Präsident sein, wo Touristen staunen

Er ist seit zehn Jahren Präsident der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) Trier und Chef von rund 1100 Mitarbeitern: Josef Peter Mertes. Durch das Fenster seines Büros im Kurfürstlichen Palais hat er einen besonderen Blick. Warum ausgerechnet sein Arbeitsplatz sein Lieblingsplatz ist, davon erzählt der 64-Jährige in unserer TV-Serie.

 Geliebter Arbeitsplatz: ADD-Präsident Josef-Peter Mertes in seinem Amtszimmer im Kurfürstlichen Palais in Trier.TV-Foto: Friedemann Vetter

Geliebter Arbeitsplatz: ADD-Präsident Josef-Peter Mertes in seinem Amtszimmer im Kurfürstlichen Palais in Trier.TV-Foto: Friedemann Vetter

Wenn ich als Junge Ende der 40er und Anfang der 50er-Jahre zu meinem Lieblingsspielplatz im Palastgarten ging, kam ich an dem von Bomben zerstörten Kurfürstlichen Palais und der Basilika vorbei. Ich kann mich noch genau an die Ruine mit den leeren Fensterhöhlen, den ausgebrannten Zimmern und das teilweise eingestürzte Dach erinnern.

Blick vom Schreibtisch auf den Palastgarten



Heute arbeite ich in diesem wieder wunderbar hergerichteten Gebäude, und von meinem Schreibtisch aus schaue ich auf den Palastgarten, mit dem Vorzeigerasen, der von den weißen Skulpturen des Rokoko-Bildhauers Ferdinand Tietz umrahmt ist. Ich sehe den Teich mit den Wasserspielen und den Spielplatz aus Kindertagen, auf dem einst eine fantastische Holzschaukel stand. Es freut mich, dass die Stadt den Palastgarten so pflegt, denn das Eigentum des Landes endet an den Mauern des Palais.

Trier kenne ich wie meine Westentasche, ich bin in der Innenstadt aufgewachsen, habe eine Ausbildung zum Industriekaufmann gemacht und das Abendgymnasium besucht, um später zu studieren: Lehramt für Grund- und Hauptschulen, Sonderpädagogik, Erziehungswissenschaften, Soziologie und Psychologie. Bedingt durch den Aufbau einer Förderschule in den 70er Jahren in Riol und später in Schweich lebe ich seitdem mit meiner Familie in Schweich-Issel.

Doch die meiste Zeit verbringe ich nach wie vor in der Stadt Trier. Stadt und Landkreis sind für mein Gefühl eine regionale Einheit, was ich auch als Landtagsabgeordneter, zuständig für Teile des Landkreises und der Stadt, einige Jahre so erlebt hatte. Zu meiner umfangreichen Tätigkeit gehören natürlich auch viele Auswärtstermine, aber mein Büro ist für mich der Dreh- und Angelpunkt. Neben dem einmaligen Fensterblick und der Einrichtung mit nachgebildeten Möbeln aus der Zeit des Clemens Wenzeslaus, des letzten Erzbischofs und Kurfürsten von Trier, die gut zum Ambiente des Palais passen, gibt es noch viele Gründe, warum mein Arbeits- mein Lieblingsplatz ist: Hier komme ich mit vielen unterschiedlichen und interessanten Menschen aus ganz Rheinland-Pfalz zu Gesprächen zusammen.

Ob aus den Bereichen Schule oder Verwaltung, diese Besuche im Palais sind immer auch eine Werbung für die Stadt Trier, die ich schätze und in der ich zu hause bin. Ob prächtige Deckengemälde, eine Statue des Zeus, das Rokokotreppenhaus oder eine Mauer im Gewölbekeller, an der 2000 Jahre Geschichte zu sehen sind, ich freue mich, jeden Tag in diesem wertvollen Kulturdenkmal arbeiten zu können.

Präsidentenstuhl steht in der Ecke



Übrigens: Das Kurfürstliche Palais in Trier ist seit rund 2000 Jahren ein Standort, von dem aus verwaltet, organisiert und regiert wurde. Seit 1956 nutzt das Land das Gebäude als Verwaltungssitz, seit elf Jahren ist es Hauptsitz der ADD, die insgesamt neun Standorte in Rheinland-Pfalz hat.

Der Präsidentenstuhl in meinem Büro ist auch ein Zeichen für den Wandel der Zeiten im Palais. Der dekorative Stuhl, den ich vorgefunden hatte, steht jetzt in einer Ecke neben der Tür. Er taugte nicht, um am Computer arbeiten zu können. Ich habe mir einen modernen Stuhl angeschafft.

Dass heute auf dem Tisch ein Teller mit roten Weihnachtskugeln steht, verdanke ich meiner Frau. Sie sorgt für die jahreszeitliche Dekoration im Büro und im Vorzimmer. Das schätze ich sehr, so wie das Miteinander hier. Die Atmosphäre stimmt, und es ist jeden Tag ein schönes Gefühl, in der Ecke Triers zu arbeiten, die von Tausenden von Touristen bestaunt wird.

Aufgezeichnet von Katja Bernardy.

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