Abfallwirtschaft Pfalzeler Stink-Problem löst sich in Luft auf

Trier · Jahrelang haben sich die Pfalzeler über den Gestank des Recyclingbetriebs Eurec im Trierer Hafen beschwert. Seit die Firma Remondis dort nur noch Papier und sauberen Plastikmüll sortiert und lagert, ist es mit dem ständigen Ärger vorbei. Die Eurec geht derweil einem neuen Geschäftsmodell nach – nur wenige Hundert Meter entfernt.

 Jahrelang protestierten Bürger gegen Gestank, der vom Gelände der Recyclingfirma Eu-Rec nach Trier-Pfalzel waberte. Ende des Jahres hat die Eu-Rec das Aufbereiten von Plastikabfällen aufgegeben und die Betriebsstätte der Abfallfirma Remondis verkauft. Bürgerbeschwerden gibt es keine mehr.

Jahrelang protestierten Bürger gegen Gestank, der vom Gelände der Recyclingfirma Eu-Rec nach Trier-Pfalzel waberte. Ende des Jahres hat die Eu-Rec das Aufbereiten von Plastikabfällen aufgegeben und die Betriebsstätte der Abfallfirma Remondis verkauft. Bürgerbeschwerden gibt es keine mehr.

Foto: Friedemann Vetter (VE._)

So gut war Margret Pfeiffer-Erdel schon seit langem nicht mehr auf das an ihren Stadtteil angrenzende Gewerbegebiet zu sprechen: „Es ist alles gut! Keinerlei Beschwerden mehr!“, freut sich die Pfalzeler Ortsvorsteherin.

Ein jahrelanges Drama scheint damit beendet, das im Sommer 2014 seinen Anfang nahm: Von der Firma Eurec – damals bereits seit 17 Jahren im Ehranger Hafen ansässig – wabert plötzlich regelmäßig ein beißend-fauliger Gestank nach Pfalzel.

Die anfänglich moderaten Beschwerden der Anwohner steigern sich rasch zu massiven Protesten. Eine Bürgerinitiative gründet sich, das Gesundheitsamt wird eingeschaltet, findet aber keine krankmachenden Stoffe in der Luft. Gegen Willi Streit, Inhaber der Eurec, gehen Anzeigen wegen Körperverletzung bei der Polizei ein. Auch in den Sommern 2015 und 2016 – immer, wenn sich der Gestank bei hohen Temperaturen entwickelt – beherrscht das Thema die Schlagzeilen.

Die Eurec schafft neue Luftfilter und eine neue Waschanlage für das Säubern der gesammelten Abfälle aus den Gelben Säcken an. Bis auf Nachlässigkeiten bei den Arbeitsabläufen – etwa offen stehende Hallentore, aus denen der Gestank entweicht – kann die zuständige Umweltbehörde, die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord, Eurec-Inhaber Streit ansonsten allerdings nichts ankreiden. Um sicherzustellen, dass etwa Filter regelmäßig gereinigt und gewechselt werden, ordnet die SGD Nord 2016 an, dass Streit einen externen Geschäftsführer einstellen muss.

Prompt hört der Gestank auf, die Beschwerden und Proteste verstummen. Die Eurec geht weiter ihrem Betrieb nach – Kunststoffe aus der Gelber-Sack-Sammlung waschen und zu wertvollem Granulat recyceln, aus dem zum Beispiel Autoteile gefertigt werden. Doch Willi Streit hat die Nase voll – und kündigt an, die Betriebsstätte zu verkaufen.

Anfang 2019 übernimmt die Firma Remondis – Deutschlands größtes privat geführtes Abfallunternehmen – das Areal. Die Eurec-Hallen werden umgebaut. Im Juni startet Remondis schließlich den Betrieb.

Auf dem Areal werden nun nicht mehr Abfälle mit aufwendigen Wasch- und Trockenvorgängen recycelt, sondern lediglich gesammelt und verpresst für den Weitertransport. „Und zwar ausschließlich Altpapier und saubere Kunststoffe – zum Beispiel leere PET-Flaschen“, erklärt Remondis-Betriebsstättenleiter Jürgen Heltemes. Gestank könne dabei nicht mehr entstehen, beteuert er gegenüber dem TV. Nicht nur bei der Ortsvorsteherin Pfeiffer-Erdel, auch beim Betrieb selbst gibt es denn auch zumindest bislang keine Klagen.

Um bei den Pfalzelern um Vertrauen und Akzeptanz zu werben, lädt Remondis am Samstag, 20. Juni, zu einem Tag der offenen Tür mit Führungen über das Betriebsgelände ein.

Wer denkt, die Eurec und Willi Streit sind damit in Pfalzel Geschichte, hat sich allerdings geirrt. Anders, als von ihm selbst angekündigt, hat Streit seinen Betrieb nicht nach Süddeutschland verlegt. Vielmehr ist der neue Sitz der Firma nur wenige Hundert Meter entfernt vom alten Standort. Das Geschäftsmodell ist mittlerweile allerdings ein völlig anderes: „Mit Recycling haben wir nichts mehr am Hut“, sagt Firmenchef Streit. „Wir haben uns jetzt auf den reinen Transport von Wertstoffen und Abfällen spezialisiert.“

20 Lastzüge hat Willi Streit, der die Firma zusammen mit seiner Ehefrau Simone führt, zwischenzeitlich angeschafft. Neben dem Eurec-Büro in der Straße Unter dem Dostler ist dafür ein rund 6000 Quadratmeter großer Parkplatz entstanden. „Wir sind europaweit tätig und haben die behördliche Genehmigung, besonders überwachungsbedürftige Abfälle – zum Beispiel Asbest – zu transportieren“, sagt Streit.

Die neue Waschanlage und die neuen Filter der alten Eurec-Betriebsstätte, die zusammen knapp  eine Million Euro gekostet haben, konnten die Streits an andere Recyclingfirmen verkaufen. Dazu komme, dass er das alte Eurec-Gelände zu sehr guten Konditionen an Remondis habe veräußern können. Das neue Logistikgeschäft laufe zudem „sehr gut“, betont Streit. Unterm Strich habe er daher kein Minus gemacht mit dem Verkauf – trotz der hohen Investitionen in den alten Standort. „Das Beste ist aber, dass wir endlich in Ruhe und ungestört unserer Arbeit nachgehen können“, sagt Streit.

Die Pfalzeler dürften sich darüber nicht weniger freuen. „Zum Wohle Pfalzels hat sich die ganze Problematik mittlerweile in Luft aufgelöst“, zieht Ortsvorsteherin Margret Pfeiffer-Erdel einen Strich unter das jahrelange Stinke-Drama.

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