Prinz Karneval allein zu Haus'

BUTZWEILER. Novum in Butzweiler: Weil das Zuschauerinteresse fehlt, ist die für den morgigen Samstag vorgesehene Kappensitzung abgesagt worden. Und das ist kein Einzelfall in der Region Trier. Läutet langsam aber sicher das Totenglöcklein für das Jahrhunderte alte närrische Brauchtum?

 Macht Karneval einsam? In manchen Gemeinden glänzt das Publikum bei Kappensitzungen und Ordensfesten durch Abwesenheit. Foto: dpa

Macht Karneval einsam? In manchen Gemeinden glänzt das Publikum bei Kappensitzungen und Ordensfesten durch Abwesenheit. Foto: dpa

"Da plagen sich alle Akteure wochenlang, und dann das", ist Klaus-Peter Mayer, Vorsitzender des Karnevalvereins (KV) Butzweiler, enttäuscht. Zum ersten Mal musste der 1997 gegründete Verein eine Veranstaltung absagen; für die morgen Abend geplante erste Kappensitzung waren bis vor Kurzem erst 38 Karten verkauft worden - die Narrhalla in Butzweiler bietet Platz für 240 Personen. Da ist es für Mayer auch nur ein schwacher Trost, dass die zweite Sitzung am Fastnachtssamstag ausverkauft ist.Bereitschaft bei Aktiven nach wie vor groß

"Der Rückgang ist kontinuierlich", hat der Vorsitzende in seinem Ort beobachtet. Zuletzt seien auch nur noch 120 bis 160 Leute zur ersten Sitzung gekommen, was aber der guten Stimmung nicht geschadet habe. Das geringer gewordene Interesse sei nicht an den Aktiven festzumachen, meint Mayer. Die Qualität der Auftritte und die Bereitschaft, vor und hinter der Bühne mitzuwirken, sei nach wie vor groß. Woran es hake, sei der Generationswechsel. Mayer: "Wir haben kaum Kappensitzungs-Besucher von 20 bis 35 Jahren. Wenn Jüngere kommen, dann gehen sie an die Theke, aber fürs Programm interessieren sie sich nicht." Für die Session 2008 hat der KV Butzweiler seine Konsequenzen gezogen: Eine Sitzung fällt auf jeden Fall flach. Nächstes Jahr seien die Vorzeichen wegen des frühen Termins noch schlechter, meint Mayer. "Am 4. Februar ist schon Rosenmontag, dann sind ja noch nicht alle Weihnachtsbäume weggeräumt." Butzweiler ist kein Einzelfall. In der Region Trier, wissen Insider, fallen mindestens zehn Sitzungen aus. Viele Vereine suchen bereits nach närrischen Nischen. Der Aacher Verein, die "Viezäppelcher", setzt mit der "Gala-Show 1001 Nacht" optische Reize, der KV Trierweiler lockt zu einem Weiberdonnerstag ins Gemeindehaus, der "Indisch-Mäusisch-Elefantisch-Gut" sein soll, und der KV Newel lädt zum alternativen Nachtumzug. Wer die Leute heute hinterm Ofen hervorlocken will, muss schon etwas Besonderes bieten: Mallorca-Feeling etwa, oder - wie beim KV Welschbillig - "Après-Ski". Die Narrengilde Stadthusaren Schweich verzichtet mittlerweile bei ihren Sitzungen auf Eintritt. "Sonst kommen keine Jugendlichen mehr", weiß Herbert Becker, der auch Bezirksvorsitzender im Regionalverband Karnevalistischer Korporationen (RKK) ist. Er glaubt, dass die Erwartungshaltung beim Publikum und die Konkurrenz der Vereine untereinander größer geworden sind: "Die Tänze müssen immer spektakulärer, die Dekorationen immer aufwändiger werden." Fotos, Infos und Termine zur Fastnacht aufWie ist Ihre Meinung? Ist der Karneval auf einem absteigenden Ast? Sind Kappensitzungen Auslaufmodelle, für die sich insbesondere die Jüngeren nicht mehr interessieren? Oder ist noch längst nicht tote Hose in der Bütt? Schreiben Sie uns. Ihre Zuschrift sollte maximal 30 Zeilen à 30 Anschläge lang sein und bis heute, 14 Uhr, vorliegen. Bitte vergessen Sie nicht, uns in Ihrer Mitteilung Ihren Namen und Wohnort zu nennen. Sie erreichen uns unter Fax: 0651/7199-439; E-Mail: echo@volksfreund.de.

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