Posttransport ins Nirgendwo

TRIER-SÜD. Abgeholt und eingesackt: Ein Transporter voller Pakete und Päckchen ist vor Weihnachten offenbar von der Postagentur in Trier-Süd nie bei Versandzentrale und Empfängern angekommen. Im Fadenkreuz der Postfahnder: Das Transportsubunternehmen - oder ein besonders dreister Trickdieb.

"Innerhalb der nächsten Tage werden wir Strafanzeige erstatten", kündigt Postsprecher Heinz-Jürgen Thomeczek an: "Gegen unbekannt" - auch wenn der Täter "womöglich kein Unbekannter" sei, sagt der Sprecher. Bereits "vor Weihnachten" habe es "anscheinend eine Sonderfahrt" gegeben, in der Pakete und Päckchen von der Postagentur in Trier-Süd abgeholt wurden. All diese Sendungen seien verschwunden. Die Post arbeitet im Bereich Trier-Süd überwiegend mit einem externen Transportpartner zusammen, der die Pakete zu einer Sammelstelle bringen soll. Dieser Subunternehmer, dessen Namen Thomeczek nicht nennt, sagt aus, man habe ihm für den speziellen Termin keinen Transportauftrag erteilt. An welchem Tag "vor Weihnachten" die fehl geleitete Einsammlung geschehen sein soll, will der Postsprecher "nicht verraten": "Die betroffenen Kunden wissen, wann sie ihre Sendungen aufgegeben haben". TV -Leserin Anne Schauer vermisst seit Ende November gleich drei Päckchen: "Gleichzeitig habe ich die Päckchen von Trier-Süd aus am 25. November in verschiedene Regionen Deutschlands losgeschickt", erzählt die junge Lehrerin. Angekommen sei bis heute nichts. Auch eine ältere Dame sei gleichzeitig mit ihr im Dezember zur Beschwerde in der Filiale gewesen. Obwohl sie das genaue Datum nicht verglichen hätten, seien die Sendungen von beiden aber "zumindest in der gleichen Woche" abgegeben worden, versichert sie. Ein Dritter hätte die Umstände des Abtransports nachstellen können, spekuliert Postsprecher Thomeczek. Der weiße Lieferwagen des Subunternehmers sei bis auf ein Postschild nicht gekennzeichnet. So etwas sei "noch nie passiert", räumt er ein. Außer dem Postbeamten, der samstags komme, hatten vier Männer Pakete in ihrer Filiale eingesammelt, sagt Petra Brittner, Leiterin der Postagentur Trier-Süd. Vor den Feiertagen sei statt des üblichen Fahrers und seines Vertreters ein vorher angemeldeter Ersatzmann mit Helfer da gewesen, berichtet sie. Darüber, wie viele Sendungen weg sind, kann nur spekuliert werden: "Vor Weihnachten hatten wir teilweise bis zu drei Karren Paketsendungen hier stehen.” Fünfzig bis hundert Päckchen seien sicher täglich 'raus gegangen, schätzt die Geschäftsfrau. Eine gezielte "Fangaktion" der Post-Sicherheitsmitarbeiter am Montag vergangener Woche sei ins Leere gelaufen, verrät Heinz-Jürgen Thomeczek: Es habe einen konkreten "Verdachtsmoment" gegeben, der aber nicht bestätigt werden konnte. "Dies ist ein sehr spezieller Fall", sagt er. "Normalerweise stellen wir eine Falle und schnappen die Leute.”Post wiegelte zunächst ab

Die interne Aufklärungsquote liege "an die 100 Prozent". Klar sei: "Die Agenturinhaber haben nichts mit der Sache zu tun. Auch der Mann, der die Pakete normalerweise abholt, ist nicht der Täter.” Auch an anderen Standorten in Trier werde mit dem Transportunternehmen zusammengearbeitet: "Da gibt es keine Beschwerden". Erst auf hartnäckiges Nachfragen des Trierischen Volksfreunds wurde der massive Paketverlust überhaupt bekannt. Zunächst hieß es, es gebe keine Auffälligkeiten. Dabei war die Sicherheitsabteilung der Post offenbar seit Dezember mit den Ereignissen befasst. Wenn "der Mann von der Konzernsicherheit in zwei bis drei Tagen" den Täter noch nicht überführt habe, um ihn den Behörden zu präsentieren, werde man die Fahndung an die Polizei weitergeben, hieß es. Bis Montag war bei der Trierer Polizei noch keine Diebstahlanzeige eingegangen.

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