Landtagswahl Gegen Straßenausbaubeiträge, für bessere Bildung: Schweichs Stadtbürgermeister will in den Landtag
Schweich · Lars Rieger will das Direktmandat des Wahlkreises Trier/Schweich gewinnen. Mit dem TV hat er darüber gesprochen, warum er sich gute Chancen ausrechnet und was seine Familiengeschichte mit seinem Eintritt in die CDU zu tun hat.
Hätte Helmut Kohl im September 1998 nicht die Bundestagswahl verloren, wäre Lars Rieger heute vielleicht nicht Schweichs Stadtbürgermeister und Direktkandidat der CDU für die Landtagswahl. „Ich war damals geschockt“, sagt der 42-Jährige, der in Dresden aufgewachsen ist. Um das zu verstehen, müsse man seine Familiengeschichte kennen: Riegers Großmutter blieb als einziges von vier Kindern im Osten, weil sie ihre Mutter nicht alleine lassen wollte. Ihre Geschwister durfte sie bis ins Rentenalter nicht besuchen. „Als der Onkel meines Vaters starb, durfte er nicht zur Beerdigung“, berichtet Rieger. „Die deutsche Einheit war deshalb für mich eine tolle Sache.“ Und Kohls Niederlage deshalb der Anlass für den damals 20-Jährigen, in die CDU einzutreten. Zunächst, um 1999 den sächsischen Ministerpräsidenten bei der Landtagswahl zu unterstützen.
Selbst politisch aktiv wird Rieger erst rund 15 Jahre später auf der anderen Seite Deutschlands. 2015 wird er zu seiner Überraschung („Ich hatte mir keine großen Chancen ausgerechnet gegen einen gebürtigen Schweicher“) zum Stadtbürgermeister gewählt. Seit 2013 war er Vorsitzender des CDU-Stadtverbands. „So bin ich in die Kommunalpolitik gespült worden.“ Seit 2019 ist Rieger Mitglied des Kreistags Trier-Saarburg sowie Vorsitzender des CDU-Kreisverbands, seit 2020 Vorsitzender des „Arbeitskreises Ortsgemeinden und ehrenamtlich geführte Städte“ beim Gemeinde- und Städtebund.
Der Bankkaufmann, der in Luxemburg arbeitet, kam vor 20 Jahren aus beruflichen Gründen in die Region. 2008 zog Rieger nach Schweich, wo er bis heute lebt und nicht nur politisch, sondern auch in zahlreichen Vereinen mitwirkt. Außerdem engagiert sich der Christdemokrat in der Kirchengemeinde. Wenn er neben seinem Engagement noch Zeit findet, nimmt Rieger gerne ein Buch zur Hand, insbesondere Biografien, „weil man da immer ganz interessante Dinge über das allgemein Bekannte hinaus erfährt“. Außerdem reist er gerne gemeinsam mit seiner Frau: zuletzt vor Corona nach England und „immer wieder nach Italien“. Viel Zeit bleibe ihm aber nicht für andere Dinge als Stadtbürgermeister einer Kommune mit 8000 Einwohnern. Dennoch werde er das Amt behalten, wenn er in den Landtag einziehe, und 2024 wieder antreten – „schon weil ich weiß, dass es sonst niemand mehr macht“.
Jetzt will er aber erst mal in den Landtag. „Mein Ziel ist das Direktmandat. Ich will nicht den Makel haben, über die Landesliste reinzukommen“, sagt Rieger, der zuversichtlich ist, mit seinen Themen (siehe Info) den Wahlkreis zu gewinnen. Im Landtag will er sich vor allem für die Kommunen engagieren. „Ich habe mich sehr geärgert, dass wir Dinge umsetzen müssen, die das Land vorgibt, wir aber nicht die Mittel dazu bekommen.“ Als Beispiel nennt er den Rechtsanspruch auf sieben Stunden Kita-Betreuung am Tag. „Das ist ja eine gute Sache!“ – Aber die Kitas seien dafür nicht ausgestattet. „Also muss hier jeder bezahlen, was die in Mainz vorgeben, und die Leute ärgern sich dann über uns.“ Dabei lobt Rieger, dass man in Schweich bei wirklich wichtigen Punkten versuche, an einem Strang zu ziehen und zum Wohle der Stadt zu agieren. Das sei seine wichtigste politische Erfahrung bisher. „Letztendlich bringt es nichts, wenn wir uns auf kommunalpolitischer Ebene zerfleischen.“
Ob ihm diese Einstellung hilft, das Direktmandat zu gewinnen, wird sich zeigen. „Wenn’s eine Stimme mehr ist, als die, die der Nächstplatzierte hat, bin ich zufrieden“, sagt Rieger und schmunzelt.
Für die CDU hofft er, „dass sie mindestens die 33 Prozent erreicht, die im Moment die Umfragen hergeben“.