Professor, Clown und bald Dezernent? - Konstanzer Intendant Christoph Nix hat Interesse an Job in Trier

Trier · Von Rechtsexperte bis Kulturkenner: Der neue Beigeordnete im Trierer Stadtvorstand soll möglichst eine eierlegende Wollmilchsau sein. Mit Christoph Nix könnte ein geeigneter Kandidat antreten.

Trier Einer, der die Kunst liebt und sich mit ihr auskennt, dem der ganz spezielle Theaterkosmos vertraut ist: So jemand soll der nächste Trierer Kulturdezernent sein. Und gleichzeitig ein scharfsinniger Kenner von Recht und Ordnung. Jemand, der sich mit Verwaltungsvorschriften auskennt und mit spitzem Stift Budgets zu verwalten weiß. Kunst und Kalkül also in einer Person vereint. Dass sich jemand mit so gegensätzlichen Fähigkeiten und Neigungen tatsächlich für die freie Beigeordnetenstelle im Trierer Stadtvorstand findet, daran hatte nicht nur Oberbürgermeister Wolfram Leibe Zweifel. Aber der Stadtrat schrieb die Stelle trotzdem genau so aus (der TV berichtete).

Mit Christoph Nix kündigt sich nach TV-Informationen nun ein Bewerber an, der tatsächlich nahezu alle geforderten Qualifikationen in sich vereint - zumindest formal: Jura- und Politikstudium, Stationen als Strafverteidiger, Professor für Jugendstrafrecht und Bühnenrecht unter anderem an der Berliner Universität der Künste und an den Unis in Kassel, Bremen und Zürich.

In den 1980ern machte der heute 62-Jährige eine Ausbildung zum Clown, spielte bei dem berühmten brasilianischen Regisseur Augusto Boal ("Theater der Unterdrückten"). Es folgten Regiearbeiten und Intendanzen, unter anderem ab 1999 am Staatstheater Kassel.
Seit September 2006 ist der gebürtige Hesse Intendant am Stadttheater in Konstanz am Bodensee, noch bis 2020 läuft sein Vertrag.

Die Disziplinen Recht und Kultur verbindet Nix auch auf wissenschaftlicher Ebene: In Dutzenden Aufsätzen, als Buchautor und Herausgeber beschäftigt er sich mit dem Thema, zum Beispiel im "Praxishandbuch Theater- und Kulturveranstaltungsrecht" (2015) oder dem Band "Das Theater und das Geld: Beiträge zu einer mühseligen Debatte", in der Edition Theater und Kritik.

Außerdem hat der Multibegabte, der zusammen mit Deutschlands künftigem Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier studiert hat und als dessen Freund gilt, zwei Prosa-Erzählbände und einen Roman veröffentlicht.
Verwaltungserfahrung hat Nix nicht nur in den vergangenen zehn Jahren als Intendant des Konstanzer Theaters gesammelt, sondern auch als Vorsitzender der Beschwerdekammer zur Prüfung der Wirtschaftlichkeit der Vertragsärzte in Niedersachsen. Und ausgebildeter Rettungsassistent ist er obendrein - und hat somit auch praktische Einblicke in die Abläufe bei der Feuerwehr, für die er als Dezernent in Trier verantwortlich wäre.
Lediglich auf dem Tourismus-Sektor springt einem bei der Internetrecherche nach seinen Stationen und Erfahrungen keine Referenz ins Auge. Aber mit Norbert Käthler, dem neuen, hoch qualifizierten und bezahlten Geschäftsführer der städtischen Trierer Tourismus- und Marketinggesellschaft TTM hätte er auf diesem Feld einen ausgewiesenen Experten an seiner Seite.

Aber Nix kennt auch das Scheitern: Mit seinen Bewerbungen als Kulturdezernent in Köln (2004) und Leipzig (2008) erlitt er Schiffbruch - was auch an politischen Querelen innerhalb der Stadträte lag. Seine Ambitionen, Triers neuer Kulturdezernent werden zu wollen, formuliert er nur vorsichtig: Seine Bewerbung wolle er "nicht endgültig bestätigen", erklärt er dem TV auf telefonische Nachfrage in Konstanz. "Aber die Trierer Kulturlandschaft hat ein großartiges Potenzial, das nicht ganz ausgeschöpft ist. Das könnte durchaus Lust machen, neu zu gestalten."
Ein Dementi klingt anders.KommentarMeinung

Ein Kandidat für die engste Auswahl
Keine Frage: Zumindest formal übererfüllt Christoph Nix die Anforderungen, die der Stadtrat an Triers nächsten Kulturdezernenten stellt. Nicht vorstellbar, dass er es nicht in die engste Auswahl schaffen würde - sofern ihm die politischen Machtspiele im Trierer Stadtrat nicht die Lust auf eine Bewerbung vermiesen. In Köln hatte 2004 eine schwarz-grüne Ratsmehrheit Nix' Ambitionen als Kulturdezernent zunächst unterstützt - um ihn dann fallenzulassen. 2008 wollte er in Leipzig als Kandidat der Linken antreten - zog seine Bewerbung allerdings aus Verärgerung über Ränkespiele des Oberbürgermeisters zurück. Auf eine Kampfkandidatur wird der Parteilose sich wohl auch in Trier nicht einlassen. Kritik von Politik und Kunst gab's an Nix' Arbeit übrigens schon öfter - aber das bleibt im empfindsamen, emotionalen Kulturbereich wohl nie aus. Einen Grund, den Multi-Begabten vorweg abzulehnen, sind die vermeintlichen Skandälchen definitiv nicht. Es wird spannend, wie sich der Trierer Stadtrat positioniert - in dem das schwarz-grüne Mehrheitsbündnis schon klar gemacht hat, dass bei der Dezernentenwahl an seiner Macht kein Weg vorbeiführt. c.wolff@volksfreund.de

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