Protest gegen Straßenausbau: Heftiger Disput bei Bürgerversammlung in Trier-Kürenz

Trier-Kürenz · In einer turbulenten Einwohnerversammlung hat der Kürenzer Ortsvorsteher Bernd Michels versucht, die Anlieger von Im Avelertal Ost und Baltzstraße über einen möglichen Ausbau ihrer Straßen zu informieren. Bei den Anliegern stieß das Projekt auf Misstrauen und laute Ablehnung.

 Idyllisch oder nur zu eng? Die Baltzstraße im Avelertal. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Idyllisch oder nur zu eng? Die Baltzstraße im Avelertal. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Foto: Friedhelm Knopp (f.k.) ("TV-Upload Knopp"

Trier-Kürenz. Die Stimmung unter den rund 40 zur Einwohnerversammlung erschienenen Zuhörern kippte schnell: Seit Jahrzehnten hatten die Anlieger der Straße Im Avelertal Ost und der Baltzstraße in stiller Abgeschiedenheit am Trierer Stadtrand gelebt. Die Trecker und LKW auf dem Weg von und zur ehemaligen Staatsdomäne Avelsbach gehörten irgendwie dazu und störten das Idyll kaum. Da wurde auch gerne in Kauf genommen, dass die schmalen Straßen weder über Beleuchtung, befestigte Rabatte oder gar Bürgersteige verfügen. Doch seit einiger Zeit gibt es Unruhe. Grund ist der neue Haushaltsplan der Stadt Trier: Darin sind in den Jahren 2017 und 2018 für den Ausbau der beiden Straßen Mittel von insgesamt rund 730 000 Euro eingeplant. Dazu kommt, dass das Land seine ehemalige Staatsdomäne Avelertal für 25 Jahre an das DRK Bernkastel-Wittlich verpachtet hat, das den Weingutbetrieb übernommen hat.Gerüchte machen die Runde


Nach Bekanntwerden der Verpachtung machten Gerüchte im Avelertal die Runde - insbesondere dass der neue Pächter auf einen Ausbau der Zufahrt über Avelsbachertal Ost/Baltzstraße bestehe. Der Knackpunkt dabei ist, dass die Straßen bisher nur als asphaltierte Wirtschaftswege gelten. Ihr Ausbau wäre ein Straßenneubau mit der Folge, dass die Anwohner die vollen Anliegerkosten zu tragen hätten. Außerdem gibt es vom Ortsbeirat angestrebte Erschließungsflächen. Für deren Genehmigung besteht die Stadt aber auf einem entsprechenden Straßenausbau.
Ortsvorsteher Bernd Michels hatte daher zu einer "reinen Vorinformation" geladen, doch die kam bei vielen Anwohnern anders an. Als psychologisch ungünstig sah es mancher an, dass Michels den Abend mit einem "Diavortrag" über die schöne Natur des Aveler Tals einleitete. Erst hielten die Zuhörer bei den ihnen vertrauten Bildern still. Dann verbreitete sich Unruhe, die beim Foto einer Entenfamilie auf dem Avelerbach in lauten Protest umschlug: "Wir wollen keine Entenbilder - wir wollen Fakten zum Straßenausbau!"
Die Stimmung kippte völlig. Mehrfach versuchte Ortsvorsteher Michels die Wogen mit dem Hinweis zu glätten, dass es sich hier nur um eine Vorabinformation aufgrund zweier Haushaltsposten 2017/18 handele. Michels: "Nichts ist bisher geplant. Da stehen nur zwei Zahlen im städtischen Haushalt. Das zeigt, dass es bei der Stadt konkrete Ausbaugedanken gibt. Doch vor einem Ausbau ist im Rahmen eines Bebauungsplanverfahrens eine Bürgerbeteiligung erforderlich, in die sich alle Anlieger einbringen können."
Doch Michels redete gegen die Wand. Ebenso Hubert Friedrich, Leiter des DLR Mosel (ehemals Landes- Lehr und Versuchsanstalt), der als Eigentümer der Domäne an das DRK verpachtet hat. Auch seine Erklärungsversuche stießen auf Abwehr. Ruf aus dem Publikum: "Wir haben das Gefühl, dass Sie und Herr Michels uns etwas verkaufen wollen, was wir gar nicht haben wollen."
Schlusstenor der Zuhörer aus dem Avelertal: "Das DRK hat die Domäne gepachtet und fordert eine schwerlastfähige Zufahrt - und das auf unsere (Anlieger-)kosten!" Hinzu kamen bautechnische Bedenken. Eine Anwohnerin: "So eine Straße erfordert acht Meter Gesamtbreite - wie soll das vor unseren Grundstücken gehen? Außerdem wollen wir keine schwerlastfähige Rennbahn vor der Haustür."
Da verhallte auch der Hinweis des Ortsvorstehers auf den derzeitigen unzureichenden Zustand der Straße und die Aussicht auf Straßenlampen und Bürgersteige.
Ob es eine Alternative zum Straßenausbau gebe, wurde noch gefragt. Etwa eine ganz neue Trasse an der Wohnbebauung vorbei? Nochmals verwies der Ortsvorsteher darauf, dass es noch keine konkrete Planung gebe. "Ich schließe daraus, dass Alternativen also durchaus denkbar sind", lautete eine Stimme aus dem Ortsbeirat. Schlussapplaus dafür aus dem Publikum - aber draußen ging die erregte Diskussion weiter.Meinung

Angst um die alte Idylle
Noch geht es um ungelegte Eier: Im Etat 2017/18 der Stadt stehen zwei Haushaltsposten für einen Straßenumbau im Avelertal. Doch bis zur konkreten Planung ist es noch weit. Auf die Anwohner im Avelertal wirkt dies jedoch wie das Signal, dass ihr jahrzehntelanger Status in stiller Randlage infrage gerät, zumal die Übernahme der Staatsdomäne durch das DRK Bernkastel-Wittlich Fakten geschaffen hat. Auch Anliegerkosten drohen. Fest steht, dass die Stadt Trier sich nach und nach weiter über ihre Ränder ausdehnen wird und dabei die Sonderstellung der Randbewohner überrollt. Doch gegen den Verlust dieser Randlagenidylle helfen keine versprochenen Straßenlampen und Bürgersteige. Die Wut der Betroffenen erscheint aus ihrer Sicht verständlich - ändern wird sie nichts: Vor 100 Jahren war Kürenz noch ein Dorf, und die Stadt Trier lag irgendwo da unten ... trier@volksfreund.de

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