Polizei will Migranten einstellen, findet aber keine

Trier · Das Polizeipräsidium Trier will internationaler werden und sucht seit einem Jahr intensiv nach Bewerbern mit Migrationshintergrund - jedoch bisher ohne Erfolg. Noch wurde kein einziger Kandidat mit türkischen oder russischen Wurzeln eingestellt.

Trier. 18 Prozent aller in Rheinland-Pfalz lebenden Menschen sind nicht in Deutschland geboren oder stammen aus einer Familie mit ausländischen Wurzeln. Diese Gruppe ist innerhalb der Polizei klar unterrepräsentiert - ein Zustand, den Triers Polizeipräsident Lothar Schömann dringend ändern will. Um die interkulturelle Kompetenz der Polizei zu stärken und Kommunikation mit Menschen ausländischer Herkunft zu verbessern, will er junge Männer und Frauen aus Migrantenfamilien ermutigen, sich für den Polizeidienst zu bewerben.
Dialog soll besser werden


"Unser wichtigstes Einsatzmittel ist schließlich der Dialog. Und dieser muss besser werden" - so begründete der Polizeipräsident diesen Schritt. Mit Aktionen wie einem Tag der offenen Tür unter dem Motto Integration und Migration ging das Präsidium an die Öffentlichkeit. Auch im Internet verkündete die Polizei, sie wolle kompetente ausländische Bewerber. "Mit ihrem Wissen über Sprache, Bräuche, Werte und Gesellschaftsstrukturen des Heimatlands wird die interkulturelle Vermittlungsfunktion der Polizei gestärkt und grenzüberschreitende Kooperation gefördert."

Doch der Erfolg ist bisher gleich null. "Unsere Aufrufe sind auf großes Interesse gestoßen", meldet Polizeisprecher Karl-Peter Jochem. "Dennoch haben wir bisher keinen der Kandidaten einstellen können." Als Polizeipräsident Schömann und sein Stellvertreter Jürgen Schmitt Ende Juni 38 neue Mitarbeiter begrüßten, hatte keiner der Neuzugänge einen Migrationshintergrund. Die Leitung des Präsidiums ist damit nicht zufrieden. "Wir werden in Zukunft noch viel mehr Werbung machen", hat Schmitt angekündigt.

Die Polizei stellt sich den Fragen des TV nach den Ursachen des ausbleibenden Erfolgs. "700 Interessenten pro Jahr bewerben sich beim Polizeipräsidium Trier", erläutert Sprecher Reinhard Rothgerber. "30 werden eingestellt. Der Konkurrenzdruck ist enorm." Die Einstellungsvoraussetzungen (siehe Extra) seien für alle Bewerber gleich. "Alle Kandidaten müssen dieselben Anforderungen an Bildung und Sprache erfüllen", betont Rothgerber. "Es gibt keine Sonderkonditionen für Bewerber mit ausländischen Wurzeln." Die Folge: Ein Interessent, der mit sprachlichen Problemen kämpft, hat kaum eine Chance, das Auswahlverfahren zu bestehen. Rothgerber bestätigt: "Die von allen Kandidaten gezeigte sprachliche Qualität ist sehr hoch. Wer hier Schwächen zeigt, hat das Nachsehen."
Besuch der Moschee in Wittlich


Die Polizei will dennoch am Ball bleiben. "Wir suchen weiter", kündigt Rothgerber an. "Nach den Sommerferien wird unser Einstellungsberater Günter Lambio die Moschee in Wittlich besuchen und über den Polizeiberuf informieren."

Das Polizeipräsidium Trier ist zuständig für die Stadt Trier und die Landkreise Trier-Saarburg, Bernkastel-Wittlich, Bitburg-Prüm, Vulkaneifel, Cochem-Zell und Birkenfeld. Das Präsidium hat 1338 Mitarbeiter, davon 240 Frauen. Keiner der Beschäftigten hat einen Migrationshintergrund. Jeder Bürger eines EU-Staats kann sich in Deutschland als Polizist bewerben. Wer aus einem Land außerhalb der EU stammt, braucht eine Niederlassungserlaubnis. Die Einstellungsvoraussetzungen für Bewerber mit deutschen und ausländischen Wurzeln sind absolut gleich: Wer sich für den Polizeidienst bewerben will, braucht entweder Abitur, Fachhochschulreife oder Meisterbrief. Eine weitere Alternative ist eine Berufsausbildung mit gutem Abschluss (mindestens 2,5) und eine zweijährige Berufspraxis. Der Kandidat darf keine Vorstrafen haben. jp

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