Trier-Ehrang. 120 Jahre karnevalistische Aktivität stehen auf der Bühne im Ehranger Bürgerhaus. Jeweils 40 Jahre stehen die Ehriker Urgesteine Willi Feil und Jürgen Haubrich, der zudem seit 32 Jahren erster Vorsitzender des Karnevalvereins Blau-Weiß Ehrang ist, bereits in der Bütt. Seit 35 Jahren mimen sie gemeinsam die Viezbrieda. Für so viel Narretei erhalten sie vom blau-weißen Prinzenpaar Helmut I. und Gisela I. (Wagner) den vom Verein gestifteten Orden Spottvuurel.
Ebenfalls 40 Jahre zeichnet Ehrenmitglied Ingrid Lieb für die tänzerischen Qualitäten des Vereins verantwortlich. "Ich habe vier Generationen Garden betreut. Tanz ist mein Leben", sagt sie. Aus ihrer Schule kommt etwa Trainerin Sandra Kordel. Und die Jüngsten trainiert Lieb noch heute. "Sie lernen bei mir Ballett, können Spagat und Radschlagen." Wie sie das können, beweist Lana Pauly (6): Die Kleine aus der Kindergarde schafft ganze 40; die 170 Gäste in der ausverkauften Halle zählen laut mit.
Nicht nur die weiß´-blauen Tänzer haben starken Nachwuchs. Auch in der Bütt reift eine neue Generation heran. Zum zweiten Mal tritt die achtjährige Julia Löw mit Mutter Maria als Pups und Püpschen auf, die als Engel aus dem Himmel direkt aufs Piratenschiff fliegen. Dort entdecken sie in einer Schatzkiste allerlei Interessantes. Piraterie ist anstrengend, das zeigen nicht nur die vielen einschlägigen Tänze. Der Ehriker Schauten Rudi Labarbe will sich in der Kur davon erholen. Doch während seine Frau an Kleie, Kaltwassergüsse und Saftkuren denkt, schwirren ihm Wodka, glasklarer Gin und Obstler durch den Kopf. Mann und Frau passen halt nicht zusammen, so sein Fazit. Und dann sind wieder die Urgesteine gefragt.
Mit Sohn Volker und einem Rotkohlstrunk auf dem Kopf lästert Willi Feil als Ehriker Kaapesstrink über Frauen, Kinder, dies und das. "Mein Sohn hat das Fledermaussyndrom", sagt Volker. "Nachts flattert er durch die Gegend, und tagsüber hängt er rum." Der Mann vom Arbeitsteam alias Vorsitzender Jürgen Haubrich hat derweil andere Sorgen. Im Blaumann, stilecht mit Werkzeugkoffer und Kabelsalat, klagt er über die "Herren vom Vorstand". Der Präsi schwenke nur den Wuppdus, stolziere wie die Sphinx, werde geküsst von den Gardemädchen "und ich Idiot halte die Standarte".
Stark auch die Herren des Männerballetts. Kämpfend, marschierend, elegant tanzend und mit akrobatischen Flugeinlagen reißen sie als Römer die Gäste mit. Doch der Abstecher nach Italien ist kurz. Das Piratenschiff schippert weiter und mit ihm die meist mottogemäß kostümierten Zuschauer. Selbst das Trierer Stadtprinzenpaar Miriam I. und Ralf II. passt sich an und trägt Augenklappen.
Wer glaubt, Piraten haben keine Kultur, war nie am Kylltalstrand. Mit herrschaftlicher Besetzung, einem blaublütigen Gitarristen (Prinz Helmut) und herzoglichem Sänger (Wolfgang Reiland, Bürgermeister der VG Trier-Land) am Bass, mischt die Band Ehriker Kaapeskääp mit Dieter Kratz (Gesang), Thomas Reiland (Keyboard) und Andreas Wagner (Schlagzeug) das Piratenschiff auf. Das Publikum singt mit, tanzt auf jeder freien Fläche und gar auf den Stühlen. mehi
Extra

Weitere Mitwirkende: Fahnenschwenker (Leitung Petra Valerius), Kindergarde Showtanz, Kindergarde Marsch, Nachwuchsgarde Piratentanz, Solomariechen Luisa Eschmann, Tanzsportgruppe graue Panther, Große Garde, Jugendgarde Feuer und Eis, Männerballett Das war Rom, Große Garde Piratentanz. mehi