"Platz gemacht für neuen Dreck"

PFALZEL/RUWER/EHRANG. Eine ganze Armada von Putzteufeln: Bewaffnet mit Greifzangen, Handschuhen und unzähligen Müllsäcken, gingen in der Stadt Trier am landesweiten Dreck-weg-Tag die Bürger auf Müllsuche.

"Blindgänger und Tretminen!", warnt Werner Pfeiffer. Pfalzels Ortsvorsteher hat dabei keine Überbleibsel kriegerischer Auseinandersetzungen vor Augen, sondern Hunde-Hinterlassenschaften am Moselufer, die natürlich nicht Objekte des Dreck-weg-Tages sind. Aber dort, entlang des Radwegs und im Graben der Wallmauer - beliebte Gassi-Geh-Zonen - muss eben sauber gemacht werden. "Grauenhaft, wie es hier aussieht", stöhnt Pfeiffer. Punkt 9 Uhr haben sich die Helfer, überwiegend Feuerwehrleute, am Spielesplatz getroffen, ziehen in Gruppen los und sammeln gezielt an neuralgischen Punkten. "Irgendwie sehe ich es nicht ein, den Dreck anderer zu beseitigen. Aber es muss ja gemacht werden", findet Stephan Guillaume aus Pfalzel und trägt einen ausgedienten Campingstuhl zum Sammelpunkt. Jede Menge Papier, Dosen, Flaschen, Fahrrad- und Autoreifen sind eine Stunde später zusammen getragen. Die Wallmauer zeigt sich vom Müll befreit nun von ihrer Schokoladenseite. Für wie lange? "Wir haben Platz gemacht für neuen Dreck", nimmt es Pfeiffer mit Galgenhumor. Gleiches Bild in Ruwer, wo wie in den anderen Stadtteilen fleißig dem Unrat zu Leibe gerückt wird. Mit einer Gruppe der katholischen Pfarrjugend und der Ruwerer Geso-Einrichtungen sammelt Ortsvorsteherin Monika Thenot entlang des Radwegs unter der Autobahnbrücke den Abfall ein. "Vieles könnte von ungesicherten Anhängern gefallen sein", vermutet jemand und zeigt auf eine große Flex-Trennscheibe. "Keine wunderschöne Arbeit", findet Geso-Bewohner Marvin. Normalerweise hätte er den Vormittag am Computer verbracht. "Da ist Müllsammeln aber sinnvoller", sagt er dennoch. "Noch einmal ran", motiviert Thenot die Jugendlichen am späten Vormittag, die nur wegen der Fragen der TV-Berichterstatterin eine Pause eingelegt haben. Die lassen sich nicht zweimal bitten, kriechen durchs Gebüsch und hangeln wie Bergsteiger, um mit einer Festplatte, Felge und zahllosen Pfandflaschen "belohnt" zu werden. Die Aktion sei auch gut für den Gemeinsinn, glaubt Thenot. Und tatsächlich: Bei der abschließenden Erfrischung mit Getränken spendet ein Ruwerer Metzger spontan ein paar Fleischwürste für die Helfer. In Ehrang sind viele Müllsucher schon früher als im Vorjahr mit der Reinigungsaktion fertig und erholen sich bei einem Imbiss. Kuriose Funde dort: ein Grabstein und Blutproben - "aber keine Post", witzelt einer. "Der Müll wird weniger", glaubt Ortsvorsteher Günther Merzkirch - was ganz im Sinne des Stadtreinigungsamts wäre.