Pille nach der Verhütungspanne

Luxemburg und Frankreich haben sie, Großbritannien, Belgien, Dänemark, die Niederlande und weitere elf europäische Länder ebenfalls: die rezeptfreie "Pille danach", die im Falle einer Verhütungspanne eine ungewollte Schwangerschaft verhindern soll. Um zu klären, wie die Verfügbarkeit der hierzulande rezeptpflichtigen Hormontablette ist, macht der Bundesverband der Pro Familia eine Online-Befragung.

 Die „Pille danach“, eine hormonelle Notfallmaßnahme nach Verhütungspannen, ist in Deutschland nach Meinung von Pro Familia nur unter unnötigen Hürden erhältlich. TV-Foto: Gabriela Böhm

Die „Pille danach“, eine hormonelle Notfallmaßnahme nach Verhütungspannen, ist in Deutschland nach Meinung von Pro Familia nur unter unnötigen Hürden erhältlich. TV-Foto: Gabriela Böhm

Trier. (gsb) In Luxemburg heißt das Präparat "Norlevo", eine Tablette mit dem Wirkstoff Levonorgestrel, die ohne Rezept in Apotheken frei erhältlich ist. Wenige Kilometer entfernt gibt es in Deutschland die Hormontabletten Duofem oder Unofem, gleicher Wirkstoff, gleichfalls in Apotheken - aber nur nach Vorlage eines Rezepts. Mit diesen Tabletten können neun von zehn ungewollten Schwangerschaften verhindert werden, sofern sie innerhalb von 24 Stunden nach der Verhütungspanne eingenommen werden. Die Tabletteneinnahme maximal 72 Stunden nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr verhindert noch sechs von zehn ungewollten Schwangerschaften. Der Bundesverband der Frauenärzte beharrt darauf, die Rezeptpflicht für die "Pille danach" in Deutschland beizubehalten. Als Gründe werden unter anderem die erhebliche bessere fachärztliche Versorgung in Deutschland oder Einnahmefehler ohne fachärztliche Beratung genannt. Für Pro Familia sind dies keine stichhaltigen Gründe, warum Deutschland im Gegensatz zu 17 benachbarten Ländern auf die Rezeptpflicht besteht. Insbesondere unter dem Zeitdruck, die "Pille danach" so schnell wie möglich einnehmen zu müssen, sieht Pro Familia einen möglichen Versorgungsengpass in Deutschland. Ihr seien Fälle bekannt, in denen Apotheken die "Pille danach" nicht bestellt hätten, berichtet Claudia Heltemes, Leiterin der Pro Familia e.V. in Trier. Auch bei "wenigen Ärzten und Frauenärzten", so räumt der Bundesverband der Frauenärzte in einer Mitteilung ein, bestünde eine "Verweigerungshaltung aus unbekannten Gründen". Die "Pille danach" kann zwar nicht in allen Fällen eine ungewollte Schwangerschaft verhindern, "aber es ist besser als nur zu hoffen, nicht schwanger zu werden", heißt es am "Pille-danach-Infotelefon" der Pro Familia (01805/776326), das die wichtigsten Informationen in vier Sprachen für 14 Cent aus dem Festnetz bereithält. HINTERGRUND Online-Umfrage: Pro Familia geht aufgrund entsprechender Erfahrungsberichte davon aus, dass Frauen in Deutschland im Vergleich zu Nachbarstaaten nur einen eingeschränkten Zugang zur "Pille danach" haben. Um verlässliche Zahlen über die Versorgungssituation zu erhalten, hat Pro Familia eine bundesweite Online-Befragung gestartet. Bis 30. September können alle Frauen ihre Erfahrungen mit der "Pille danach" auf http://www.profamilia.de/online-umfrage schildern. Damit erhofft sich der Verband ein größeres Gewicht, um für das Recht auf selbstbestimmte nebenwirkungsarme Nachverhütung einzutreten. (gsb)

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