Poesie auf den Flügeln der Musik

Es ist eine kleine, aber erlesene Deutschland-Tournee, auf der Christof Stählin mit seinen Schülern das Comeback der Liedermacher feiert. Der Kultursommer Rheinland-Pfalz brachte die Gruppe der Mainzer Akademie für Poesie und Musik auch auf die Bühne der Trierer Tuchfabrik.

Trier. (cofi) Als graue, geschmacksneutrale Glibbersuppe hat das Mehl aus der Sago-Palme Hunderten Menschen den Magen gefüllt. Sago ist aber mehr. So heißt auch die 1989 von Christof Stählin gegründete Akademie für Poesie und Musik in Mainz, an der sich der künstlerische Nachwuchs seine Sporen verdienen kann. Auf ihrer Tournee-Station in Trier sättigten die Sago-Meisterschüler allerdings mit einem gut gewürzten Programm die nach echten Liedermachern hungernden Zeitgenossen. In der Tufa bekam ein handverlesenes Publikum in einem intimen Konzert große Kunst in Sachen Kleinkunst aufgetischt. Ob leise und poetisch wie Annett Kuhr, skurril und bildreich wie Philipp Rhaesa oder berührend wie Martin Sommer - die Kunst, aus Sprache Poesie zu zaubern und sie von den Flügeln der Musik tragen zu lassen, beherrscht die junge Liedermacher-Generation mit sicherem Gespür für die kleinen Geschichten der Gegenwart. Als ein Sago-Musterschüler des gereimten Wortes, Großmeister zielgenauer Pointen und mehrfacher deutscher Poetry-Slam-Champion entführte Sebastian Krämer das Publikum in seine fantastische Welt. "Die Antwort darauf, was ich eigentlich tagsüber mache", gab der 32-jährige Wahl-Berliner in seinem "Chanson d'aventure" über Drachentöter, Heldentum und Lebenseinstellung: "Ich mach den Drachen tot und euer Weltbild heil." Ein große Portion Selbstironie und Wortwitz brachte Martin Betz mit, ohne jedoch in flache Blödeleien abzugleiten. In seinen Liedern nimmt er die Absurditäten des Alltags unter die Lupe.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort