nicht aus wie an jedem anderen Morgen. Mitarbeiter eines Trierer Speditionsunternehmens laden Krankenhausbetten in den LKW, und ein resoluter Herr mit "Security"-Warnweste hält den Eingangsbereich frei. Es ist kurz nach acht Uhr morgens, und was noch keiner der Passanten ahnt, ist, dass sich vier Abteilungen des Krankenhauses auf eine Reise der besonderen Art vorbereiten. "Schon seit fünf Tagen pendeln unsere LKW zwischen dem alten Krankenhaus und dem Neubau in der Feldstraße", sagt Spediteur Ansgar Steffgen aus Trier und lobt die Koordination bei der Umzugsaktion. "Selten habe ich ein Großprojekt erlebt, bei dem alle so gut zusammenarbeiten." Dann nähert sich ein weiterer Hauptdarsteller der Umzugsaktion: Reinhold Thomé sitzt am Steuer des Linienbusses, der heute zu einer Sonderfahrt bestellt wurde. Aber bei einer Umzugsaktion einer psychiatrischen Station sei er noch nie beteiligt gewesen, sagt der Busfahrer im Ruhestand. Krankenwagen nicht benötigt

Als die erste Gruppe mit rund 20 Patienten aus dem Krankenhausfoyer kommt, herrscht die aufgeregte Stimmung eines Schulausflugs. Doktor Wilhelm Classen, Chefarzt der Psychiatrie, begleitet seine Schützlinge zusammen mit weiterem Krankenhauspersonal. "Innerhalb des Hauses muss man ja öfters mal umziehen, aber heute bin ich auch etwas aufgeregt, da man das Gebäude ja nicht jeden Tag wechselt." Seit 1991 ist Classen am Herz-Jesu-Krankenhaus und hat seither den Auszug vieler Abteilungen beobachtet. Nur die Schmerztagesklinik und die Palliativstation bleiben noch bis zum Ende des Jahres, ehe sie ebenfalls umziehen. "Im Neubau waren die Handwerker gestern Abend noch zugange", sagt der Chefarzt, "aber wie das immer so ist, gibt es an vielen Ecken noch etwas zu erledigen." Die insgesamt rund 75 Patienten der vier psychiatrischen Stationen werden mit drei Bustransfers in ihre neuen Zimmer gebracht. Der Großteil des Inventars wurde bereits im Vorfeld in den Neubau gebracht, damit die Therapie nach dem Umzug sofort weitergehen kann. "Die Stationen sind soweit alle schon voll eingerichtet, man muss sich also nur noch orientieren, wo was ist", sagt Classen lachend. Die Busfahrten verlaufen allesamt ruhig, zwei instabile Patienten wurden getrennt von den anderen in einem Fahrzeug des Trierer Ordnungsamts untergebracht. Die für eventuelle Notfälle bestellten Krankenwagen wurden beim Umzug hingegen nicht benötigt. "So mancher Passagier im normalen Linienbusverkehr macht wesentlich mehr Ärger als die Patienten", sagt Busfahrer Thomé gelassen. Auch für Classen läuft alles nach Plan. "Wir sind sogar schon vor dem Zeitplan", sagt er nach der zweiten Transferfahrt, "wir werden wahrscheinlich eine Stunde früher als geplant mit dem Umzug fertig sein." Patienten bleiben im Durchschnitt 20 Tage

Nach eineinhalb Stunden ist alles vorbei. Die Patienten sind auf ihren neuen Zimmern und auch die ersten Therapiesitzungen haben begonnen. Der Neubau der Psychiatrie bietet den Patienten mit viel Glas und Licht einen schönen Ausblick über Mosel und Markusberg. "Vorher hatten wir Gitter an den Balkonen, das sah aus wie im Gefängnis. Im Neubau haben wir jetzt Sicherheitsglas verwendet", erklärt Classen. Neben der Tagesstation bleiben die Patienten im Durchschnitt rund 20 Tage auf Station. Elf Ärzte und 70 Mitarbeiter behandeln dort Depressionen, Schizophrenien sowie Persönlichkeitsstörungen und Demenzen.

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