Pflege zu Hause ohne Freiheitsentzug

Trier · Bis zu 1,4 Millionen Menschen in Deutschland sind an Demenz erkrankt - und es werden jährlich mehr. "Wie gestalten wir unsere Zukunft?", lautete daher die Leitfrage bei einer Tagung des Europäischen Forums für Gesundheitswirtschaft, der Bezirksärztekammer und des Demenzzentrums Trier.

Trier. "Wie würde ich wollen, dass man mit mir umgeht, wenn ich selbst einmal dement bin?" Diese Frage richtet Caroline Klasen an die Besucher des Informationstags bei den Demenztagen Trier 2014. Jeder solle sich diese Frage beim Umgang mit an Demenz leidenden Menschen stellen. Denn Erkrankten solle so viel Selbstbestimmung wie möglich gelassen werden.
In Rheinland-Pfalz leben etwa 80 000 Menschen mit Demenz. Die meisten Erkrankten werden von Angehörigen gepflegt. Und gerade für diese ist die richtige Mischung aus Sicherheit und Selbstbestimmung des Patienten nur schwer zu finden.
Klasen erklärt, dass viele Pflegende den Erkrankten ihre Freiheit entziehen, etwa durch Medikamente, die ruhigstellen, durch Bettgitter oder das Zusperren des Zimmers.
"Doch es gibt auch andere Möglichkeiten", führt die Referentin fort. "Jetzt weiß ich zum Beispiel, dass es extra Betten gibt, die ich bis fast auf den Boden herunterfahren kann, so dass meine Großmutter sich nicht verletzt - das beruhigt mich ungemein", sagt Besucher Christian Ammer. "Denn bei ihr wurde kürzlich Demenz diagnostiziert, und ich wusste bisher nicht, wie ich mit ihr umgehen soll." Schließlich wolle er sie nicht ans Bett fesseln oder mit Medikamenten ruhigstellen, nur um sicherzugehen, dass sie nicht stürzt oder wegläuft.
Nicht nur beim Informationstag am Samstag, sondern auch beim Fachkongress am Freitag gibt es viele Impulse zu den Möglichkeiten, die es bei der Therapie und der Pflege von Menschen mit Demenz gibt. "Die Veranstaltung zeigt: Demenz kann Angst machen, aber man ist nicht hilflos", sagt Professor Matthias Maschke, "es gibt medikamentöse Therapien, aber es gibt auch anderes, was jeder jeden Tag tun kann."
Dazu gehören beispielsweise täglich 20 Minuten Sport, eine mediterrane Ernährung, Alkoholverzicht und die Behandlung etwa von Bluthochdruck. Umfangreich war daher auch das Programm des Informationstags mit Tipps zur Prävention, sportlichen Übungen und einer Übersicht von Therapiemöglichkeiten und allgemeinen Informationen rund um die Krankheit.
"Es sollte noch mehr solche Veranstaltungen geben", sagt Besucherin Gisela Blasius, die in der Seniorenbetreuung tätig ist. "Ich bin hergekommen, um mich über das Krankheitsbild zu informieren. Mit diesen Infos möchte ich später vor allem die Angehörigen entlasten." Aus der Veranstaltung habe sie viele Informationen gezogen und wisse nun, welche Möglichkeiten es im Umgang mit Demenz gibt.
Auch Uschi Wihr, pädagogische Leitung des Demenzzentrums Trier, ist überzeugt: "Die Veranstaltung war ein voller Erfolg. Es waren etwa 200 Gäste da, darunter auch einige an Demenz erkrankte." Laut Veranstaltern sei es daher sehr wahrscheinlich, dass die Demenztage Trier noch ein weiteres Mal stattfinden werden. der

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