"Perle der Uckermark" schlägt ein
Florian Schröder ist mit 29 Jahren einer der jüngsten und besten Kabarettisten im Land. Das bewies er am Sonntag vor 200 begeisterten Gästen im ausverkauften Chat Noir.
Trier. Politisch, aktuell, intelligent und bissig - so muss Kabarett sein. Darüber hinaus ist Florian Schröder als Parodist einer der ganz Großen: In seinem Repertoire hat er die beste Merkel-Parodie, die das Kabarett hergibt. Außer der "Perle der Uckermark" bringt Schröder Abbilder von Michael Glos, Wolfgang Schäuble, Frank-Walter Steinmeier, Horst Köhler und Guido Westerwelle auf die Bühne. Edmund Stoiber und Günther Oettinger outen sich selbst in Original-Mitschnitten als Anti-Redner und Mathematik-Versager.
Publikum kreischt vor Vergnügen
Herausragend ist Schröders Parodie seiner Kollegen Riechling, Schmickler, Nuhr und Busse, die alle zu Gast in "Ottis Schlachthof" sind. Bei Schröder als Moderator Ottfried Fischer kreischt das Publikum vor Vergnügen, bei Riechling gibt es stürmischen Zwischenapplaus.
In einem schwindlig machenden Tempo rast Schröder durch die aktuelle politische Landschaft und gerät bei seiner dreistündigen Wörterschlacht nicht mal ins Schwitzen.
Es geht um Krisen: Der Papst bringt die katholische Kirche in Verruf, und für die SPD freut sich Steinmeier, "dass wir die erste Partei sind, die mehr Flügel hat als Mitglieder". Angesichts der Bundestagswahl fehlt es an Charisma à la Barack Obama - stattdessen nur "Spießer mit Pickeln", wohin das Auge sieht.
Schäuble demontiert den Rechtsstaat und will künftig mit Hilfe von Neonazis auf Ausländerfang gehen. Er fordert "Gebärmutter-Untersuchungen von Schwangeren", denn "das Leben kommt aus einer Zelle. Wer sagt, dass es keine Terrorzelle ist?"
Minister Karl-Theodor zu Guttenberg soll derweil die Wirtschaft retten nach dem Motto "nie etwas zustande gebracht und allen anderen zeigen, wie man es macht". Und in Köln geht man "zu einem Absacker in die Südstadt". "Cocktail statt ICE" plädiert Schröder in Sachen Sterbehilfe. Der Tod auf Bestellung werde kommen, in einer Gesellschaft, in der es wahrscheinlich ist, mit Beckmann als Sterbebegleiter das Zeitliche zu segnen. Weil niemand da ist, der den Fernseher ausschaltet.
Am Ende steht Schröders Abgesang auf die Familie, in der ein Mann als Befruchter allenfalls noch Museums-Charakter hat. Einzige Schwäche im hochkarätigen Programm ist der "Gebärmutter-TÜV", bei dem die 27-jährige Lena aus Trier zu Multiple-Choice-Fragen Stellung beziehen muss. Ein langatmiger Bruch im ansonsten rasanten und spritzigen Schröder-Solo.