Premiere des Weihnachtszirkus: Viele leuchtende Augen und eine Tierschutz-Diskussion

Trier · Zum elften Mal heißt es vor, an und nach Weihnachten im Trierer Messepark „Licht aus, Manege frei, das Spiel beginnt!“: Der Trierer Weihnachtscircus ist wieder zu Gast. Bis zu 30.000 Besucher insgesamt erwartet. Die Vorstellungen am Premierentag waren restlos ausverkauft. Die Diskussion um Tierverbote in Zirkussen war ebenfalls Thema – auch weil ein renommierter Tierforscher vom Zirkus ausgezeichnet wurde.

 Trierer Weihnachtszirkus im Messepark. Demo von Tierschützern gegen Tiere im Zirkus. TV-Foto: Friedemann Vetter

Trierer Weihnachtszirkus im Messepark. Demo von Tierschützern gegen Tiere im Zirkus. TV-Foto: Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter

"Sensationell. So muss Zirkus sein. Wie man Zirkus aus der Kindheit kennt. Das muss jedes Kind mal gesehen haben. Einfach sensationell." Helmut "Helm" Leiendecker, das Trierer Original schlechthin, war begeistert von der Premierengala des elften Trierer Weihnachtscircus am Dienstagabend. Genau wie seine Augen so leuchteten die von nahezu allen 1200 Besuchern der Eröffnungsgala am Dienstagabend. Restlos ausverkauft war die Vorstellung samt Besuch einiger lokaler Prominenz aus Politik und Gesellschaft. Auch für die Familienvorstellung am Mittag zum Auftakt waren längst keine Karten mehr zu bekommen.

Die Veranstalter werben mit der "Crème de la Crème der internationalen Zirkuswelt", die zu Weihnachten an die Mosel gekommen sei. Und das, was die Artisten in der Manege zeigen, kann sich wirklich sehen lassen: Spitzenakrobatik auf höchstem Niveau - zum Beispiel von Handstand-Künstlerin Maria oder in luftiger Höhe am Trapez vom Duo Kovatchevi oder zu Pferd in bester Voltigiermanier von der Donnert-Familie, die mit vier Mann und einer Frau nacheinander auf ein schnell im Kreis trabendes Pferd aufspringen. Dazu ein grandioser Clown, der - wohlgemerkt nicht mit Clownsmaske - das Publikum zum Mitmachen und Brüllen bringt. Die Zuschauer sind begeistert, wie auch die Kinder von Jana aus Thomm (Kreis Trier-Saarburg), die "einfach alles" super finden oder auch Familienvater Jürgen aus Ayl, dem die Zirkusvorstellung sehr gut gefällt - "Vor allem die am Trapez". Auch der 17-Jährige Fahim, Flüchtling aus Afghanistan, der im Saarland derzeit in einer Erstaufnahmeeinrichtung untergebracht ist und mit einer Gruppe von 20 jugendlichen Flüchtlingen vom Deutschen Roten Kreuz zum Zirkus nach Trier eingeladen wurde, ist begeistert - die meisten der Flüchtlinge kannten Zirkus bisher gar nicht und Fahim selbst wird prompt Teil der Show, als Clown Rico ihn in die Manege mitnimmt.

Für die kleinen Besucher mit am Schönsten: die Pferde, die André Kaiser in seiner Dressur "Pferdefreiheit" zeigt und das "Exoten-Tableau" von Artur Kaiser mit Kamelen und Dromedaren, Antilopen, Büffel und Bisons, Lamas, Straußen und vielen mehr.

Doch die Tiere sorgen am Mittwoch auch für reichlich Gesprächsstoff. In der aktuellen Trierer Diskussion um ein Wildtierverbot für Zirkusse , die in der Stadt auftreten, demonstriert vor dem Messegelände auch eine Gruppe Tierschutzaktivisten (siehe Extra) und das Thema wurde auch zu Beginn der Vorstellung im Zirkus offen angesprochen. Der Tenor, den Zirkus-Programmdirektor und Pressesprecher Oliver Häberle dem Publikum vermittelte: Bei den Forderungen nach einem Tierverbot, die aus ideologischen Gründen oder des Wahlkampfes wegen formuliert würden, würden die Fakten, wie die strengen Tierschutzauflagen und die stetigen Kontrollen durch Amtstierärzte von den Aktivisten bewusst ignoriert. Häberle: "Das entbehrt jeglichen wissenschaftlichen Kenntnissen." Inmitten dieser Diskussion erhält Dr. Immanuel Birmelin vom Verein für Verhaltensforschung bei Tieren den elften Trierer Weihnachtszirkus-Award für seine Arbeit, die Spenden des Abends kommen dem Verein zugute (siehe Zur Person). Birmelin versicherte aus eigener Erkenntnis: "Die Tiere werden so behandelt, wie es ihnen gut tut."

