Powerfrau mit klaren Zielen

TRIER. Jung, charmant, erfolgreich: Stefanie Lejeune (37) führt die FDP als Spitzenkandidatin in die Kommunalwahl am 13. Juni. Die Triererin will ihre Partei über die Fünf-Prozent-Hürde und damit zurück in den Stadtrat hieven.

Manchmal sagt ein Lebenslauf mehr aus als tausend Worte. Der von Stefanie Lejeune offenbart etwas recht Ungewöhnliches im politischen Geschäft: Sie hat auf der Karriereleiter eine Stufe erklommen, um die sich andere selbst nach Jahrzehnten der Kärrnerarbeit vergeblich bemühen: Lejeune ist Staatssekretärin im rheinland-pfälzischen Justizministerium, mithin die zweite Kraft nach Minister Herbert Mertin. Ihre ausgewiesenen Fachkenntnisse verhalfen der examinierten Juristin und ehemaligen Richterin am Trierer Sozialgericht offenbar zu dieser Position, denn langjährige politische Verdienste der damals gerade mal 34-Jährigen können kaum ausschlaggebend gewesen sein, obwohl sie auch auf diesem Gebiet schon 1988 als Kreisvorsitzende der Jungen Liberalen Bernkastel-Wittlich Verantwortung übernommen hatte. "Das ging praktisch über Nacht”, erinnert sich Lejeune schmunzelnd an den kometenhaften Aufstieg. Nach ihrer Rückkehr von einem Kurzurlaub habe sie Anfang des Jahres 2001 auf dem Anrufbeantworter eine Nachricht von FDP-Landeschef Rainer Brüderle vorgefunden: "Willst du nicht Justiz-Staatssekretärin werden? Wir suchen eine fähige Person für diesen Job.” Lejeune zögerte keine Sekunde, und am 18. Mai 2001 war sie in Amt und Würden. Seitdem ist sie Chefin von rund 8000 Justiz-Mitarbeitern im Land. Die gebürtige Bernkastelerin, die an der Uni Trier Jura studierte, dort nach dem ersten Staatsexamen (1991) einen Lehrauftrag für Öffentliches Recht übernahm (1994 bis 1996) und noch immer in Trier wohnt, ist keine Frau, die auf Abruf politische Phrasen produziert. Sie wählt ihre Worte mit Bedacht. Warum sie den Weg zurück an die politische Basis beschreitet und für den Stadtrat kandidiert, obwohl sie doch in Mainz bereits "höhere Weihen” erlangt hat, erklärt sie so: "Ich war schon immer daran interessiert, mir politische Entscheidungen aus der Nähe anzusehen." Vor Ort geschehe das, was die Menschen am meisten beschäftige. Vor Ort treibt ihre Partei, die FDP, freilich seit Jahren in der Bedeutungslosigkeit herum, denn sie ist seit 1999 nicht im Trierer Stadtrat vertreten. Dieser Umstand weckt den Kampfgeist der Powerfrau, und ihre Augen blitzen, wenn sie ihre Ziele umreißt: "In der Vergangenheit wurden viele Fehler gemacht. Doch wir haben uns vollkommen neu aufgestellt, ziehen mit jungen, dynamischen Leuten und erfahrenen Kräften in den Wahlkampf.” Da müsse es möglich sein, wie bei der Landtags- und Bundestagswahl in Trier mehr als fünf Prozent der Wählerstimmen zu gewinnen. Und falls das klappt, woher will sich dann die Spitzenkandidatin angesichts ihres stressigen Jobs in Mainz mit gewöhnlich 60 Stunden pro Woche die Zeit für Stadtrats-Arbeit in Trier nehmen? "Das ist alles eine Frage der Organisation”, sagt Stefanie Lejeune. "Für Hobbys bleibt dann eben kein Raum”.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort