Qualifizierte Hilfe gegen die Leere in der Lehre

Pölich/Wittlich/Schweich · Eine besondere Zuwendung erfahren die rund 30 Auszubildenden zweier privater Seniorenresidenzen in Pölich und Wittlich. Qualifizierte Helfer unterstützen die Nachwuchskräfte während ihrer Ausbildung und vor den Prüfungen. Zu dem Pilotprojekt gehört auch die gezielte Nachwuchswerbung in den Schulen.

 Herz und Kreislauf als Prüfungsthema: Sozialpädagogin Kerstin Knopp (links) mit den Schülern Melanie Stadtfeld und Frank Peters beim Lehrstammtisch. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Herz und Kreislauf als Prüfungsthema: Sozialpädagogin Kerstin Knopp (links) mit den Schülern Melanie Stadtfeld und Frank Peters beim Lehrstammtisch. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Pölich/Wittlich/Schweich. Angst vor der Prüfung? Probleme mit dem Lehrstoff? Konflikte am Arbeitsplatz? Plötzliche Zweifel an der Berufswahl? Spätere Übernahme ja oder nein? Solche und ähnliche Nöte quälen viele Auszubildende (Azubis) in Wirtschaft, Handwerk und Verwaltung, und oft fühlen sie sich damit alleine gelassen.
Dies gilt aber nicht für die Azubis in den Seniorenresidenzen St. Andreas in Pölich, St. Paul in Wittlich und demnächst auch St. Martin in Schweich. Ihre private Trägergesellschaft Creatio Beratungs- und Managementgesellschaft mbH sorgt für eine gezielte Begleitung der Nachwuchskräfte aus den Sparten Pflege, Hauswirtschaft und Verwaltung. Betreut wird ab Ausbildungsbeginn bis zur Prüfung. Das Projekt läuft in Kooperation mit der Trierer Kinder-, Jugend- und Familienhilfe Palais e.V., die dazu eine sozialpädagogische Fachkraft - den so genannten Azubi-Coach - stellt.
Die Sozialpädagogin Kerstin Knopp vom Trierer Palais ist an insgesamt zehn Wochenstunden in Pölich und Wittlich tätig. Der TV trifft Knopp in Pölich, wo sie am Abend einige angehende Altenpflegehelfer, die im Mai Prüfung haben, zu einem "Lehrstammtisch" trifft. Knopp: "Dies ist eine von unseren freiwilligen Veranstaltungen, es gibt aber auch Pflichtveranstaltungen." Eine Pflichtveranstaltung für neu beginnende Azubis und Praktikanten habe etwa die Themen "Was erwartet mich in der Ausbildung? Was ist bei der Arbeit wichtig? Wie arbeite ich im Team, und wer hilft mir beim Einstieg?"
Treffen in kleiner Runde


"Vom freiwilligen Lehrstammtisch erwarten die Aspiranten Hilfen bei der Prüfungsvorbereitung und Ratschläge gegen Prüfungsangst", sagt Knopp. Wichtig sei es, auch außerhalb der Veranstaltungen als vertraulicher Ansprechpartner bereitzustehen, denn "da gibt es schon mal knifflige Fragen und Probleme, die Azubis nicht gerne mit ihrem Lehrherrn besprechen wollen".
Beim anschließenden Treffen werden in kleiner Runde alle prüfungsrelevanten Themen angesprochen und vertieft. Heute steht die Behandlung von Herz-Kreislauferkrankungen auf dem Plan - aber nicht als Frontalunterricht, sondern im lockeren Vor antasten mit Unterstützung der Trierer Sozialpädagogin.
"Ich finde es schön, dass man in der Ausbildung und besonders vor der Prüfung nicht alleine dasteht, sondern Hilfe hat, wenn man sie braucht. Das gilt auch für Einzelgespräche über bestimmte Themen in der Schule oder am Arbeitsplatz", sagt Altenpflegehelfer-Schülerin Melanie Stadtfeld (17) aus Neumagen-Dhron.
Geschäftsführer und Heimleiter Markus Kowalik ist sich sicher, dass das "Pölicher Modell" auch in anderen Sparten Schule machen wird. 2010 habe das Programm als öffentlich gefördertes Projekt mit sporadischen Veranstaltungen und in loser Kooperation mit dem Palais e.V. Trier begonnen. Erst seit 2013 arbeiteten Palais Trier und die Seniorenresidenzen fest zusammen.
Kowalik: "Das vordergründige Ziel ist es, die Leute durch die Ausbildung zu bringen. Des weiteren sind wir bemüht, über unsere Kontakte mit dem Palais Trier geeignete Azubis anzuwerben. Dazu gehen wir in die Hauptschulen und rühren die Werbetrommel für den Pflegeberuf, der angesichts der Altersentwicklung von zunehmender Bedeutung sein wird. Gesucht sind junge Leute, die sich wirklich mit dem Thema ,Altenpflege\' ausein-ander gesetzt haben und echtes Interesse daran zeigen."
Übrigens: Die Aussicht auf eine Weiterbeschäftigung nach der Ausbildung ist in St. Andreas, St. Paul und St. Martin hoch. "Wer will, kann derzeit jedenfalls bleiben", sagt der Heimleiter. Und es sehe nicht so aus, als ob sich dies in den nächsten drei bis vier Jahren ändern werde.
Gefördert wird das Projekt "Azubi-Coaching" vom Land und aus einem speziellen EU-Fördertopf. f.k.

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