Psychosozialer Krisendienst nimmt Arbeit auf

Ab dem heutigen Samstag nimmt ein Psychosozialer Krisendienst seine Arbeit in der Region Trier auf. Hilfe und Beratung für Menschen in Krisensituationen gibt es künftig an Wochenenden und Feiertagen von 12 bis 24 Uhr.

Trier. (alf) Der tragische Freitod von Fußball-Nationaltorwart Robert Enke zog sich am Donnerstagabend im IHK-Tagungszentrum wie ein roter Faden durch die Redebeiträge. Das war auch nicht verwunderlich, denn der Psychosoziale Krisendienst für die Region Trier, der dort feierlich gegründet wurde, will mithelfen, gerade solche Leidensgeschichten zu verhindern, wie sie der depressiv veranlagte Leistungssportler erleben musste.

"Man sieht, wie groß die Not psychisch Kranker ist und mit welchen Tabus diese Krankheit belegt ist", sagte der Vorstandsvorsitzende der AOK Rheinland-Pfalz, Walter Bockemühl, in seinem Grußwort. Bekanntlich hatte ja auch Robert Enke versucht, seine Krankheit bis zum Ende vor der Öffentlichkeit zu verbergen.

Gerade an Wochenenden, wo es keinen ärztlichen Notdienst wie bei somatischen Erkrankungen gebe, sei ein Ansprechpartner wichtig, betonte Bernd Krönig. Er ist Leiter des Hauses der Gesundheit in Trier, das die Trägerschaft für den Krisendienst übernommen hat. Eingebunden in das Hilfsnetz sind Polizei, Feuerwehr, Telefonseelsorge und gemeindepsychiatrische Dienste.

Die Stadt Trier und der Kreis Trier-Saarburg sichern die Finanzierung. Als beispielhafte Kooperation auf dem Gesundheitssektor lobte Landrat Günther Schartz das in Rheinland-Pfalz einzigartige Modellprojekt. Franz Bonfig von der Stadtverwaltung Trier sagte, die Region sei zwar insgesamt gut aufgestellt, mit dem neuen Dienst werde nun auch die Lücke in der psychiatrischen Betreuung an Wochenenden geschlossen.

Er sei überwältigt, wie viele Freiwillige sich für den Dienst gemeldet hätten, sagte der Leiter des Gesundheitsamts Trier, Harald Michels. Er dankte insbesondere dem "Motor" der neuen Einrichtung, Dieter Ackermann.

Der Psychiatrie-Beauftragte des Kreises hat den Krisendienst nach dem Vorbild des Kreises Herford auf die Bedürfnisse und Gegebenheiten der Region Trier umkonzipiert. Damit ist auch ein dringender Wunsch von Angehörigen psychisch Kranker in Erfüllung gegangen. "Viele von uns fühlen sich überfordert und alleine gelassen. Wer möchte schon Menschen, die er liebt, mit der Polizei in die Klinik bringen lassen", sagte Marlene Gerth.

Es gehe nicht darum, den Kliniken Konkurrenz zu machen, hieß es bei der Eröffnungsfeier. Man wolle ein niedrigschwelliges Angebot schaffen, das beruhigend auf Hilfsbedürftige einwirke und dazu beitragen könne, teure zudem Klinikaufenthalte zu vermeiden. EXTRA Psychosozialer Krisendienst Wo: Gesundheitsamt Trier, Paulinstraße, Telefon: 715-517 Wann: Samstags, sonntags und an Feiertagen von 12 bis 24 Uhr Wie: Beratung und Hilfe für Menschen mit psychischen Problemen am Telefon, in Räumen des Gesundheitsamts und bei Bedarf zu Hause Wer: Sozialpädagogen, Sozialarbeiter, Ärzte, Pflegekräfte, Studierende der Uni vom Fachbereich Psychologie. Es werden noch Freiwillige gebraucht. Interessierte können sich melden beim Haus der Gesundheit, Telefon 0651/4362-217, E-Mail: info@hausdergesundheit-trier.de (alf)

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