Pluwiger Karl-May-Festspiele: Der Apachenhäuptling reitet wieder (Fotostrecke)

Pluwig · Sie kennen Leo Bender nicht? Dann lernen Sie ihn bei der Aufführung von "Old Surehand" in Pluwig kennen. Explosionen, Indianer und Schießereien versetzen den ehemaligen Steinbruch in den Wilden Westen.

 Für Vupa Umugi (Mitte) und seine Leute sieht es zwischenzeitlich nicht gut aus. Erst spät treffen Kolma Puschi, Old Shatterhand, der junge Old Surehand und Winnetou (Bild rechts) zusammen.

Für Vupa Umugi (Mitte) und seine Leute sieht es zwischenzeitlich nicht gut aus. Erst spät treffen Kolma Puschi, Old Shatterhand, der junge Old Surehand und Winnetou (Bild rechts) zusammen.

Foto: klaus kimmling (kik), klaus kimmling ("TV-Upload kimmling"

Mehr als 1000 Menschen schauen gespannt auf die Bühne und warten auf den einen Moment. Der Moment, wenn zum ersten Mal Winnetou mit seinem Pferd auf die Bühne reitet und die legendäre Filmmusik aus den Streifen mit Pierre Brice ertönt. Dann sind wieder Karl-May-Festspiele in Pluwig, dann geht es wieder den Bösewichten an den Kragen, dann gibt es feurige Explosionen, bunt geschminkte Indianer, kluge Westmänner, galoppierende Pferde - und natürlich ein Happy End.

Zum neunten Mal - rechnet man die ersten Aufführungen am Silbersee bei Hockweiler hinzu - fängt der Wilde Westen gleich hinter Trier an. In diesem Jahr haben sich die Karl-May-Freunde ein komplexes und anspruchsvolles Stück ausgesucht: "Old Surehand". Der heißt eigentlich Leo Bender und hat eine ziemlich komplizierte Familiengeschichte. Es ist jedoch alles andere als eine verkopfte Beziehungskiste, die die rund 80 Mitwirkenden auf und hinter der Bühne auf die Beine gestellt haben.

Dabei beginnt das Stück eher harmlos: Leo Bender (Marvin Scherf) ist ein guter Gewehrschütze. An seinem 18. Geburtstag bricht eine Welt für ihn zusammen, als ihm seine Eltern erklären, dass er nicht ihr leibliches Kind ist. Was folgt, sind rasante Szenen mit Schießereien, vielen Pferden, munteren Dialogen und überraschenden Erkenntnissen. Da ist eine Frau in Wirklichkeit ein Mann, ein Todfeind der eigene Bruder und ein Militär ein Hochstapler. Zu viel soll an dieser Stelle jedoch nicht verraten werden - denn, obwohl noch einige Karten zu haben sind, gibt es bereits jetzt mehr als 10 000 Menschen, die sich in den kommenden Wochen "Old Surehand" anschauen wollen.

Zuschauer der Premiere ist beispielsweise Peter Kretzschmar aus Kenn. "Ich bin begeistert vom ehrenamtlichen Engagement der vielen Mitwirkenden", sagt er. Er ist mit seiner ganzen Familie zur Bühne im ehemaligen Steinbruch unweit von Pluwig gekommen. Die Landschaft und die aufwändigen Kulissen seien toll, sagt Kretzschmar. Hinweis für langjährige Festival-Besucher an dieser Stelle: Die mexikanische Kirche ist verschwunden.

Doch das tut der Szenerie rund um Felsen, Tipis und Saloon keinen Abbruch. Wer ein Karl-May-Fan ist, der kommt immer wieder. Wie Karl Zimmer aus Pellingen. Er ist das, was man einen treuen Zuschauer nennen kann. "Ich war bereits 2001 in Hockweiler dabei." Auch 2017 ist er angetan von der Aufführung. "Ich kenne viele Akteure", sagt Zimmer. Unter anderem den Darsteller von Old Shatterhand (Rainer Otten). Und eben dieser Shatterhand sei so etwas wie eine Wunschrolle für jeden Fan.

