Posse und Trauerspiel

Trier · Lieder und Texte aus eigener Feder haben Pianistin und Sängerin Vera Mohrs und Romanautor Ben Everding in der Tufa Trier zu einer konzertanten Lesung verschmolzen. Unter dem Titel "Von Piano und Papier" gab es Sprachkapriolen, teils burlesken Humor und Musik mit düsterem Tiefgang zu erleben.

 Verschmelzen Lieder und Geschichte: Vera Mohrs und Ben Everding in der Tufa Trier. TV-Foto: Anke Emmerling

Verschmelzen Lieder und Geschichte: Vera Mohrs und Ben Everding in der Tufa Trier. TV-Foto: Anke Emmerling

Trier. Vera Mohrs und Ben Everdings Bühnenprogramm "Von Piano und Papier" fordert etwas Eingewöhnung. Zum Auftakt verbreitet sie am Klavier mit ungefähr zwei Moll-Akkorden und elegisch-monoton gesungenen Zeilen über Leere und Sehnsucht, "die uns lähmt, die uns quält", trostlose Stimmung. Er setzt mit markant überbetonender Sprechweise, die beispielsweise aus "Schlager" "Schalager" macht, zu einer Ich-Erzählung an, die die Musik mit fast aufdringlichem Humor kontrastiert.
Erst nach und nach zeigt sich, welche zwei Fäden da versponnen werden. Einer ist die Geschichte einer Reise, die zwei im Heim aufgewachsene Brüder mit Kind des einen unternehmen, um endlich ihre Großmutter kennenzulernen.
Der andere sind Kunstlieder mit allgemeingültigen Themen wie Suche nach Identität, die die Erzählabschnitte um eine bedeutungsschwangere Note ergänzen. Zusammen verwebt sich das Ganze zu einer Art Moritat, dann - wie die durchweg düsteren Lieder bereits ahnen lassen - nimmt die immer mehr zur Burleske werdende Komödie ein tragisches Ende.
Auf dem Weg dahin liegen jede Menge, oft gestelzt klingende sprachliche Schnörkel und Humor, der sich mit tiefen Griffen in die Klischeekiste gerne über andere lustig macht: Das Kleinkind, das "skrupellos" nach Süßem verlangt, der Grieche, der dem Alkohol zuspricht und dabei natürlich philosophisch wird, oder die Seniorin, die - rosa gekleidet - ebensolchen Lippenstift auf ihrer "Riffelhaut" über dem schlecht sitzenden Gebiss trägt. Wenn all das auch Geschmackssache ist, genau wie die Musik, die gut zur neuen deutschen Innerlichkeits-Welle passt. Unterhaltsam und kurzweilig ist das Programm allemal.

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