Trier. Mit seinem "Porsche", wie Pfarrer Egon Baum augenzwinkernd den Rollator nennt, geht der Senior täglich zum gemeinsamen Frühstück und anschließend zur Messe. Selbstständig lebe er in einer Wohnung im Untergeschoss des Stifts St. Irminen, sagt Heimleiterin Birgit Alt-Resch. Denn vor allem eines ist Triers ältestem Mann zuwider: Er möchte nicht betütelt werden. "Ich muss immer mit dem Personal kämpfen, denn ich bin noch kein Pflegefall", sagt er Oberbürgermeister Klaus Jensen mit einem Schmunzeln.
Jensen hatte die Glückwünsche der Stadt, Blumen sowie ein Glückwunschschreiben des Ministerpräsidenten Kurt Beck überreicht. Eine Dreiviertelstunde lang erzählte Egon Baum dem Stadtchef aus 102 Jahren seines Lebens: Am 30. März 1910 wurde er in Saarbrücken geboren, dort wuchs er auch auf. Er studierte in Trier, 1934 wurde er zum Priester geweiht. Ein Jahr zuvor hatte er die Heilig-Rock-Ausstellung hautnah miterlebt. "Ich war damals mehr im Dom als im Priesterseminar", sagt der Jubilar.
Auch an Details kann er sich bestens erinnern: Etwa daran, dass damals ebenfalls der Oberbürgermeister einen der drei Schlüssel zum eisernen Schrein hatte. Auch Einzelheiten an seine Zeit als Kaplan in Ediger-Eller (Landkreis Cochem-Zell) sind ihm hervorragend im Gedächtnis. Im Saarland, in Trassem, Rockeskyll bei Gerolstein und zuletzt in Niedermennig wirkte Pfarrer Baum. Seit 32 Jahren ist er im Ruhestand. Heute noch hat der älteste Pfarrer des Bistums Trier Kontakt zu manchen Katholiken aus den Pfarreien, in denen er tätig war. Einige davon habe er getraut oder getauft.
Täglich liest Pfarrer Baum Zeitungen und Bücher. "Am liebsten Krimis." Doch an manchem neueren spannenden Schmöker stört ihn, "das oft stundenlange Geschwätz drum herum." Über sein eigenes Leben könne er etliche dicke Bücher schreiben. Im Juni wird sich Klaus Jensen wieder auf den Weg ins Stift machen: Dann wird Triers älteste Frau 107 Jahre alt. Insgesamt leben laut Oberbürgermeister vierzig Menschen, die 100 und mehr Jahre alt sind, in Trier. kat