Pluwig feiert das Spiel des Jahres

Wochenlang gab es in Pluwig nur ein Thema: Eintracht Trier kommt zum Benefizspiel. In die Vorbereitungen waren fast alle der 1500 Bewohner eingebunden. Sportlich gab es beim 19:1 der Eintracht Trier gegen den DJK Pluwig/Gusterath nichts zu holen, gewonnen haben dafür die Dorfgemeinschaft und soziale Projekte in Haiti.

 Klare Sache: Julian Bidon von Eintracht Trier setzt sich auf der linken Seite durch. TV-Foto: Hans Krämer

Klare Sache: Julian Bidon von Eintracht Trier setzt sich auf der linken Seite durch. TV-Foto: Hans Krämer

Pluwig. (pwr) "Seit Monaten gab es für mich nur einen Traum: Einmal ein Tor gegen die Eintracht schießen. Für mich ist das der Wahnsinn", sagt Alex Konz. Der 21-Jährige vom B-Ligisten DJK Pluwig/Gusterath hat seinen Traum wahrgemacht - und per sehenswertem Fernschuss gegen den Regionalligisten getroffen. Alex Konz feierte den Treffer per Taucher (bei dem man auf dem Bauch über den Rasen rutscht) vor den rund 400 Zuschauern. Das Dorf stand Kopf, wie auch schon in den Monaten davor - das Spiel gegen die Eintracht hat die Gemeinschaft zusammengeschweißt.

Extra-Pflege für den Rasen



Rückblende: "Im Februar kam die Firma Wolter's Tankstellen auf uns zu, mit der Idee ein Benefizspiel für Haiti zu veranstalten", sagt Otmar Breiling, Abteilungsleiter Fußball bei der DJK.

Im Januar war der Karibikstaat von einem Erdbeben getroffen worden, für die Erstversorgung brauchten die Hilfsorganisationen jeden Euro. Der Sponsor war schon da, nur die Arbeit musste noch verteilt werden. "Wir haben Organisationsteams gebildet, die sich mehrfach und regelmäßig getroffen haben", sagt Breiling.

25 von insgesamt 1000 Vereinsmitgliedern haben seit Februar dauerhaft mitgeholfen - plus Familie und Spontanhelfern. Zu tun gab es reichlich: Der Platz musste in Schuss gebracht werden. "Wir haben dort stundenlang Zigarettenkippen eingesammelt", sagt Breiling. Der Rasen wurde extra gepflegt - dafür sprang die Verbandsgemeinde (VG) ein. Die VG musste auch überzeugt werden, die Sporthalle zur Verfügung zu stellen. "Wir brauchten noch vernünftige Umkleidekabinen für die Eintracht-Spieler", sagt Breiling. Die Umkleideräume am Sportplatz sind noch im Umbau. "Wir haben die Damentoilette erst ein paar Stunden vor dem Spiel ans Laufen bekommen."

Insgesamt 300 Stunden Arbeitszeit wurden investiert, um Theken- und Kassendienste, Ordner und Essenszelte zu organisieren. Fast alle Vereine der 1500-Einwohner-Gemeinde machten mit - das Spiel war Gesprächsthema Nummer eins. Helfer zu finden war laut Breiling "überhaupt kein Problem": Mehrere Pluwiger haben sich sogar extra für das Spiel Urlaub genommen, so wie Uwe Müller. Der Maler wohnt mit seiner Familie zwar erst seit zwölf Jahren in der Gemeinde ist aber im Verein integriert wie kaum ein anderer. Seine Kinder spielen in den Jugendmannschaften, seine Frau bewirtschaftet das Vereinsheim. Uwe Müller selbst spielt in der 2. Herrenmannschaft. "Für mich ist das einfach selbstverständlich im Verein mitzuhelfen. Ich habe da nicht groß nachgedacht." Groß nachgedacht hat Alex Konz bei seinem Fernschuss auch nicht.

Das Tor gegen die Eintracht: für ihn ein Traum, aber keiner zum Abheben. Während soziale Projekte in Haiti mehrere Tausend Euro Spenden erhalten, bereiten sich Konz und Co. schon auf die weiteren Spiele in der B-Liga vor. Über das Spiel gegen die Eintracht wird man in Pluwig aber noch in Jahren reden.

Sport Seite 17

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