Porta auf dem Präsentierteller

Zum Bericht "Im Frühjahr wird öffentlich diskutiert" (TV vom 18. Dezember) diese Meinung:

Schwarz könnte man sich darüber ärgern, was man über den Wettbewerb für die Neugestaltung des Porta-Umfeldes liest. Unser schwarzes Tor soll auf einen Präsentierteller gestellt werden. Was für ein Unsinn! Dass die Porta aus ihrer antiken Bestimmung (Stadttor mit Haupt-Durchgangsachse, Laubenpfeiler und Arkaden in der Verlängerung) herausgelöst würde, spielt bei der Neuvermarktung keine Rolle. Einer ortsfremden Baudezernentin mag man ja Kenntnisferne zugestehen, was die Hintergründe der Baudenkmäler betrifft. Dies gilt nicht für andere Jury-Teilnehmer, die auf dem Foto Beifall klatschen. Es ist unverständlich, wie hier am antiken Kontext vorbeientschieden wurde und auch an der Öffentlichkeit. Offensichtlich entwickeln Bürger mehr Instinkt für ihr Weltkulturerbe, als die Spezialisten. Das besterhaltene Römertor nördlich der Alpen steht seit 1800 Jahren festgefügt in der Erden. Sein Umfeld wurde in der Vergangenheit mehrfach verändert, aber noch nie so unnötig, wie das jetzt angedacht wird. Ein 28-jähriger Landschaftsarchitekt aus Berlin erhält für seine Idee (die nie verwirklicht wird) 32 500 Euro. Insgesamt wurde mehr als 70 000 Euro Preisgeld ausgeschüttet und gezahlt. Zum Vergleich: Als Trierer 1993 den größten römischen Goldmünzenfund aller Zeit machten, wurden sie mit 25 000 Euro abgespeist. Wo bleibt die Verhältnismäßigkeit, wo die Vernunft (Ratio), wo die Voraussicht (Providentia)? Antwort: Sie bleiben auf der Strecke. Es lebe die moderne Vermarktung und der Zeitgeist!

Wilfried Knickrehm, Trier

STADTBILD

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort