Prozess zu tödlichem Baumunglück beginnt am Dienstag

Trier · Fast ein Jahr nach dem Unglück beginnt der Prozess um den kippenden Baum, der eine Triererin erschlagen und einen Mann verletzt hat. Die Staatsanwaltschaft wirft einem Sachgebietsleiter der Stadtverwaltung fahrlässige Tötung und Körperverletzung vor.

Ab Dienstag steht ein Sachgebietsleiter im Grünflächenamt Trier vor dem Amtsgericht der Stadt. Der Angeklagte hätte nach Ansicht der Staatsanwaltschaft eine Untersuchung und auch die Fällung der kranken Kastanie anordnen müssen, die am 22. November 2012 in der Trierer Innenstadt umkippte, eine Schülergruppe knapp verfehlte und zwei Menschen unter sich begrub. Ein Mann wurde dabei schwer verletzt und erlitt Knochenbrüche, für eine 70 Jahre alte Triererin kam jede Hilfe zu spät.

Dieser tragische Fall erregte bundesweit Aufsehen und schuf ein neues Problembewusstsein für die Standsicherheit innerstädtischer Bäume und die Kontrollmechanismen, die diese Sicherheit gewährleisten sollen. Die Staatsanwaltschaft Trier ermittelte sieben Monate lang und kam zu dem Schluss, ein anderer Mitarbeiter des Grünflächenamts habe die 18 Meter hohe Kastanie, die in einem Park am Rand der Fußgängerzone stand, bereits im Juli 2012 als krank und innen zersetzt gemeldet. Der angeklagte Sachgebietsleiter sei für genaue Untersuchungen von Bäumen zuständig, deren Standfestigkeit infrage steht. Er habe eine Untersuchung angekündigt, doch sie habe nie stattgefunden, sagen die Ermittler.

Das Amtsgericht hat einen im Juli von der Staatsanwaltschaft beantragten Strafbefehl abgelehnt. Wäre dieser akzeptiert worden, hätte der Angeklagte ohne Anerkennung einer Schuld eine Geldstrafe von 90 Tagessätzen bezahlen und damit die öffentliche Verhandlung vor Gericht vermeiden können. Doch das Gericht will in einem Prozess klären, ob ein einzelner Sachgebietsleiter einer Stadtverwaltung verantwortlich gemacht werden kann für den tragische Unfall und die Standsicherheit aller 24.000 städtischen Bäume, von denen 18.000 direkt an Straßen, Sport- und Spielplätzen stehen.

Drei Prozesstage sind geplant, nach dem heutigen Auftakt soll es am 26. und 28. November weitergehen. Der Mann der 70-Jährigen, die vom umstürzenden Baum erschlagen wurde, und der schwer verletzte Fußgänger werden als Nebenkläger an der Verhandlung beteiligt sein.

Die Suche nach dem Schuldigen

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