Plumpsklo, Tütensuppe und Forellen

Bausendorf-Olkenbach · Was haben ein Plumpsklo, eine chinesische Tütensuppe und eine Präsidentensuite gemeinsam? Sie gehören zu einem dreitägigen Ausflug in die Natur, die ein Berufssoldat im Kreis Bernkastel-Wittlich anbietet. Fazit: Auch ohne Wohnung lässt es sich leben - wenn man weiß wie.

 Die Survival-Teilnehmer auf ihrer Wanderung im Alftal. Zum Fotomachen wird eine kurze Pause einglegt. TV-Foto: Ute Kuhnen

Die Survival-Teilnehmer auf ihrer Wanderung im Alftal. Zum Fotomachen wird eine kurze Pause einglegt. TV-Foto: Ute Kuhnen

Bausendorf-Olkenbach. Basiscamp. Das klingt nach Abenteuer in der freien Natur. Und es sieht auch fast so aus. Unten ist matschiger Boden, ein Bach plätschert vorbei, darüber blauer Himmel, ringsum Gebüsch und Bäume und mitten drin eine Toilette. Besser gesagt ein Plumpsklo, umhüllt von einer blauen Plastikplane. Drumherum stehen 16 Menschen. Sie sind zwischen 15 und 50 Jahre alt, haben Berufe vom Arzt bis zur Erzieherin oder sind Schüler, kommen aus der Region von Trier bis Köln.
Vor ihnen steht Survivaltrainer Thomas Zirbes. Auf den Berufssoldaten hören die Zivilisten jetzt freiwillig. Sie haben bei ihm einen Survival-to-go-Kurs im Alftal (Kreis Bernkastel-Wittlich) gebucht. Erster Auftrag: "Häuslebauen". Allerdings heißt das Dach überm Kopf "Debris Hut". Das ist eine Behelfsunterkunft aus Holz, Blättern und Moos, als Schutz vor Regen und Kälte.
Bratfisch auf Haselnuss-Ästen



Thomas - alle nennen sich beim Vornamen - zeigt genau, wie es geht. Erst wird Baumaterial im Wald gesammelt, dann ist jeder sein eigener Architekt. Manch einer plant den Bau einer "Präsidentensuite", andere wollen einfach nur auf einer Plane mit freiem Ausblick gen Himmel nächtigen.
Vorher gibt es noch eine Runde am Lagerfeuer. Damit das brennt, müssen fürs Feuermachen trockenes Fichtenholz, Zundermaterial (Pollen, Distelsamen, trockene, verwelkte Gräser) sowie dünne und dicke Ästchen her. Ein Feuerzeug ist natürlich tabu! Ohne wird\'s schwierig. Mit einem Zunderstahl (Anzündmittel) geht\'s dann doch.
Auf dem Speiseplan steht gebratene Forelle auf einem Grillrost aus Haselnuss-Ästen. Das schmeckt, und jetzt wird gelacht, erzählt - etwa das Schreckenserlebnis des Zahnarztes, der in der kanadischen Wildnis einst urplötzlich einem Bären gegenüberstand, ehe dieser sich dann trollte - so lange, bis das "Bett" ruft. Auf Wurzeln, wilden Rhabarberblättern, Iso-Matte und in einem Schlafsack gebettet findet jeder Schlaf. Vorher heißt es: Schuhe aus. Die stecken kopfüber auf zwei Holzstöcken, damit darin keine unliebsamen Gäste Unterschlupf finden.
Die Nacht ist kurz und kalt. Beim Frühstück lässt die Zivilisation grüßen: Kräcker mit Marmelade, Fleischwurst, Pulverkaffee und Tee aus Tannenzweigen. Dann folgt ein Survival-Trip durch das schöne Alftal entlang des Alfbachs über Hontheim bis kurz vor Bad Bertrich.
Die Sonne sticht, die Rucksäcke sind schwer. Zundermaterial muss gesammelt werden. So geht es etwa 13 Kilometer über Höhen und Tiefen, Stock und Stein. Zwischendurch gibt Thomas immer wieder interessante Einblicke in die Pflanzenkunde.
Besonders wichtig: Was ist eigentlich essbar? Das zum Beispiel sind Löwenzahn, Spitzwegerich und Waldklee (in kleinen Mengen). Am Bach das nächste Exempel: Wie man mit Hilfe einer Handpumpe Wasser zum Trinken aufbereitet und filtert. Weiter geht es steil bergauf zur Entersburg. Nass geschwitzt auf der Ruine angekommen, gibt es eine tolle Belohnung: ein gigantischer Blick ins Tal.
Doch nur nicht abheben. Jetzt zeigt Thomas die Kunst des Fallenbaus, dann wird das Nachtlager aufgeschlagen und Feuer geschürt. Und eine Überraschung wartet auf die Teilnehmer. Der Survival-Fachmann hat für ein "Drei-Gänge-Menü" vorgesorgt. Es gibt chinesische Päckchensuppe, Kartoffeln und selbst gemachten Brotfladen aus dem Lagerfeuer. Danach gibt es als Dessert einen Blick in den Sternenhimmel, die Kulisse der Burg im Hintergrund und Glühwürmchen.
Steil aufwärts in der Käsegrotte


Es folgt der letzte Tourtag. Abseilen von einer Felswand steht an. Mit Helm, Seil, Sicherheitsgurt und einer ausführlichen Einweisung von Thomas ausgestattet schafft es jeder unbeschadet. Bis auf die Teilnehmerin mit Höhenangst. Sie fotografiert lieber von unten.
Weiter geht es durch die sogenannte Käsegrotte steil bergauf Richtung Hontheim. Zwölf Kilometer, 28 Grad, die Sonne brennt. Jeder beißt die Zähne zusammen. Erschöpft, aber gut gelaunt erreicht die Gruppe schließlich das Basislager, pardon Basiscamp, und alle ziehen Bilanz.
Die jüngste Teilnehmerin, Michelle Matlock (15) aus dem nordrhein-westfälischen Monheim, sagt: "Trotz des Verzichts auf Luxus, den man zu Hause hat, war der Kurs ein unvergessliches und fantastisches Abenteuer." Das wird es auch für die 18-Jährige sein, die die Tour zum Geburtstag, als Sprung ins Erwachsenenleben, geschenkt bekommen hat. Die Alftaltour wird sie nicht vergessen.
Survivaltrainer Thomas Zirbes ist 34 Jahre alt, verheiratet und hat drei Kinder. Er wohnt in Bausendorf und bietet seit drei Jahren durchschnittlich zehn bis 15 Kurse im Jahr an. Er ist Berufssoldat und hat schon an mehreren Auslandseinsätzen teilgenommen.
Zirbes hat unter anderem langjährige Erfahrung in der Ausbildung und Führung junger Menschen, eine aktuelle Ersthelferausbildung und ist Fallschirmspringer. Thomas Zirbes bietet verschiedene Kurse, Outdoor-Events, Teambuilding und vieles mehr an.
Nähere Informationen gibt es im Internet unter
www.adventure-alftal.de

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