Vorfall in Klinik Polizei: Vater durfte Säugling aus Trierer Krankenhaus mitnehmen

Trier · Der 24-jährige Trierer, der am Freitag gegen 11.40 Uhr mit seinem neugeborenen Baby das Klinikum Mutterhaus der Borromäerinnen verlassen hat, habe das zu diesem Zeitpunkt nicht widerrechtlich getan. Das erklärte die Polizei am Montagnachmittag. Das Mutterhaus sei zunächst „irrtümlich“ von Kindesentziehung ausgegangen.

 Die Polizei hat bei dem Einsatz am Freitag in Trier einen sogenannten Taser (Symbolfoto), ein Elektroimpulsgerät, verwendet. 

Die Polizei hat bei dem Einsatz am Freitag in Trier einen sogenannten Taser (Symbolfoto), ein Elektroimpulsgerät, verwendet. 

Foto: dpa/Paul Zinken

Ermittelt wird gegen den jungen Mann nun allerdings trotzdem, weil er einen Krankenhausmitarbeiter mit einem spitzen Gegenstand bedroht haben soll.

Am Freitagnachmittag hatte die Polizei zunächst mitgeteilt, dass der Mann den Säugling „widerrechtlich“ und „unberechtigt“ aus dem Krankenhaus mitgenommen habe (der TV berichtete). Nach weiteren Ermittlungen habe sich allerdings rausgestellt, dass der „Säugling nicht unberechtigt aus dem Trierer Mutterhaus mitgenommen wurde“, hieß es nun am Montag seitens des Polizeipräsidiums.

Die Polizei gerufen hatte ein Mitarbeiter des Mutterhauses, „der aufgrund hausinterner Fehlinformationen irrtümlicherweise von einer Kindesentziehung ausging“, erläutert die Polizei weiter.

Der Kindsvater und auch die Mutter des Säuglings hätten allerdings lediglich „entgegen der Warnungen des Krankenhauspersonals“ die Wöchnerinnenstation samt Kind verlassen. „Spontan und ohne Rücksprache mit den behandelnden Ärzten“, wie es seitens der Polizei heißt. Nach TV-Informationen war das Jugendamt schon vor der Geburt in den Fall eingeschaltet.

Nach dem Verlassen des Krankenhauses eskalierte die Situation: „Auf seinem Weg in Richtung Brückenstraße war der 24-jährige Kindsvater zunächst alleine mit dem Säugling unterwegs. Hier zog er einen spitzen Metallgegenstand hervor, mit dem er einen ihn verfolgenden Mitarbeiter des Mutterhauses bedrohte, um ihn von der Verfolgung abzuhalten“, teilt die Polizei weiter mit.

Der Kindsvater stieg dann in einen Bus der Linie 3. Ein „nacheilender Mitarbeiter des Krankenhauses stoppte die Abfahrt des Busses, bis kurz darauf die Polizei eintraf“, heißt es in dem aktuellen Polizeibericht und weiter: „Hier eskalierte die Situation, da der Polizei die heute bekannten Informationen nicht vorlagen und sie von einer rechtswidrigen Kindesentziehung ausgehen musste.“

Bei der Auseinandersetzung im städtischen Linienbus wurde der Kindsvater durch den Einsatz eines Distanzelektroimpulsgerätes (Taser) leicht verletzt. Auch drei Polizeibeamte wurden bei der Festnahme leicht verletzt.

„Nach dem nun vorliegenden Zwischenstand der Erkenntnisse leitete die Polizei Ermittlungsverfahren gegen den 24-jährigen Tatverdächtigen unter anderem wegen Bedrohung zum Nachteil des Krankenhausmitarbeiters sowie wegen Widerstands gegen die Polizeibeamten, nicht jedoch wegen einer rechtswidrigen ,Entziehung Minderjähriger’ im Sinne des Strafgesetzbuchs, Paragraf 235, ein“, teilt die Polizei mit.

Die Ermittlungen zu den Gesamtumständen und den Gründen, wie es zu dieser Entwicklung im Krankenhaus kam, dauern weiter an.

Das Klinikum Mutterhaus hatte am Freitag auf Presseanfrage mitgeteilt:  „Das Pflegepersonal hat gesehen, wie die Eltern mit dem Kind in den Aufzug gestiegen sind. Daraufhin wurden die Mitarbeiter an der Pforte informiert, die die Eltern aufhalten sollten. Ein Mitarbeiter der Pforte hat dann die Polizei informiert.“ Am Montag betonte das Mutterhaus dann per Pressemitteilung, dass es keine Kindesentführung gegeben habe. „Tatsächlich gab es zwischen dem Pflegepersonal und der sorgeberechtigten Mutter aber noch Abstimmungsbedarf im Hinblick auf die Betreuungssituation des Neugeborenen. Zum Wohl des Kindes war unser Pflegepersonal darum bemüht, das Verlassen des geschützten Klinikbereiches bis zur Klärung der Sachlage abzuwenden. Aus diesem Grund wurde zur Unterstützung auch die Polizei hinzugerufen.“ Weitere Einzelheiten zu den Beteiligten und dem Tatgeschehen könne die Klinik „aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht preisgeben“, heißt es weiter in der Erklärung.

Nach Informationen des Trierischen Volksfreunds ist das Jugendamt weiterhin eingeschaltet, um das Wohl des Neugeborenen sicherzustellen. Mutter und Baby sollen sich nach TV-Informationen am Montagnachmittag weiterhin im Krankenhaus befunden haben.

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