Das sagt der treue Zuschauer zu einem Zeitpunkt, zu dem es noch nicht gut für Old Surehand, Old Shatterhand und die anderen Freunde von Winnetou aussieht. Denn der General (Christoph Haag) treibt sein Unwesen unter Mithilfe von Toby Spencer (Christoph Paulus) und dessen Helfern. Dass sich am Ende doch alles in eine von den Zuschauern mit viel Applaus bedachte Richtung wendet, ist nicht nur den geschickten Regiekünsten von Conny Faißt zu verdanken, sondern auch dessen Geschick im Umgang mit Pyrotechnik. Schließlich gehört zu einer gelungenen Pluwiger Aufführung auch der ein oder andere unvermutete Knalleffekt.

Nach der Premiere ist Faißt fast so zufrieden mit der Aufführung wie Vereinsvorsitzender Edwin Christen. Faißt sagt, dass "man als Regisseur immer etwas findet, das noch verbessert werden kann". Christen verweist darauf, dass "Old Surehand" ein komplexer Stoff sei, "den die Schauspieler hervorragend auf die Bühne gebracht haben". Natürlich seien alle vor der Premiere nervös gewesen, was Stefan Krämer (Matto Schako) und Frank Geipel (Indianerhäuptling Vupa Umugi) bestätigen. Sie sind jedoch ähnlich wie Michèle Hans (Kolma Puschi) kurz nach der Aufführung froh, die Premiere gemei stert zu haben. Und was sagt Reinhold Schomer, der seit vielen Jahren nicht nur den Winnetou spielt, sondern die Rolle zu Hause mit Pferd und Einrichtungsaccessoires auch lebt? "Die Premiere ist immer eine Herausforderung, weil noch alles neu und noch nicht so eingespielt ist. Aber es ist ziemlich gut gelaufen." Zeit zum Feiern bleibt ihm und den vielen anderen Aktiven allerdings nicht. Denn nach der Vorführung ist vor der Vorführung. Indianer kennen ebenso wie gestandene Westernmänner und Bösewichte weder Schmerz noch Müßiggang.

Wer sich auf die Aufführungen richtig vorbereiten will, sollte eher zu den Old-Surehand-Büchern greifen, als sich den Film Old Surehand 1. Teil von 1965 anzusehen. Der Film mit Stewart Granger hat herzlich wenig mit der von Karl May verfassten Geschichte zu tun.Extra: EINE KREISSTRAßE ALS PARKPLATZ

Pluwiger Karl-May-Festspiele: Der Apachenhäuptling reitet wieder (Fotostrecke)
Foto: klaus kimmling (kik), klaus kimmlling ("TV-Upload kimmling"
 Explosionen gehören bei den Aufführungen einfach dazu.

Explosionen gehören bei den Aufführungen einfach dazu.

Foto: klaus kimmling (kik), klaus kimmlling ("TV-Upload kimmling"
 Rund 80 Aktive vor und hinter der Bühne unterhalten bei den Aufführungen jeweils rund 1100 Zuschauer. TV-Fotos (4): Klaus Kimmling

Rund 80 Aktive vor und hinter der Bühne unterhalten bei den Aufführungen jeweils rund 1100 Zuschauer. TV-Fotos (4): Klaus Kimmling

Foto: klaus kimmling (kik), klaus kimmling ("TV-Upload kimmling"

Nahezu alle Zuschauer der Aufführungen auf dem Gelände im Wald bei Pluwig reisen mit dem Auto an. Deshalb wird die Kreisstraße 63 im Bereich der Freilichtbühne als Einbahnstraße mit Parkmöglichkeit ausgewiesen. Das kann dazu führen, dass Besucher längere Fußmärsche in Kauf nehmen müssen. Es lohnt sich deshalb, entsprechendes Schuhwerk anzuziehen. Zudem lohnt es sich, eine warme Jacke einzupacken, da die Aufführungen bis gegen 23 Uhr dauern und es sich bis dahin abgekühlt hat.

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