Unerlaubt aufgehängt Provokante Plakate in Trier: Darum hängt der zensierte Uli Hoeneß an den Werbetafeln

Trier · Ein Kurzinterview mit Uli Hoeneß hat sich auf den Werbetafeln in Trier verbreitet. Mit regulärer Reklame haben die Plakate nichts zu tun. Wer dahinter steckt und worum es geht.

Eines der Hoeneß-Plakate vor der Treviris Passage in Trier.

Eines der Hoeneß-Plakate vor der Treviris Passage in Trier.

Foto: TV/Robert Märländer

Einige Trierer dürften sich bereits darüber gewundert haben, was für Plakate sie aktuell zu sehen bekommen. „In Katar passiert nichts Illegales“, ist darauf in großen, dicken Buchstaben zu lesen. Unten rechts in der Ecke ein Bild von Uli Hoeneß. Der schwarze Balken über den Augen versteckt natürlich nicht, dass es sich um den berühmten FC-Bayern-Funktionär handelt.

Auf den Plakaten äußert sich der „passionierte Menschenrechtsexperte“ in einem kurzen Interview. Wer anfängt zu lesen, wundert sich vielleicht, was Hoeneß dabei so alles von sich gibt. Seine Aussagen zur Fußball-WM in Katar und den Todesopfern, die das Event im Vorfeld gefordert hat, wirken bizarr. Vor Ort habe man ihm viele Orte gezeigt, „wo willige Gastarbeiter mit einem Lächeln im Gesicht bereit sind, alles für die WM zu geben.“ Alles ist in Ordnung mit den Menschenrechten in Katar, lautet der Grundtenor der Äußerungen. Und dann merkt man doch recht schnell, was hier vor sich geht. Das ist kein echtes Interview. Es ist auch keine Werbung, sondern eine politische Botschaft.

Aber wer hat sich dieses falsche Interview ausgedacht und wie kann es sein, dass Statements dieser Art auf eine Werbetafel kommen? Diese Fragen lassen sich zumindest teilweise beantworten.

So sieht das vollständige Plakat aus.

So sieht das vollständige Plakat aus.

Foto: Dies Irae

Von wem stammen die Hoeneß-Plakate in Trier?

Die Plakate geben einen Hinweis darauf, über welche Social-Media-Accounts man die Verantwortlichen findet. Unter @nervtjeden sind sie beispielsweise auch auf Instagram vertreten. Wer genau hinter den Plakaten in der Stadt Trier steckt, bleibt unbekannt. Aber auf Volksfreund-Anfrage nahmen die Aktivisten Stellung zu der Plakatierung in Trier. Die Kritik richtet sich demnach gegen Uli Hoeneß, da er sich besonders für die „korrupte FIFA“ und Katar einsetze.

In einer Erklärung, die an den Trierischen Volksfreund ging, heißt es: „Die Werbevitrinen in Trier [...] wurden mittels eines einfachen Steckschlüssels aus dem Baumarkt geöffnet und sachgemäß wieder verschlossen. Die darin befindlichen sog. ‚City-Light-Plakate‘ wurden gegen Plakate getauscht, die Uli Hoeneß kritisieren. Es wurden dabei weder Plakate entwendet, noch Werbevitrinen beschädigt. Die ursprünglichen Plakate befinden sich eingerollt in der Werbevitrine.“

Die Hoeneß-Kritik ist also ausdrücklich keine Werbung, die auf regulärem Weg gebucht wurde. Dahinter steckt vielmehr eine Aktion, die sprichwörtlich bei Nacht und Nebel stattgefunden hat. Laut Angaben der Aktivisten, die unter dem Namen Dies Irae auftreten, wurden große Werbetafeln am Hauptbahnhof und in der Innenstadt von Trier mit der Hoeneß-Kritik bestückt.

Aktivisten sehen ihre Hoeneß-Kritik als Satire

Eine Anzeige durch Uli Hoeneß oder den FC Bayern fürchtet man bei Dies Irae nach eigenen Angaben nicht. „Kritik in Form der Parodie muss Hoeneß aushalten. Nichts anderes machen satirische Formate wie die ZDF heute-show oder die titanic“, heißt es zur Erklärung.

Die betroffene Firma, die die Außenwerbung aufstellt, konnte zunächst noch nicht mitteilen, in welchem Umfang die Werbeflächen zweckentfremdet wurden. Auch war am Montag, 5. Dezember, noch keine Auskunft möglich, ob ein wirtschaftlicher Schaden entstanden ist.

Bevor die Plakate in Trier auftauchten, waren sie bereits in mehreren deutschen Großstädten zu sehen. Die Aktivisten wenden sich aber nicht nur gegen Uli Hoeneß oder die Fußball-WM in Katar. Bei vergangenen Plakataktionen nahm Dies Irae unter anderem Altkanzler Gerhard Schröder und FDP-Chef Christian Lindner mit satirischen Plakaten ins Visier.

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