Und der Zuspruch der Besucher tut sein Übriges. Zwischen 25.000 und 30.000 Zuschauer erwartet der Trierer Weihnachtscircus bis zum 3. Januar. Vorstellungen sind (bis auf heute, Heiligabend, und an Neujahr) täglich um 15.30 Uhr und um 19.30 Uhr, sonntags um 11 und 15.30 Uhr. Die Eintrittspreise belaufen sich für die etwa zweieinhalbstündige Vorstellung auf 20 Euro (Parkett) bis 35 Euro (Loge), ermäßigt 15 bis 27 Euro. Die Zirkuskasse am Messepark ist täglich ab 10 Uhr geöffnet. Extra Demonstration

Der Trierer Ableger von Peta2, der Jugendkampagne der Tierschutzorganisation Peta (People for the Ethical Treatment of Animals; deutsch: Menschen für den ethischen Umgang mit Tieren) demonstrierte am Dienstag und Mittwoch vor dem Eingang des Trierer Messeparks. "Wir fordern: Tiere raus aus dem Zirkus", sagt Sprecher Mario Burbach und weiter: "Es gefällt keinem Tier in Gefangenschaft, das kann uns keiner weißmachen." Mit Plakaten und Bannern sowie Flyern empfingen die rund 25 friedlichen Aktivisten die Zirkusgänger. Die weltweit agierende Tierschutzorganisation Peta wird oft kontrovers diskutiert, auch wegen ihrer offenen Unterstützung für radikale Aktivistengruppen und der Euthanasie von Tieren (Tiere sollen getötet, wenn keine Lebensbedingungen hergestellt werden können, die nach Auffassung der Organisation artgerecht sind). Extra Zur Person

 Trierer Weihnachtszirkus im Messepark. Clown Rico aus Polen. TV-Foto: Friedemann Vetter

Trierer Weihnachtszirkus im Messepark. Clown Rico aus Polen. TV-Foto: Friedemann Vetter

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 Trierer Weihnachtszirkus im Messepark. Clown Rico aus Polen. TV-Foto: Friedemann Vetter

Trierer Weihnachtszirkus im Messepark. Clown Rico aus Polen. TV-Foto: Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter
 Trierer Weihnachtszirkus im Messepark. Die Donnert Family mit ihrer Pferdedressur. TV-Foto: Friedemann Vetter

Trierer Weihnachtszirkus im Messepark. Die Donnert Family mit ihrer Pferdedressur. TV-Foto: Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter

Dr. Immanuel Birmelin (72), Preisträger des elften Trierer Weihnachtszirkus-Awards, ist Tierverhaltens-Forscher. Er untersuchte unter anderem in ausgeprägten Studien das Verhalten von Zirkustieren auf Auffälligkeiten und den tatsächlichen Stress der Tiere zum Beispiel bei Transporten - mit dem Ergebnis, dass beispielsweise der Stresshormon-Pegel während der Transporte gar nicht erhöht war und die untersuchten Tiere im Vergleich zu Artgenossen in Zoos oder teilweise auch in freier Wildbahn, keine Verhaltensauffälligkeiten zeigten. Birmelin drehte mehrere Dokumentationsfilme und verbrachte mehr als 1000 Stunden beispielsweise mit wilden Löwen und Elefanten in Afrika und ist international anerkannter Tierforscher. Er hat 2007 den Verein für Verhaltensforschung bei Tieren gegründet. Birmelin: "Wir Menschen wissen heute viel zu wenig über Tiere. Wir erforschen, was in den Köpfen der Tiere vorgeht."

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