Protest gegen B-53-Vollsperrung

Auf der B 53 zwischen Longen und Mehring sollen am heutigen Dienstag Asphaltierarbeiten beginnen. Die Straße wird voll gesperrt (TV vom Samstag). Dadurch ist Mehring in der kommenden Woche nur über eine weiträumige Umleitung erreichbar. Örtliche Gewerbetreibende befürchten nun erhebliche Einbußen.

 Protest am Mehringer Ortseingang (von links): Sascha Krewer, Josef Reis, Jürgen Frein und Frank Fassian auf der Naht von alter und neuer B-53-Fahrbahn. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Protest am Mehringer Ortseingang (von links): Sascha Krewer, Josef Reis, Jürgen Frein und Frank Fassian auf der Naht von alter und neuer B-53-Fahrbahn. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Mehring. "Kurzer Prozess" sollte nun sein mit der seit Monaten nervenden Baustellensituation auf der B 53 zwischen Longen und Mehring. Bei einem Gespräch mit dem Landesbetrieb Mobilität (LBM) Trier hatten sich daher die Ortsgemeinden Mehring und Longen sowie der Nahverkehrsbetrieb Moselbahn für eine "schnelle Lösung" entschieden. Dabei will die Baufirma Lehnen den Ausbau innerhalb einer Woche bei Vollsperrung und mit erhöhtem Personal- und Technikeinsatz abschließen.

"Kalt erwischt" von der Vollsperrung wurden jedoch Mehringer Betriebe, deren Geschäft mehr oder weniger von der Anbindung an die B 53 abhängt: Etwa die Tankstelle mit Werkstatt von Jürgen Frein. Sie liegt neben der B 53 am Mehringer Ortseingang aus Richtung Schweich. Hinter dem Tankstellengelände erstreckt sich der bereits von zahlreichen Gästen genutzte Wohnmobilplatz der Familie Fassian, und die Straße weiter abwärts liegen ein Autohaus sowie verschiedene Hotel- und Gastronomiebetriebe.

Warum die Vollsperrung aus Sicht der Betriebe falsch ist, bringt Jürgen Frein so auf den Punkt: "Dadurch werden wir hier völlig vom Durchgangsverkehr abgeschnitten. Das bringt allein mir Umsatzeinbußen von gut 10 000 Euro." Seine Hauptsorge ist, dass es nicht bei der einen Woche mit Vollsperrung bleibt, weil vielleicht "wieder einmal das Wetter einen Strich durch die Rechnung macht".

Sascha Krewer und Josef Reis vom Gewerbevereins-Vorstand zitieren noch zahlreiche andere betroffene Anrainer, die nicht zum Treffen mit dem TV kommen konnten, und sprechen von einer "Entscheidung am grünen Tisch, bei der die Interessen der örtlichen Wirtschaft einfach außen vor blieben". Diese Vorwürfe richten sich insbesondere gegen die kommunalpolitischen Spitzen. Gemeint sind die Ortsbürgermeister Hermann Rosch (Longen) und Jürgen Kollmann (Mehring) sowie dessen Beigeordneter Erich Bales, der ihn beim entscheidenden Gespräch mit dem LBM vertreten hatte.

Natürlich wehren sich die Gescholtenen und verweisen auf die Baustellenvariante mit Ampelregelung, die sechs Wochen erfordert hätte. "Alle erinnern sich noch an das tägliche Chaos mit der Einspurregelung im vergangenen Herbst. Da kam nun das unerwartete Angebot von der Firma Lehnen, den restlichen Ausbau in nur einer Woche durchzuziehen, wie gerufen", erklären Bales und Rosch im Gespräch mit dem TV. Man könne natürlich den Unmut der gewerblichen Anrainer verstehen, denn "wen es direkt trifft, der beschwert sich auch". Im Interesse der Bevölkerungsmehrheit und Tausender Berufspendler habe man jedoch einer Lösung nach dem Motto "Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende" den Vorzug geben müssen.

Meinung

Betroffene stärker einbinden

Was sich in diesen Tagen entlang der B 53 in Mehring abspielt, ist ein Musterbeispiel für einen Interessenkonflikt. Die Sorge zahlreicher Gewerbeanlieger um das eigene Geschäft trifft auf das Interesse einer Mehrheit, die sich über einen schnellen Bauabschluss noch während der Osterferien freut. Alles ganz normal? Oder ist hier doch etwas falsch gelaufen? Bei rationaler Betrachtung war die Entscheidung für die schnelle Ausbauvariante bei Vollsperrung die einzig richtige. Daneben lagen die Verantwortlichen jedoch mit der Art, wie sie ihre Entscheidung kommunizierten. Genauer gesagt: Sie haben diese Entscheidung überhaupt nicht kommuniziert. Die Betroffenen wurden einfach mit den vollendeten Tatsachen konfrontiert. Und dies an der Schwelle zur beginnenden Tourismussaison - ein sensibler Zeitpunkt. Diejenigen, die es unmittelbar betrifft, müssten stärker eingebunden werden. Die Fakten erklären, das Warum einer Entscheidung darlegen und auch die Diskussion wagen. Viel unnötiger Ärger und eine dauerhafte Missstimmung ließen sich so vermeiden. Dies gilt nicht nur für die B-53-Sanierung bei Mehring, sondern auch für andere Straßenbaumaßnahmen im Kreis. f.knopp@volksfreund.deExtraAuch in den Verbandsgemeinden (VG) Trier-Land und Ruwer werden Straßen unter Vollsperrung saniert. Das größte Projekt ist der im Frühsommer beginnende Ausbau der L-418-Sauertalstrecke zwischen Metzdorf und Ralingen. Die Strecke soll dazu auf einer Länge von rund acht Kilometern voll gesperrt werden (der TV berichtete). Zurzeit befindet sich der Ausbau noch in der Vorbereitung - offizielle Umleitungsstrecken sind noch nicht ausgewiesen. Die B 418 verbindet im Sauertal zahlreiche touristische Einrichtungen. Sie ist im Sommer von ähnlich hoher Bedeutung für den Fremdenverkehr wie die B-53-Moselstrecke. Als Dauerärgernis hat sich der Fischweg-Ausbau (L 149) in Trier-Ruwer erwiesen: Seit vergangenem Spätsommer ist das kurze Straßenstück voll gesperrt, obwohl es als "Tor zum Ruwertal" gilt. Durch die Sperrung, die im Mai aufgehoben werden soll, sind mehrere Tausend Bewohner des unteren Ruwertals seit Monaten ohne direkte Anbindung an Trier. (f.k.)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort