Problemlöser mit Faible für die "Sim"

Seine Welt sind die Zahlen: Ex-Studiendirektor Wilfried Heuser hatte in diesem Jahr die 50. Mathematik-Olympiade nach Trier geholt. Aber der 64-Jährige hat nicht nur einen Hang zum Rechnen, sondern auch zu seiner Heimatstadt Trier. In unserer Serie macht er diese Gleichung auf: Mathematik ist seine Leidenschaft, Trier ein "Geheischnis" - ein echtes Zuhause-Gefühl.

Mathematik ist allerorts - Kinder etwa gebrauchen sie ganz selbstverständlich, um mit ihrem Taschengeld klarzukommen. Täglich benutzen wir Dinge wie Computer oder Handys, die ohne Mathematik nicht denkbar wären.
Bereits von Kindesbeinen an, ich bin in Trier-Ehrang aufgewachsen, hatte ich gerne mit Zahlen und Denksportaufgaben zu tun. Nach dem Abitur am Max-Planck-Gymnasium war schnell klar, dass ich Mathematik und Katholische Religion studieren würde. Im Grunde sind die beiden Fächer verwandt: Sie brauchen beide die Wirklichkeit nicht, die Wirklichkeit aber braucht sie.
Die Liebe zu meiner Heimatstadt und meiner Familie führte mich nach der Studien- und Referendariatszeit in Bonn wieder zurück an die Mosel: Hier mag ich besonders die "Sim". Da spürt man das Leben Triers! Wunderschöne Altbauten säumen diese Straße, es geht geschäftig zu, aber dennoch kann man auf die Freundlichkeit der Verkäuferin am Imbissstand bauen.
Die Marktstände laden ein, mal schnell einen Überraschungs-Blumenstrauß zu kaufen, oder das Eiscafé Calchera, einen Stopp einzulegen, um anschließend mit einem leckeren Vanilleeis in der Hand weiterzuschlendern.
Und Schritt für Schritt begegnet man auf dem Pflaster der Geschichte Triers: Porta, Dreikönigenhaus, Hauptmarkt, um nur einige der wunderbaren Zeitzeugen zu nennen.
Den rund 200 Teilnehmern, die es dieses Jahr bis zur Bundesrunde der 50. Mathematik-Olympiade in Trier geschafft hatten, haben wir auf eine erlebnisreiche Art die Historie Deutschlands ältester Stadt nähergebracht: Sie haben an den verschiedenen Erlebnisführungen "Der Teufel in Trier", "Geheimnis der Porta Nigra", "Verrat in den Kaiserthermen" sowie "Gladiator Valerius" teilgenommen. Die Schüler waren begeistert! Zur Olympiade: Ich bin stolz, dass die Bundesrunde mit den besten Matheschülern Deutschlands im vergangenen Mai in Trier stattfand und damit erstmals in Rheinland-Pfalz.
Die Olympiade gliedert sich in vier Runden: An Runde eins hatten insgesamt 225 000 Schüler teilgenommen. Seit 1961 gibt es den Schülerwettbewerb. Er wurde erstmals in der DDR ausgeführt, nach der Wende dann im gesamten Bundesgebiet. Bis zu meiner Pensionierung im Sommer dieses Jahres war ich Beauftragter des Landes Rheinland-Pfalz für die Mathematik-Olympiaden.
Ich werde auch weiterhin dabei sein, um Mathetalente zu fördern: als Gutachter im Aufgabenausschuss. Ob es um die Teilnehmer der Olympiade oder meine ehemaligen Schüler am Auguste-Viktoria-Gymasium geht, es war für mich stets eine große Freude zu erleben, wie sich junge Menschen begeistern lassen und mit Kreativität und Ausdauer an der Lösung mathematisch-logischer Probleme arbeiten.
Aber meine Welt besteht nicht nur aus Zahlen und Formeln. In meiner Freizeit spiele ich in der Pfarrgemeinde St. Augustinus Bratsche - die große Schwester der Violine. Der tiefe Klang ist faszinierend und komplettiert unser Instrumentalensemble. Außerordentlich gerne tanze ich auch zur Musik. Am liebsten Standard- und Lateinamerikanische Tänze mit meiner Frau im Verein Schwarz-Silber. Um fit zu bleiben, fahre ich regelmäßig von unserem Haus auf dem Trimmelterhof aus mit dem Fahrrad in die Stadt. Die zu bewältigende Strecke ist ideal: Auf dem Weg herunter rolle ich locker an den Autoschlangen vorbei, und zurück bietet mir die Steigung ein optimales Fitnesstraining.
Dabei begegne ich auch den Mankos des Trierer Radwegenetzes. Auf meiner Alltagsstrecke endet der Radweg an der Kreuzung in Olewig abrupt am Heck des Omnibusses. An der Bushaltestelle ist Schluss. Es ist notwendig und lobenswert, dass sich die Stadt bemüht, Verbesserungen zu erzielen.
Aber zurück zu meinem Zuhause: Das Gefühl, zu Hause zu sein, habe ich überall dort, wo Menschen sind, mit denen ich gerne zusammen bin. Und die Welt ist voller solcher Menschen! Trier und seine Einzigartigkeit kann ich am besten mit einem für Ehrang typischen Wort beschreiben: Diese Stadt ist ein "Geheischnis" - ein Ort, zu dem ich eine persönliche Beziehung habe, und der mir Geborgenheit vermittelt.
Aufgezeichnet von Katja Bernardy

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