Premiere des kleinen Volkstheaters: „Dää Lord von Trier-Nord“

Trier · Trierisch-Schule, Benimm-Kurs, Heimat-Kunde: „Dää Lord von Trier-Nord“, das neue Stück des kleinen Volkstheaters in Trier, bietet von allem etwas. Vor allem aber: drei Stunden bester Unterhaltung.

 Wird der Lord von Trier-Nord (Helmut Leiendecker) auch König von Trier? Das entscheidet sich an einer magischen Harfe. Zauberer Kräutchie (Frank Hoffmann, Mitte) und Zilli von Zalaawen (Natalie Trappen) sind schon ganz gespannt.

Wird der Lord von Trier-Nord (Helmut Leiendecker) auch König von Trier? Das entscheidet sich an einer magischen Harfe. Zauberer Kräutchie (Frank Hoffmann, Mitte) und Zilli von Zalaawen (Natalie Trappen) sind schon ganz gespannt.

Foto: Frank Göbel

Eigentlich müsste man "Dää Lord von Trier-Nord" Zugereisten, Einbürgerungswilligen und Erstsemestern als Pflichtveranstaltung verschreiben. Denn der Dreiakter, der am Samstag in der Halle am Römersprudel Premiere hatte, erfüllt geradezu einen Bildungsauftrag: Da wird - wie immer beim Kleinen Volkstheater - natürlich Trierisch Balaavert. Aber so, dass es auch die verstehen, die keine Ureinwohner der Stadt sind.

Und es gibt jede Menge über die Trierer Stadtteile und ihre Eigenarten zu erfahren - denn die von Birgit und Helmut Leiendecker geschriebene Komödie entführt die Zuschauer ins finstere Mittelalter. Eine Zeit, in der sich die verschiedenen Trierer Stämme zwischen "Zewien", "Zalaawen", "Kirenz" und "Ollewisch" vor allem mit sich selbst beschäftigen und sich gerne mal untereinander belagern.

So liegt auch Baron Sigurd von Zewien on Baknaufjen (Franz Wanninger) gerade mit seinen Mannen und seiner Frau, Baronin Zilli von Zalaawen (Natalie Trappen) vor den Toren von Trier-Nord und versucht, Bodo von dao Zementsbröck (Helmut Leiendecker), den Lord von Trier-Nord, auszuhungern. Der fischt aber mit der Angel von der Burgmauer heimlich die Essensvorräte der "Belarerer" aus deren Zelt, bis die zermürbt und hungernd beim Belagerten um Essen nachfragen müssen.

Der immer ums leibliche Wohl besorgte Lord von Trier-Nord - der zudem unter der Fuchtel seiner etwas überkandidelten ("Mondiöö, mondiööö") Frau Hildegund von dao Sandhöhl (Sonja Schwind) steht - das ist natürlich eine Paraderolle, die sich Helmut Leiendecker da auf den fülligen Leib geschrieben hat. Und die er mit seiner enormen Bühnenpräsenz wie immer prächtig ausfüllt.

Herausragend aber auch Martin Franzen als Diener und eher harmloser Kerkermeister Boggelchie, zu dessen unkonventionellen Foltermethoden ein mobiler Pranger mit Viez und Fleischwurst gehören. Hoch verdienten Szenenapplaus holt sich mehrfach auch Frank Hoffmann ab, der in einer Doppelrolle den luxemburgischen Magier Kräutchie und einen Wikinger gibt.

Die Wikinger, die sich aus Richtung Konz plündernd in Richtung Trier bewegen, sind es auch, die die Trierer Stämme schließlich dazu bringen, sich doch zusammenzuraufen ("All fir aanen, aanen fir allegaoren"), die Porta Nigra wieder aufzubauen und einen König von Trier zu wählen. Bei so viel mehr oder weniger kriegerischer Handlung gibt's zum Ausgleich natürlich auch was fürs Herz.

Gleich drei Liebespaare suchen und finden sich. Die von wilden Rabaukinnen zu holden Damen verzauberten Töchter des Lords, Ambrosia (Gabi Hahn) und Thyrsia (Elke Schönberger) flirten heftig mit Prinz Hennerich von Ollewich (Heinz Böse) und Ritter Klaos vom Kirenzer Knibbchie (Dieter Lehnertz). Und auch für Bartholomäus (Jörg Elenz), den Findelsohn des Lords, findet sich noch ein passender Partner - mit zahllosen Verwicklungen und viel Brimborium und Schenkelklopfern zwischendurch, vom Königs-Casting über die Prinzessinnen-Prüfung, vom Kerker-Bungie bis zur Modediskussion über Karl Berlagerfeld aus Paris. Eine Reihe von Musik- und Tanzeinlagen sind dabei und ein paar selbstironisch inszenierte Spezialeffekte. Drei Stunden praller Unterhaltung. Empfehlung: gucken gehen!

Weitere Termine: 9. Dezember (20 Uhr), 11. und 18. Dezember (15 Uhr), 7, 13., 20. und 27. Januar (20 Uhr), 26. Februar (15 Uhr) und 2. März (20 Uhr). Karten im Vorverkauf gibt es im Gasthaus "Zum Rostijen Hoaken" (Telefon 0651/9930513), bei Toto-Lotto-Weiler (Telefon 0651/44340) und Schreibwaren Vogtel (Telefon 0651/31018)

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